Rohstoff Phosphat - knapp und umstritten
Phosphor ist nicht nur für Pflanzen, sondern für alle Lebewesen wichtig. Doch das für die Nahrungsmittelproduktion unverzichtbare Element wird knapper, die Rohstofflager sollen bald erschöpft sein. Phosphate haben aber auch eine Schattenseite: Sie belasten Gewässer, hierzulande insbesondere die Ostsee.
In den vergangenen Jahren haben die Kartellwächter empfindliche Geldbußen gegen Unternehmen verhängt, die den Rohstoff Phosphat verarbeiten. Erwischt wurden Firmen, die Futterphosphate für Mastvieh verkauften, aber auch Anbieter von Tabs für Geschirrspüler. Die Tabs enthalten für eine optimale Reinigung Phosphatzusätze. Phosphat ist also nicht nur ein "umstrittener" Zusatz in Cola oder Waschmitteln sondern erleichtert auch die Arbeit im Haushalt.
Aber wie lange noch? Denn die Rohstofflager für Phosphat gehen allmählich zur Neige. Schon seit Jahren müht sich die EU, den Einsatz von Phosphaten zu verringern, namentlich in Wasch- und Reinigungsmitteln. Dabei gehen die meisten Verbraucher davon aus, dass ihre Wasch- und Spülmittel längst phosphatfrei seien. Die Waschmittel ja, aber der wachsende Markt an Reinigungs-Tabs für Geschirrspüler benötigt Jahr für Jahr mehr Phosphat. So wird die Umwelt, die durch das Verbot geschont werden soll, natürlich nicht entlastet sondern die Verwendung einfach nur umgeschichtet.
Die Entlastung der Gewässer gelang über eine ganz andere Maßnahme: Das Phosphat wird in Deutschland seit gut zehn Jahren in den Kläranlagen abgetrennt. Das ist ebenso notwendig wie sinnvoll. Einfach deshalb, weil das allermeiste Phosphat ja gar nicht aus Waschmitteln stammt sondern aus den Ausscheidungen von Tier und Mensch.
Bekanntlich können Gewässer davon zuviel bekommen. Das trifft bis heute für die Ostsee zu. Als Beinahe-Binnengewässer kann sie die Nährstofffracht der Anrainer nicht in Biomasse umsetzen. Der Grund ist, dass in wirtschaftlich schwächeren Ländern geeignete Kläranlagen fehlen. Dadurch eutrophieren Teile der Ostsee, es kommt zu Algenblüten und an einigen Stellen ist das Meer ökologisch tot. Ob da ein Verbot von Phosphaten in deutschen Spülmaschinen der Ostsee irgendeinen Nutzen bringt, ist mehr als fraglich. Denn der deutsche Anteil an der Gesamtfracht liegt bei lausigen zwei Prozent und davon wiederum machen die Geschirrspül-Tabs nur das Schwarze unterm Nagel aus.
Gravierender ist, dass man bei einem Verbot – zur Rettung der Ostsee oder was auch immer - natürlich einen Ersatz für das Phosphat braucht. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Es gibt nämlich keinen – vielmehr kommen jetzt wilde Chemikalienmixturen zum Zuge, ohne auch nur annähernd die ausgezeichnete Wirkung des Phosphats zu erzielen: Carbonate stellen den pH-Wert ein, mit Polycarboxylaten wird der Schmutz dispergiert und Phosphonate helfen die Schmutzreste vom Geschirr zu entfernen. Dazu kommen noch Komplexbildner mit ziemlich komplexen Namen. Alles nur, um einen natürlichen Stoff, das Phosphat, aus der Natur zu eliminieren.
Während es prinzipiell möglich ist, das Phosphat aus den Kläranlagen wieder aufzubereiten und erneut zu nutzen, gibt es kaum eine Chance den neuen Spülmaschinen-Chemiemüll wieder herauszufischen. Es ist erschreckend, mit welcher Gedankenlosigkeit die Umwelt, unter dem Vorwand sie schützen zu wollen, erst recht mit Schadstoffen belastet wird.
Dabei gibt es sogar einen ökologischen Grund für eine begrenzte, kontrollierte Phosphatfracht im Abwasser: Denn wenn keine Nährstoffe, wenn kein Phosphat mehr in die Gewässer gelangen, passiert das Gegenteil der Eutrophierung. Das Gewässer wird nicht mehr durch einen Überschuss von Nährstoffen erstickt, sondern hungert durch einen Mangel. Mancherorts fordern die Berufsfischer bereits eine Phosphatdüngung der Seen. Sonst verschwinden mit den Fischbeständen auch unsere Fischer und ihre Fänge werden dann durch Aquakulturen aus Asien ersetzt. Mahlzeit!
Literatur:
Anon: Spülmittel-Kartell aufgedeckt. Welt Kompakt 24.11.2011; S. 23
Osterath B: Phosphatfrei waschen – phosphatbepackt spülen. Nachrichten aus der Chemie 2011; 59: 828-830
Schumacher T: Deutschlands Anteil an der Eutrophierung der Ostsee. Universität Kiel, Oktober 2009
Böhler M, Siegrist H: Möglichkeiten zur Optimierung der chemischen Phosphorfällung an hessischen
Kläranlagen. Eawag Dübendorf 2008
Lohse M et al: Phosphorrückgewinnung bei der kommunalen Abwasserreinigung. INFA, Ahlen 2005
Römer W: Neue Dünger aus Abfällen. DLG-Mitteilungen 2012; H.7: 66-69
Umweltbundesamt: Meeresschutz darf etwas kosten. Pressemitteilung 23/2012
WWF: Aufatmen – Phosphate werden aus Waschmitteln verbannt. Pressemeldung o.J.
Bischof K: Zu wenig Phosphor zerstört die Berufsfischerei. Schweizer Berufsfischer 2012; H.1: 46-47
Anon: Schweizer Seen sind zu sauber. Blick 30.12.2011
Aber wie lange noch? Denn die Rohstofflager für Phosphat gehen allmählich zur Neige. Schon seit Jahren müht sich die EU, den Einsatz von Phosphaten zu verringern, namentlich in Wasch- und Reinigungsmitteln. Dabei gehen die meisten Verbraucher davon aus, dass ihre Wasch- und Spülmittel längst phosphatfrei seien. Die Waschmittel ja, aber der wachsende Markt an Reinigungs-Tabs für Geschirrspüler benötigt Jahr für Jahr mehr Phosphat. So wird die Umwelt, die durch das Verbot geschont werden soll, natürlich nicht entlastet sondern die Verwendung einfach nur umgeschichtet.
Die Entlastung der Gewässer gelang über eine ganz andere Maßnahme: Das Phosphat wird in Deutschland seit gut zehn Jahren in den Kläranlagen abgetrennt. Das ist ebenso notwendig wie sinnvoll. Einfach deshalb, weil das allermeiste Phosphat ja gar nicht aus Waschmitteln stammt sondern aus den Ausscheidungen von Tier und Mensch.
Bekanntlich können Gewässer davon zuviel bekommen. Das trifft bis heute für die Ostsee zu. Als Beinahe-Binnengewässer kann sie die Nährstofffracht der Anrainer nicht in Biomasse umsetzen. Der Grund ist, dass in wirtschaftlich schwächeren Ländern geeignete Kläranlagen fehlen. Dadurch eutrophieren Teile der Ostsee, es kommt zu Algenblüten und an einigen Stellen ist das Meer ökologisch tot. Ob da ein Verbot von Phosphaten in deutschen Spülmaschinen der Ostsee irgendeinen Nutzen bringt, ist mehr als fraglich. Denn der deutsche Anteil an der Gesamtfracht liegt bei lausigen zwei Prozent und davon wiederum machen die Geschirrspül-Tabs nur das Schwarze unterm Nagel aus.
Gravierender ist, dass man bei einem Verbot – zur Rettung der Ostsee oder was auch immer - natürlich einen Ersatz für das Phosphat braucht. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Es gibt nämlich keinen – vielmehr kommen jetzt wilde Chemikalienmixturen zum Zuge, ohne auch nur annähernd die ausgezeichnete Wirkung des Phosphats zu erzielen: Carbonate stellen den pH-Wert ein, mit Polycarboxylaten wird der Schmutz dispergiert und Phosphonate helfen die Schmutzreste vom Geschirr zu entfernen. Dazu kommen noch Komplexbildner mit ziemlich komplexen Namen. Alles nur, um einen natürlichen Stoff, das Phosphat, aus der Natur zu eliminieren.
Während es prinzipiell möglich ist, das Phosphat aus den Kläranlagen wieder aufzubereiten und erneut zu nutzen, gibt es kaum eine Chance den neuen Spülmaschinen-Chemiemüll wieder herauszufischen. Es ist erschreckend, mit welcher Gedankenlosigkeit die Umwelt, unter dem Vorwand sie schützen zu wollen, erst recht mit Schadstoffen belastet wird.
Dabei gibt es sogar einen ökologischen Grund für eine begrenzte, kontrollierte Phosphatfracht im Abwasser: Denn wenn keine Nährstoffe, wenn kein Phosphat mehr in die Gewässer gelangen, passiert das Gegenteil der Eutrophierung. Das Gewässer wird nicht mehr durch einen Überschuss von Nährstoffen erstickt, sondern hungert durch einen Mangel. Mancherorts fordern die Berufsfischer bereits eine Phosphatdüngung der Seen. Sonst verschwinden mit den Fischbeständen auch unsere Fischer und ihre Fänge werden dann durch Aquakulturen aus Asien ersetzt. Mahlzeit!
Literatur:
Anon: Spülmittel-Kartell aufgedeckt. Welt Kompakt 24.11.2011; S. 23
Osterath B: Phosphatfrei waschen – phosphatbepackt spülen. Nachrichten aus der Chemie 2011; 59: 828-830
Schumacher T: Deutschlands Anteil an der Eutrophierung der Ostsee. Universität Kiel, Oktober 2009
Böhler M, Siegrist H: Möglichkeiten zur Optimierung der chemischen Phosphorfällung an hessischen
Kläranlagen. Eawag Dübendorf 2008
Lohse M et al: Phosphorrückgewinnung bei der kommunalen Abwasserreinigung. INFA, Ahlen 2005
Römer W: Neue Dünger aus Abfällen. DLG-Mitteilungen 2012; H.7: 66-69
Umweltbundesamt: Meeresschutz darf etwas kosten. Pressemitteilung 23/2012
WWF: Aufatmen – Phosphate werden aus Waschmitteln verbannt. Pressemeldung o.J.
Bischof K: Zu wenig Phosphor zerstört die Berufsfischerei. Schweizer Berufsfischer 2012; H.1: 46-47
Anon: Schweizer Seen sind zu sauber. Blick 30.12.2011