Buch über Rock-O-Rama
Dem Gründer von Rock-O-Rama, Herbert Egoldt, sei es um "Provokation pur" gegangen, sagt Björn Fischer. © Hirnkost Verlag
Wie der weltgrößte Vertrieb für Rechtsrock entstand
08:12 Minuten
Ende der 1970er vertrieb das deutsche Label Rock-O-Rama Punkplatten. Doch bald kam Rechtsrock hinzu – und irgendwann der Verfassungsschutz. Der Musikjournalist Björn Fischer hat jetzt die Geschichte des mythenbeladenen Unternehmens aufgeschrieben.
Vom Schrabbel-Punk bis hin zu indiziertem Rechtsrock reicht das Spektrum des einflussreichen wie kontroversen Labels Rock-O-Rama. Ende der 1970er-Jahre fing das Label an, von Brühl in Nordrhein-Westfalen aus Punk-Platten zu vertreiben, sie zu lizensieren und zu vermarkten. In Köln gab es einen dazugehörigen Plattenladen. Rock-O-Rama wurde ziemlich schnell erfolgreich. Schnell kam dann aber auch der Rechtsrock hinzu. (*)
Rock-O-Rama sei nicht unbedingt das wichtigste, aber wohl das kontroverseste deutsche Punk-Label gewesen, sagt der Musikjournalist, Schlagzeuger und Punk Björn Fischer. Er hat die Geschichte des Labels in dem 400-Seiten-Buch „Rock-O-Rama. Als die Deutschen kamen“ aufgeschrieben.
„Es gab damals auch schon aggressive Rockproduktionen aus Berlin“, berichtet Fischer. Diese Bands hätten bessere Produktionsbedingungen genossen. Die von Rock-O-Rama seien schäbiger gewesen, denn der Soundingenieur habe nicht so viel Ahnung von Punkmusik gehabt.
Die frühen Jahre des Labels
Der Untertitel des Buchs – „Die Deutschen kommen“ – bezieht sich auf einen Punk-Sampler, der 1982 auf Rock-O-Rama herauskam. Da seien Bands wie Oberste Heeresleitung, Stosstrupp, Die Versager, Cotzbrocken und Der Fluch dabei gewesen: „Das war praktisch der richtungsweisende Sampler damals.“
Er selbst habe in jungen Jahren, Anfang der 1980er, viele Punkplatten des Labels gehört, erzählt Björn Fischer. „Ich habe auf einem Dorf gewohnt, und da waren die sehr populär bei den Punks.“ Durch Medienberichte hätten diese dann aber mitbekommen, dass mit dem Label „nicht alles ganz gerade lief“.
Platten auf dem Index
Fischer glaubt, dass der Gründer von Rock-O-Rama, Herbert Egoldt, zunächst mit Punkmusik Geld machen wollte. Er habe ziemlich früh auch Musik der englischen Punkband Screwdriver vertrieben, die irgendwann einen starken Rechtsdrall bekam. „Aufgrund der Nachfrage war er praktisch ein Pionier, der sich dann auch die ersten Rechtsrock-Bands aus England geholt hat.“ Im Unterschied zu den dortigen Labels habe er über das nötige Geld verfügt. Es sei Egoldt um Provokation pur gegangen.
Dann kamen auch Bands wie die Böhsen Onkelz dazu, Platten landeten auf dem Index. Später beschäftigte sich auch der Verfassungsschutz mit dem inzwischen weltweit agierenden Rechtsrockvertrieb.
(*) Redaktioneller Hinweis: Wir haben einen Link zu einem werblichen Angebot entfernt, an dieser Stelle ist uns ein Fehler unterlaufen.
(abr)