Rock 'n' Roll

Dreißig Minuten in Mono

Von Andreas Müller |
Die neue Platte des Kaliforniers Nick Waterhouse klingt so, als sei sie 1956 von einem durchgeknallten Cousin Elvis Presleys aufgenommen worden. Holly heißt das Album, ist gerade mal dreißig Minuten kurz, in Mono aufgenommen und erinnert nicht nur damit an die großen Zeiten von R&B und Rock 'n' Roll.
Nick Waterhouse wird auf den ersten Blick schnell mit Buddy Holly verwechselt, beim ersten Hören könnte man meinen, seine Musik sei in den 50ern aufgenommen worden und ganz rasch könnte man den jungen Musiker als Retro-Clown abtun. So einer ist er aber nicht. Sondern eine wichtige Stimme von heute.
Waterhouses Beats verdanken viel dem Hip Hop
Waterhouse sieht auch ein bisschen so aus, wie man damals eben so aussah - aber seine Musik besitzt eine absolut zeitgenössische Aggressivität. Waterhouse ist auch irgendwie ziemlich sauer, auf die kalifornische Welt, wie sie ist. In L.A. und San Francisco, wo er wohnte und wohnt, sieht er nur noch die kalte Macht des Geldes und jede Menge Pseudo-Künstler, die nichts von Belang gebacken kriegen.
Waterhouse blickt zurück, hegt eine große Liebe zu analogen Zeiten und beschwört auf Holly ein dunkles LA, wie es auch in den Romanen von James Ellroy thematisiert wird. Hört man genauer hin, funktioniert auch die Retro Keule nicht mehr. Denn natürlich wurde vor sechzig Jahren diese Musik so nicht gespielt. Waterhouses Beats verdanken viel dem Hip Hop und seine Aggressivität ist weit von der naiven Unschuld der alten Rock 'n' Roll Jahre entfernt.
Nick Waterhouse hat sich für sein zweites Album viel Zeit gelassen - und das ist zu hören - sein Konzept klingt noch stimmiger als früher und ein besserer Komponist ist er auch geworden. Tolle Platte!
Label: Innovative Leisure