"So schön ist dieser ehemalige Naziort nie bespielt worden"
Berlin hat ein richtiges Rock-Festival. Das Lollapalooza ist aber kein Berliner Eigengewächs, sondern Ableger eines Mega-US-Festivals. Unser Musikkritiker Martin Risel war im Olympiapark und hat sich das Festival angeschaut.
Berlin gilt als deutsche und internationale Musik-Metropole – und seit ein paar Jahren wird hier auch versucht, ein richtig großes Rock-Festival von entsprechendem Format zu etablieren: Lollapalooza eben. Das ist allerdings kein echtes Berliner Eigengewächs, sondern der europäische Ableger eines großen US-Festivals, dahinter steht auch der weltgrößte Konzertveranstalter Live Nation. Bisher war der Erfolg eher wechselhaft – auch weil immer wieder der Veranstaltungsort wechseln musste. Am Wochenende fand Lollapalooza erstmals im Olympiastadion und drumherum statt. 70.000 Menschen waren pro Tag auf dem Festival.
Gekommen, um zu bleiben
Die Festivaldirektorin Fruzsina Szep war glücklich: "Es ist uns gelungen, dass vierte Lollapalooza da hinzubringen, wo wir uns es als Veranstalter wirklich vorgestellt und erträumt haben. Wir sind angekommen und wir sind gekommen, um zu bleiben." Als Headliner haben die Organisatoren die Band Kraftwerk gewinnen können, ansonsten waren eher jüngere Bands auf der Bühne.
Musikkritiker Martin Risel hat das Musikprogramm nicht überzeugt, es habe insgesamt uninspiriert gewirkt. "Es geht nach dem 'Für-jeden-was-dabei'-Prinzip, viele massenkompatible Chartstars aus verschiedenen Genres", sagt Risel. Doch auch Berliner Lokalkolorit sei vor Ort gewesen, auch Newcomer auf kleineren Bühnen. Die Band Kraftwerk sei wiederum einigen Zuschauern nicht bekannt gewesen: "Weil eben sehr viel junge Zuschauer da waren, die kennen diese Pioniere des Elektro-Sounds gar nicht." Es seien auch "schlimme Acts" gebucht worden: Scooter oder David Guetta.
David Guetta nur für 25.000 Fans
Viele Besucher seien wegen David Guetta gekommen. Bei dem Auftritt des Künstlers habe es einen Eklat gegeben. David Guetta stand im Innenraum des Olympiastadions auf der Bühne, wo es eine Zugangsbeschränkung gab. Nur 25.000 Fans konnten Guetta auf der Bühne sehen. In den Sozialen Medien gab es viele Beschwerden über diesen Vorfall. Die Direktorin Szep wollte auf eine Nachfrage zu diesem Eklat nicht eingehen. Sie wolle aber aus den Fehlern lernen: "Auf jeden Fall, weil wir jetzt die Möglichkeit haben, Verbesserungen zu machen mit dem Festival, mit den Nachbarn, mit allen involvierten Parteien. Das werden wir auch sicher machen, weil wir jetzt endlich eine Möglichkeit haben, dass wir sogar zwei Jahre hintereinander – und hoffentlich auch noch mehrere – in einer gleichen Location sein können."
Das Fazit unseres Musikkritikers Martin Risel lautet trotz der Pannen: "So schön ist dieser ehemalige Naziort nie bespielt worden."