Gold statt Klo auf dem Plattencover
1968 war die Zeit von Studentenrevolte und Hippie-Träumen. Damals erschien das Kult-Album „Beggars Banquet“ von den Rolling Stones mit legendären Titeln wie "Sympathy for the Devil". Dass der Erfolg sich anfangs in Grenzen hielt, hatte einen Grund.
Keine Frage, die Rolling Stones sind heute Kult. Doch 1968 sah es zeitweise so aus, als würden sie ihren Status als wichtigste Combo neben den Beatles verlieren: Keine Meisterwerke wie die anderen Bands, Probleme mit der Polizei, mit der Steuer und mit der Heroinsucht von Brian Jones.
Musikalischer Tiefpunkt
"Ich glaube, die Stones waren damals auch schon so ein bisschen als Nostalgie-Band verschrien. Sie waren ein bisschen auf dem absteigenden Ast", sagt Musikjournalist Karl Bruckmaier. "Die Jahre davor haben sie eigentlich keine richtig guten Platten veröffentlicht. Sie waren in einem großen Kuddelmuddel." Und das nicht nur beruflich, nachdem ein Film mit Mick Jagger floppte, sondern auch privat. Jaggers Freundin Marianne Faithfull verlor während der Schwangerschaft ihr Kind. Und Gitarrist Brian Jones war wegen seiner Heroinsucht nur noch gelegentlich zu musikalischen Höhenflügen fähig.
Goldrand statt Toilette
"’Beggars Banquet’ sollte das große Statement werden", sagt Bruckmaier. Doch zunächst sah es erst einmal gar nicht danach aus, dass dieses Album Musikgeschichte schreiben würde. Der mangelnde Erfolg war vor allem in einem Streit mit der Plattenfirma begründet. Denn eigentlich wollten die Rolling Stones eine Toilettenwand auf ihrer Platte. Die konservativ eingestellte Plattenfirma weigerte sich, und setzte nach monatelangen Streitigkeiten durch, dass das Album mit Goldrand erschien. "Das ist etwas, das man sich heute gar nicht mehr so leicht vorstellen kann, dass dieses konservative Business versucht hat, die erfolgreichsten Künstler, die sie haben, zu gängeln. Jedenfalls hat sich die Veröffentlichung von ’Beggars Banquet’ um Monate verschoben."
Später Erfolg
Fatal, denn so erschien das lang erwartete "White Album" der Beatles zuerst. "Und die Nummer eins war den Beatles nicht zu nehmen", erklärt Bruckmaier. Was damals wohl niemand ahnte: "Dass ’Beggars Banquet’ ein Longseller wird. Dass da klassische Nummern drauf sind, die definieren werden, was Rockmusik in den nächsten Jahrzehnten sein könnte."
(mw)