Wenn Eltern alt werden - Darüber spricht Vladimir Balzer heute von 9:05 bis 11 Uhr mit Birgit Lambers. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254, per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de – sowie auf Facebook und Twitter.
Wenn Eltern alt werden
Irgendwann trifft es fast jede Tochter oder jeden Sohn: Die Eltern werden schwächer und brauchen Unterstützung. Und auf einmal drehen sich die Rollen um. Wie kann man diese Veränderung gemeinsam gestalten?
Waren Vater und Mutter lange Zeit die Starken und Bestimmenden, sehen sich nun die Kinder in der Verantwortung, für sie zu sorgen. Aber wie kann man diesen Rollenwechsel gemeinsam gestalten? Wie können erwachsene Kinder helfen, ohne ihre Eltern zu bevormunden und sich selbst zu überfordern? Was können Eltern tun, um für diese Lebensphase vorzusorgen?
"Zu Beginn ist das Kümmern für die wenigsten ein Problem", sagt Birgit Lambers. "Wenn es aber zur Daueraufgabe wird mit wachsenden Anforderungen und immer mehr Zeitaufwand, dann stoßen Kinder relativ schnell an ihre Grenzen."
"Zu Beginn ist das Kümmern für die wenigsten ein Problem", sagt Birgit Lambers. "Wenn es aber zur Daueraufgabe wird mit wachsenden Anforderungen und immer mehr Zeitaufwand, dann stoßen Kinder relativ schnell an ihre Grenzen."
Eine Spirale aus Pflicht, Liebe und Belastung
Die Sozialpädagogin und Familientherapeutin hat ein Buch zum Thema geschrieben und gibt Seminare für Angehörige. Sie kennt die Spirale aus Pflicht, Liebe und Belastung. Und sie kennt den inneren Moralapostel, der gesellschaftlich noch verstärkt wird:
"Dieses Pflichtgefühl, das viele Kinder haben, das macht Druck – und das macht einfach nur ein schlechtes Gewissen."
Dafür seien besonders Frauen – und damit die Töchter – anfällig. Aber es gebe keine Bringschuld, auch nicht den Eltern gegenüber. Ihr Rat: "Verabschieden Sie sich vom Müssen. Sie müssen gar nichts." Nur, wer helfen wolle, könne dies mit Liebe und Verständnis tun.
Die Eltern nicht bevormunden
Viele Kinder neigten dazu, ihre Eltern zu bevormunden, ihnen zu viel aus der Hand zu nehmen.
"Bevormundung ist aber eine klare Grenzüberschreitung. Ein Mensch mag in manchen Bereichen hilfsbedürftig sein; aber er hat das Recht auf einen eigenen Kopf. Unsere geistig gesunden Eltern haben auch das Recht Dinge zu tun, die wir als unvernünftig bewerten."
Ihr Rat an die Eltern: "Es ist im Interesse der alten Menschen, sich frühzeitig Gedanken zu machen, Gespräche zu führen."