Programmtipp: Tonart Nacht, Americana, 10.5.2017, 1:05 - 5:00 Uhr
"Im Studio suchten wir nach verirrten Alligatoren"
Carl Carlton gilt als einer der besten deutschen Rockgitarristen. Gerade ist sein Live-Album "Woodstock & Wonderland" erschienen. Darauf geht es um die Liebe zur Musik des amerikanischen Südens. In der Tonart Nacht erzählt er die Storys hinter seinen Songs. Ein Blick auf vier Jahrzehnte Americana-Geschichte.
Mit 17 trampte der Ostfriese in die Niederlande – in der Band "Long Tall Earnie and the Shakers" nahm Walter Ahlerich Buskohl, Jahrgang 1955, seinen Künstlernamen Carl Carlton an.
Hierzulande ist er zum Beispiel in den Bands von Udo Lindenberg, Peter Maffay und Marius Müller-Westernhagen zu hören. Wenn Carlton mit seiner eigenen Gruppe auf Tournee geht, klingt alles etwas anders. Dann geht es um die Liebe zur Musik des amerikanischen Südens, von "Woodstock & Wonderland", wie der Musiker ein soeben erschienenes Live-Doppelalbum nannte.
Carlton, der in den USA mit Willy de Ville, Keb' Mo, Levon Helm und Eric Burdon spielte, intoniert Klassiker des Americana-Katalogs und eigene Stücke, die sich daran anlehnen.
Erste eigene Band mit über 40
In der Tonart Nacht erzählt Carlton, wie er – immerhin schon über 40 Jahre alt – seine erste eigene Band gründete:
"Ich saß bei Robert Palmer zu Hause. Wir tranken Whiskey, und er fragte mich: Carl – warum hast Du keine eigene Band? Ich fand mich zu alt für so etwas, aber dann fragte Robert noch einmal: Willst Du ein Mitläufer oder ein Künstler sein?"
Das blieb hängen, und Robert Palmer wurde zu einer Art Paten von Carltons erster Band, den "Songdogs". Ihr Album "Revolution Avenue" nahmen die "Songdogs" in den Sümpfen von Louisiana auf:
"Wenn wir ins Studio kamen, schauten wir zuerst nach, ob sich nicht ein Alligator in das Gebäude verirrt hatte."
Besonders angetan ist Carlton vom Soundtrack der Bürgerrechtsbewegung. Von "Tobacco Road" über "Strange Fruit" (Billie Holiday) bis zur Eigenkomposition "He gave the Names" – der Gitarrist ist überzeugt, dass die politische Musikliteratur ihren Platz in der Rockgeschichte hat. Unter dem neuen US-Präsidenten sei dies auch angebracht:
"An allen Ecken und Enden tut sich was. Alle schreiben wieder. So heiße politische Zeiten sind immer für die Kunst gut."