Neues von den Giganten
Zur Vorweihnachtszeit bringen die Größen der Rock- und Popmusik neue Platten heraus: Die Rolling Stones veröffentlichen eine Hommage an den Chicago Blues. Pop-Poet Pete Doherty meldet sich nach einem erfolgreichen Drogenentzug zurück. John Legend liefert radiotauglichen Hochglanz-Soul.
Rolling Stones: "Blue and Lonesome"
Die erfolgreichste Männerfreundschaft des Rock'n'Roll hat wieder zugeschlagen: Im März spielten Mick Jagger und Keith Richards mit den "Rolling Stones" noch ihr erstes Kuba-Konzert, nur wenige Tage nach Fidel Castros Tod veröffentlichen sie nun ihr 23. Studio-Album: "Blue and Lonesome", eine Hommage an die gemeinsamen Wurzeln der Band, den Chicago Blues.
1963 begannen die Stones ihre Karriere mit einer Coverversion eines Chuck-Berry-Songs. 53 Jahre später interpretieren sie zwölf Blues-Klassiker, von Legenden wie Memphis Slim oder Howlin' Wolf. Und man muss kein Fan sein, um die Energie zu spüren, mit der die vier Ü70-Jährigen hier aufspielen: Die Gitarren sägen, das Schlagzeug scheppert. Wenn Mick Jaggers Stimme jetzt nicht - wie vor Kurzem - einer Kehlkopfentzündung zum Opfer fällt, sollte man sich um die Rolling Stones keine Sorgen machen.
Pete Doherty: "Hamburg Demonstrations"
Sorgen machen musste man sich hingegen um Pete Doherty. Der britische Sänger sah in den letzten Jahren oft zu blass, zu müde aus: Die Drogensucht machte sich deutlich bemerkbar. Doch nach einem erfolgreichen Entzug fand der 37-Jährige an der Elbe neue Inspiration. Im Clouds-Hill-Studio nahm er sein zweites Solo-Album auf, "Hamburg Demonstrations".
Neun Songs hat Pete Doherty eingespielt, mit deutschen Musikern wie dem Keyboarder Albrecht Schrader oder der Bassistin Sonja Glass. Im Vordergrund stehen allerdings die lyrischen Texte. Wenn der Brite von den Terroranschlägen in Paris singt oder seiner verstorbenen Freundin Amy Winehouse einen Song widmet, dann ist das nicht nur berührend. Es beweist auch, dass Pete Doherty -trotz aller persönlichen Probleme - einer der großen Pop-Poeten unserer Zeit ist.
John Legend: "Darkness and Light"
Als das Gegenteil von Pete Doherty könnte man wohl den Amerikaner John Legend bezeichnen, einen smarten R'n'B- Virtuosen, der mal die Keyboards beim Millionen-Rapper Kanye West bediente. "Darkness and Light", so heißt sein fünftes Album, eine Mischung aus samtweicher Stimme und radiotauglichem Hochglanz-Soul.
2010 veröffentlichte John Legend eine Platte mit der Hip-Hop-Gruppe "The Roots" und bewies, dass er nicht nur ein guter Sänger ist, sondern auch Ecken und Kanten besitzt. Leider klingen seine neuen Songs im Vergleich ziemlich glatt: Hier sitzt zwar jeder Ton, aber es fehlen auch die rauen Noten, die Legends frühere Produktionen auszeichneten. Wenn der Kalifornier im letzten Song kurz sozialkritische Töne anschlägt, offenbart das immerhin einen gewissen Tiefgang. Ansonsten wird "Darkness and Light" sicherlich seinen Weg in die Charts finden. Legendär ist das Album leider nicht.