Rolandseck-Festival im Kursaal Bad Honnef

Wo Brahms spielte und schwärmte

Ausschnitt einer Jugendstil-Postkarte, bei der ein Medaillon mit einem Brahms-Porträt von zwei Bäumchen umgeben ist.
Brahms liebte Spaziergänge in Parks und Wäldern, wie diese Postkarte von 1900 suggeriert. © imago images / KHARBINE-TAPABOR
Moderation: Volker Michael |
Seit 15 Jahren gibt es das kammermusikalische Rolandseck-Festival. Das Eröffnungskonzert 2020 fand mit Publikum im Kursaal Bad Honnef statt, mit klassisch-romantischer Musik von Ludwig van Beethoven, Ernest Chausson und - na klar - Johannes Brahms.
Bad Honnef liegt direkt gegenüber vom Rolandseck auf der östlichen Rheinseite. Es hat einen vor kurzem renovierten Kursaal, der sich auch wegen seiner musikalischen Vergangenheit als Konzertort bestens eignet. Hier hat schon Johannes Brahms bei Freunden gewohnt und konzertiert. Zum Beispiel im Kursaal Bad Honeff.
Es sei ein schöner Saal mit einer hervorragenden Akustik, sagt künstlerische Leiterin und Geigerin Mihaela Martin. Sie wird in der Sendung Auskunft geben über den restaurierten Veranstaltungsort, das Musikprogramm und die Mitwirkenden.
In dieser Gegend verläuft die Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Ein wenig Kleinstaaterei, typisch deutsch, steckt auch hinter einem besonderen Streit: dem Streit zwischen der Wasmuth-Gesellschaft, dem Arp Museum und der Stiftung Villa Musica in Mainz.
Die Wasmuth-Gesellschaft veranstaltet das Rolandseck Festival seit 15 Jahren. Das Arp Museum hat aber die engagierten Bürgerinnen und Bürger der Wasmuth-Gesellschaft quasi vor die Tür gesetzt zugunsten der Villa Musica. Jetzt versucht die Wasmuth-Gesellschaft das Festival an anderen Orten zu veranstalten.

Neues Konzept

Es ist quasi ein Kammermusikfest im Exil. Ganz so drastisch sieht es die Leiterin Mihaela Martin aber nicht. Es sei alles ganz prima gelaufen dieses Jahr mit den verschiedenen Spielorten: Kursaal Bad Honnef, "Kleine Beethovenhalle" Bonn Muffendorf, einem Rheindampfer und der Wiese am alten Rhein-Hotel in Rolandseck.
Ein breiter Fluss windet sich an Bergen mit Burgen und Städten am Ufer vorbei.
Das Rheintal mit Blick auf den Drachenfels bei Bad Honnef in Nordrhein-Westfalen.© imago images / Jochen Tack
Drei Werke stehen auf dem Programm, das Klavierquartett op. 25 von Johannes Brahms, das Ungarische, beschließt die Sendung. Im Zentrum steht ein besonderes Kammermusikwerk aus Frankreich – das Konzert für Violine, Klavier und Streichquartett von Ernest Chausson. Eher selten zu hören, ein besonderer Edelstein des Repertoires. Und zu Beginn ein Werk des Jubilars in dessen alter Heimat. Schließlich liegt Bad Honnef nur wenige Kilometer von Bonn entfernt hinter dem Siebengebirge.

Serioso

Kein leichtes, kein beiläufiges und kein unbekanntes Werk, sondern ein gewichtiges Stück, nämlich das Streichquartett f-Moll op. 95. Es entstand parallel zur achten Sinfonie und trägt den Beinamen serioso.
Mihaela Martin hat es mit ihrem Michelangelo Quartett aufgeführt und ganz bewusst an den Anfang des Konzerts gesetzt, mit dem auch das Festival eröffnet wurde. Denn es passe mit seinen Ausbrüchen, seiner motorischen Gewalt und seinem versöhnlichen Abschluss in unsere Zeit.
Das Streichquartett f-Moll op. 95 von Beethoven spielte das Michelangelo String Quartet in einer neuen Besetzung mit Mihaela Martin und Conrad Muck, Violine, Michael Barenboim, Viola und Frans Helmerson, Violoncello.

Epische Weiten für sechs Musiker

Ganz junge Musikerinnen und Musiker - überwiegend Studierende der Kronberg Akademie und der Barenboim-Said-Akademie spielten das Konzert für Violine, Klavier und Streichquartett op. 21 von Ernest Chausson. Das hat epische Dimensionen mit seinen vierzig Minuten. Und es bringt eine breite Mischung von Stilen und einen raschen Wechsel von solistischen, kammermusikalischen und orchestralen Gedanken.
In einem historischen Theater sitzen Musiker mit Abstand vor einem locker im Saal verstreuten Publikum.
Die Mitwirkenden des Eröffnungskonzerts des 15. Rolandseck-Festivals am 21. August 2020 im Kursaal Bad Honnef.© Wasmuth Gesellschaft / Susanne Gundelach
Eine satte schmachtende Melodie im Finale, nach einem riesigen Kosmos von Stilen und musikalischen Stimmungen – ein Violinkonzert in Kammerbesetzung.

Brahms Musik mit Verve

Als Johannes Brahms nach Wien kam, hatte sich dort gerade eine Mode etabliert: die Musik "alla Zingarese". Brahms war geradezu süchtig nach der Musik der Roma aus Ungarn, und vom Balkan insgesamt. Das zeigt sich in keinem Kammermusikwerk so sehr wie im Klavierquartett op. 25. Es bildete den schwungvollen Abschluss des Konzertes in jenem Saal, in dem schon der Komponist sein Publikum begeistert hatte.
Festival Pro Beethoven/15. Rolandseck-Festival
Kursaal Bad Honnef
Aufzeichnung vom 21. August 2020
Ludwig van Beethoven
Streichquartett f-Moll op. 95

Michelangelo String Quartet:
Mihaela Martin, Violine
Conrad Muck, Violine
Michael Barenboim, Viola
Frans Helmerson, Violoncello

Ernest Chausson
Konzert für Violine, Klavier und Streichquartett

Yamen Saadi, Violine
Mishka Rushdie Momen, Klavier
Mairead Hickey, Violine
Vashka Delnavazi, Violine
Sara Ferrández, Viola
Alexander Warenberg, Violoncello

Johannes Brahms
Klavierquartett g-Moll op. 25

Plamena Mangova, Klavier
Eldbjorg Hemsing, Violine
Razvan Popovici, Viola
Kyril Zlotnikov, Violoncello

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