Rodrigo Duterte

Der philippinische Pöbel-Populist

Der philippinische Präsidentschaftskandidat Davao City Mayor Rodrigo Duterte bei einer Wahlkampfveranstaltung.
Der philippinische Präsidentschaftskandidat Davao City Mayor Rodrigo Duterte bei einer Wahlkampfveranstaltung. © picture alliance / dpa / Ritchie B. Tongo
Von Holger Senzel |
Er verhöhnt Vergewaltigungsopfer, nennt den Papst einen Hurensohn, fordert öffentliche Hinrichtungen - und wird wohl der neue Präsident der Philippinen: Rodrigo Duterte ist Held der Armen und ist haushoher Favorit bei der Präsidentschaftswahl.
Rodrigo Dutertes Wahlkampfauftritte gleichen Pop-Konzerten. Die Fans des 71-Jährigen kreischen hysterisch. Statt über Politik zu reden, präsentiert sich der Favorit dieser Präsidentschaftswahlen gern als Sänger.
Oder er pöbelt sich durch die Talkshows, protzt mit sexueller Potenz, macht geschmacklose Witze über Vergewaltigungsopfer, droht den USA mit Abbruch der diplomatischen Beziehungen. Seine Anhänger jubeln trotzdem.
Papst Franziskus nannte er einen "Hurensohn". Selbst das hat ihm nicht geschadet auf den überwiegend katholischen Philippinen. In Duterte haben die Abgehängten und Enttäuschten ein Ventil für ihre Wut gefunden.

Philippinischer Trump

Als philippinischer Trump ist er ein vulgärer Gegenentwurf zu jener verhassten Politikerkaste, die sich vor allem um sich selbst kümmert. Seit Jahren werden die Reichen immer reicher und die Armen immer zahlreicher.
Zwölf Millionen Philippinos müssen ihr Geld im Ausland verdienen, gut ausgebildete Akademiker sich zu Billiglöhnen in den Callcentern internationaler Konzerne verdingen. Duterte will die ausländischen Investoren aus dem Land werfen. Das ist absurd, aber es kommt an.

Held der Armen

Vor den Restaurants in Manila stehen Wachleute mit Revolvern an der Hüfte; an den Eingängen der Shopping Malls gibt es Röntgenschleusen. Die Wohlhabenden schützen sich. Nur wenige hundert Meter entfernt herrscht das Gesetz der Straße. In den Vierteln der Armen gilt Duterte als Held.
Sie werde ihn wählen, weil er die Kriminalität bekämpfen wolle, sagt eine Mutter: "Wir müssen doch jeden Tag Angst haben, dass unsere Kinder ermordet oder vergewaltigt werden. Oder drogensüchtig, weil drei Häuser weiter eine Drogenbande wohnt."

Todesstrafe für Verbrecher

Einen Kehraus mit eisernem Besen verspricht Duterte. Innerhalb von sechs Monaten will er die Kriminalität besiegt haben. "Wir nehmen die Verbrecher fest, wir packen sie", ruft er unter dem Jubel seiner Zuhörer. "Wenn sie sich wehren und der Gewalt nicht abschwören, dann tötet sie. Tötet sie alle!"
Lautsprecherwagen mit Wahlkampfsongs quälen sich durch den Dauerstau der philippinischen Hauptstadt - einem 13-Millionen-Moloch mit wild und planlos wuchernden Elendsvierteln und Hüttensiedlungen. Es ist eine kreischbunt bemalte Trostlosigkeit. Politikergesichter lächeln von Plakaten an Wäscheleinen und Hauswänden.

Kehrt ein Marcos an die Macht zurück?

Auch zwölf Senatoren, 291 Abgeordnete sowie 18.000 Ratsherren und Gourverneure in den Provinzen stehen zur Wahl, der Stimmzettel ist fast einen Meter lang.
Altbekannte Namen sind darauf. Imelda Marcos, 86-jährige Witwe des Ex-Diktators und im Westen für ihren Schuhtick berüchtigt, kandidiert für den Kongress. Ihr Sohn, Ferdinand junior, wird höchstwahrscheinlich zum Vizepräsidenten gewählt.
Wenn der philippinische Trump Duterte mit seinen kruden Ideen scheitert, weil er weder ein Rezept gegen die Armut noch den islamistischen Terror von Abu Sayaf hat, dann könnte der nächste Präsident der Philippinen in sechs Jahren wieder Ferdinand Marcos heißen.
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