Roger McNamee: Zucked - Waking Up to the Facebook Catastrophe
HarperCollins, London 2019
336 Seiten, circa 15 Euro
Facebook-Investor warnt vor Facebook
07:14 Minuten
Er hat frühzeitig in Facebook investiert - nun warnt Roger McNamee in seinem Buch "Zucked" vor der Datengier der Firma. Das Geschäftsmodell von Facebook müsse dringend verändert werden, mahnt er. Den Gründer Zuckerberg hält er für einen Naivling.
Facebook kriegt zurzeit eine Menge Prügel ab. Von der Europäischen Kommission, vom US-Kongress, von empörten Usern. Es geht um Datenschutz, um einen süchtig machenden und polarisierenden Algorithmus, um das Versäumnis, die Beeinflussung der amerikanischen Präsidentschaftswahlen durch ausländische Akteure erkannt und verhindert zu haben. Immer wenn ein neuer Skandal ans Licht kommt, entschuldigt sich der Facebook-Chef Mark Zuckerberg wortreich – und gibt bald darauf neue Quartals-Rekordgewinne bekannt.
Roger McNamee hat zu dem phänomenalen Erfolg der Firma beigetragen. Der kalifornische Risikokapitalgeber hat frühzeitig in Facebook investiert. Er hat in einem entscheidenden Moment im Jahr 2006 Zuckerberg davon abgeraten, sein junges Unternehmen für eine Milliarde Dollar an Microsoft zu verkaufen. Und er hat ihm seine Geschäftsführerin Sheryl Sandberg vermittelt.
Roger McNamee hat zu dem phänomenalen Erfolg der Firma beigetragen. Der kalifornische Risikokapitalgeber hat frühzeitig in Facebook investiert. Er hat in einem entscheidenden Moment im Jahr 2006 Zuckerberg davon abgeraten, sein junges Unternehmen für eine Milliarde Dollar an Microsoft zu verkaufen. Und er hat ihm seine Geschäftsführerin Sheryl Sandberg vermittelt.
Sogar der langjährige Investor warnt vor Facebook
Nun hat McNamee, der mit dem operativen Geschäft von Facebook nie wirklich zu tun hatte, in einem Buch "Zucked" aufgeschrieben, wieso er Facebook für die größte Bedrohung unserer Zivilisation hält. Über die Phänomene, die er beschreibt, haben aufmerksame Nachrichtenkonsumenten in den vergangenen drei Jahren schon woanders lesen können: das auf Werbung basierende Geschäftsmodell, das darauf baut, die Nutzer möglichst lange vor dem Bildschirm zu halten. Ein Algorithmus, der den Nachrichtenstrom daraufhin optimiert und die User dahingehend manipuliert, dass sie immer radikalere Inhalte anklicken. Die Gier nach immer mehr Daten über zwei Milliarden Erdenbürger. Der Handel mit den daraus erwachsenen detaillierten Persönlichkeitsprofilen. Und das Beharren darauf, dass Facebook doch nur eine Plattform sei und daher für das, was dort geschieht, nicht verantwortlich zu machen sei.
Was McNamees Buch lesenswert macht ist die Tatsache, dass die Kritik nicht von einem Digitalskeptiker kommt, sondern von einem langjährigen Investor, der im kapitalistischen Ökosystem reich geworden ist und sich dort noch immer tummelt - McNamee betreibt zusammen mit dem Popstar Bono die Investment-Firma Elevation Partners. Er war in den Anfängen begeistert von Facebook und dessen Erfinder Zuckerberg, er hält das Führungsduo der Firma noch heute für das beste Managementteam der Welt. Dass er nun vom überzeugten Paulus zum skeptischen Saulus geworden ist, spiegelt eine Stimmung wider, die sich in den vergangenen zwei Jahren unter den Eliten im Silicon Valley immer mehr ausbreitet.
Zuckerberg sei überzeugt, Gutes zu tun
McNamee erklärt uns, dass Facebook das erfolgreichste einer neuen Art von Startups ist, die das Klima in Silicon Valley in den letzten zehn Jahren entscheidend verändert haben. Früher verhinderten vor allem technische Beschränkungen unbegrenztes Wachstum, heute kann ein Unternehmen, das in einer Studentenbude gegründet wurde, binnen zehn Jahren die halbe Welt als Nutzer haben. "Hyperscaling" nennt McNamee diesen Turbokapitalismus hoch zwei, und Zuckerberg charakterisiert er dabei einerseits als Naivling, der die Folgen seiner Handlungen immer zu spät erkennt, andererseits als ein geborenes Geschäftsgenie, das alle Bedenken dem Wachstum seiner Firma unterordnet.
Mehrfach betont McNamee, dass er den Facebook-Oberen keine bösen Absichten unterstellt. "Sie tun das nicht, weil sie schlechte Menschen sind", schreibt er, "sondern weil der Erfolg ihre Realitätswahrnehmung verzerrt hat." Wenn die Verbindung aller Menschen auf der Welt ein prinzipiell erstrebenswertes Ziel ist, dann ist alles gut, was diesem Ziel dient.
McNamee ist überzeugt, dass Firmen wie Facebook und Google von der Politik reguliert werden müssen. Er erwartet aber, dass sie die Probleme, die sie über die Welt gebracht haben, letztlich selber lösen müssen. "Mark hat die moralische Autorität dazu, dieses Modell zu verändern", sagte er kürzlich bei einem Vortrag in San Francisco. Und er glaube, dass Mark, Larry und Sergei - er meint die Google-Gründer Larry Page und Sergei Brin - nur einmal gut drüber schlafen müssten, um die Erleuchtung zur Lösung dieses Problems zu bekommen.
Roger McNamee hat seine Anteile an Facebook übrigens nie verkauft.
Mehrfach betont McNamee, dass er den Facebook-Oberen keine bösen Absichten unterstellt. "Sie tun das nicht, weil sie schlechte Menschen sind", schreibt er, "sondern weil der Erfolg ihre Realitätswahrnehmung verzerrt hat." Wenn die Verbindung aller Menschen auf der Welt ein prinzipiell erstrebenswertes Ziel ist, dann ist alles gut, was diesem Ziel dient.
McNamee ist überzeugt, dass Firmen wie Facebook und Google von der Politik reguliert werden müssen. Er erwartet aber, dass sie die Probleme, die sie über die Welt gebracht haben, letztlich selber lösen müssen. "Mark hat die moralische Autorität dazu, dieses Modell zu verändern", sagte er kürzlich bei einem Vortrag in San Francisco. Und er glaube, dass Mark, Larry und Sergei - er meint die Google-Gründer Larry Page und Sergei Brin - nur einmal gut drüber schlafen müssten, um die Erleuchtung zur Lösung dieses Problems zu bekommen.
Roger McNamee hat seine Anteile an Facebook übrigens nie verkauft.