Rolling Stones

Noch nicht genug "Satisfaction"

Von Michael Groth |
Seine Ärzte haben ihm vor zehn Jahren gesagt, es sei bald mit ihm vorbei. Daraus wurde nichts. Der Rolling Stones-Gitarrist blickt zurück auf ein Leben voller Musik und Drogen. Heute ist er zwar von diesem Leben gezeichnet, aber noch immer voller Energie.
Ein paar trübe Tage - der Rest hat Spaß gemacht. Keith Richards hört Musik - sogar im Schlaf. Aus seiner 2010 veröffentlichten Biographie "Life" stammt die Geschichte von "Satisfaction", dem vielleicht bekanntesten Hit der Rolling Stones. Er sei nachts aufgewacht, erzählt Keith, die Akkorde im Kopf, schnell auf den Kassettenrekorder gebrummt, dann weiter geschlafen.
In diesem Jahr feiern die Stones ihr 50. Jubiläum. Wer "Life" liest, der wundert sich, dass die Herren noch aktiv sind. Vor allem Keith Richards lässt in den ersten drei Jahrzehnten der Bandgeschichte keine Whiskyflasche ungeleert, Rauschgift gehört zum Tageskonsum, wie für andere der Kaffee:
"Hauptsache, Du kennst Dich selbst. Na ja, es gibt schon Tage, da weiß ich nicht wer ich bin ... aber in der Regel gilt: Ich kenne mich. Ich hab` mich geärgert, als die mich aus der Liste derjenigen entfernten, die es nicht mehr lange schaffen . Auf dieser Liste stand ich ganz oben! Zehn Jahre! Heute lache ich diese Ärzte aus, die mir erzählten: In sechs Monaten ist alles vorbei ... .Heute besuche ich deren Beerdigungen ... .
Hör nicht auf die Anderen. Wenn es ein Geheimnis gibt dann das: Wichtig ist nicht, was Du nimmst, was Du machst. Wichtig ist, wie sehr Du das Leben liebst."
Ausfälle gibt es dennoch: nicht nur wegen Drogen. 1998 fällt Keith in Connecticut, wo er seit Jahrzehnten lebt, in seiner Bibliothek von einer Leiter; 2006 stürzt er - etwas mysteriös - auf den Fidschi-Inseln von einer Palme.
Die Party geht dennoch weiter- schon lange nicht nur mit den Rolling Stones. Richards formt eigene Bands, er unterstützt Kolleginnen und Kollegen, er wird - als Vater von Johnny Depp - sogar zum Filmpiraten.
An Ruhestand denkt er nicht - zur Freude der Fans, zu denen heute schon die Enkelgeneration zählt:
"Uns hören Leute fast jeden Alters zu. Das sind Typen in unserem Alter, ganze Familien mit Enkelkindern ..."
Im Oktober 1961 trifft Richards den Mann, mit dem er gemeinsam Musikgeschichte schreiben wird: Mick Jagger. 1962 gibt es die erste Fassung der Stones:
"Es war einfach London im Jahre 1962 und egal, wie groß London geworden ist, zu der Zeit gab es eine sehr eingeschränkte Musikszene. Wir haben dann am Ende eines Abends gespielt und unsere 15 Minuten wurden zur großen Show des Abends. Wir hatten den Marquee-Club. Wir wussten, hier passiert etwas. Aber es war auch schwer, damit umzugehen."
Heute ist Keith Richards einer der einflussreichsten Gitarristen der Rockmusik. Seine Riffs, sein reduziertes Spiel, ist das Markenzeichen der Rolling Stones. Google zählt mehr als 24 Millionen Einträge unter seinem Namen. Die Rivalität mit den Beatles, der anderen britschen Band, die die Musikgeschichte des vergangenen halben Jahrhunderts prägt, hält er für eine Legende:
"It's the only difference between really the Beatles and the Stones that we're still going."
Und, das, Mr. Richards, hoffentlich noch lange.
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