Rokia Traoré: Né so
Nonesuch Records
Auf der Suche nach Heimat
Rokia Traoré ist eine der bekanntesten Sängerinnen und eine der musikalischen Botschafterinnen Malis. Ihr neues Album "Né So" (Heimat) ist eine Liebeserklärung an ihre kriegsgeplagte Heimat und sensibilisiert zugleich für die Situation der Bürgerkriegsflüchtlinge.
"Né So" klingt viel intimer, persönlicher als die Vorgängeralben. Die sonst sehr starke Instrumentierung und ihre ausgefeilten Arrangement stehen diesmal eher im Hintergrund, dafür ist ihre Stimme der Mittelpunkt.
Anders als viele andere berühmte Musiker aus Mali, wie Ali Farka Touré oder Salif Keita, hatte sie schon immer viele westliche Einflüsse in ihrer Musik: Pop, Rock gut gemischt mit traditioneller Musik. Da stand und steht sie für Internationalität. Genauso wie bei der Wahl ihrer Musiker. Beim neuen Album sind Musiker aus verschiedenen westafrikanischen Ländern dabei, dann der Led Zeppelin-Bassist John Paul Jones und der amerikanisch-venezolanische Sänger Devendra Banhart, der ja eher aus Psychedelic-Folk-Richtung kommt. Aber am Ende kommt sie immer wieder zurück auf Mali.
Bürgerkrieg als Trauma
Sie ist ja 2009 wieder zurück nach Mali gezogen, drei Jahre später wurde sie dann Zeugin, wie der Bürgerkrieg ausbrach. Natürlich war das für sie traumatisierend. Und genau dieses Trauma hat sie dann zu diesem Album inspiriert. Es geht um persönliche Erlebnisse in Mali, sie singt über die politische Situation, spricht auch ganz direkt die Politiker des Landes an, appelliert an Liebe und Freiheit, sie thematisiert auch die Situation der Flüchtlinge des Landes und spricht auch über Rassismus.
Es gibt ein Cover auf dem Album: "Strange Fruit". In den 30er-Jahren hat das Billie Holiday bekannt gemacht. In dem Lied geht es um Rassismus gegen Schwarze in den USA. Wenn Rokia Traoré dieses Lied wirklich ergreifend und sehr emotional singt, hat sie natürlich die Menschen in Mali im Kopf, die auf der Flucht sind.