Theatermacher und Pädagoge Hamze Bytyçi

Als „politischer Kulturaktivist“ gegen Antiziganismus

32:58 Minuten
Ein mittelalter Mann im seitlichen Porträt, er hat braune Haare, die an den Schläfen leicht ergrauen, braune Augen und schaut ernst an der Kamera vorbei. Es handelt sich um Hamze Bytyci.
"Sag am besten, du bist Grieche, Albaner, Türke", hörte Hamze Bytyçi schon als Kind von seinem Vater. Dass er Roma ist, sollte er besser verbergen. © Lutz Knospe
Moderation: Katrin Heise |
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Schon als Zwölfjähriger engagierte sich Hamze Bytyçi gegen Abschiebungen. Heute setzt sich der Schauspieler, Regisseur und Pädagoge für die Rechte der Sinti und Roma ein – und plädiert für einen Zusammenschluss von Minderheiten.
Hamze Bytyçi verbringt viel Zeit im Kampf gegen Antiziganismus und setzt sich für die Rechte der Roma in Deutschland ein. Mit dem Verein RomaTrial versucht er die Thematik der Roma-Kultur, aber auch die des Antiziganismus „in die Köpfe der Menschen zu bringen“. Über sich selbst sagt er: „Ich würde mich eine Art politischen Kulturaktivisten nennen.“
Bytyçi ist Mitorganisator des Roma-Filmfestivals „Ake Dikhea?“, das jetzt in Berlin vom 2. bis 6. Dezember zum fünften Mal stattfindet. Der Fokus liegt in diesem Jahr auf der feministischen Perspektive und auf der Selbstrepräsentation. „Es gibt so viel, was über uns erzählt wurde, und Selbstrepräsentation ist mein persönlicher Widerstand, das ist auch ein Lebensmotto.“

Die Roma-Identität verbergen

Im Alter von sieben Jahren kam Hamze Bytyçi im Jahr 1989 nach Deutschland, weil sich die Situation im Kosovo, wo er die ersten Lebensjahre verbrachte, immer mehr verschärfte. 1992 hatten seine Familie und er bereits 16 Stationen hinter sich, verschiedene Städte, verschiedene Flüchtlingsheime. In Freiburg konnten sie zum ersten Mal Fuß fassen.
Schon früh war Bytyçi aktiv für seine Community. Von seiner Mutter übernahm er es, für die anderen Heimbewohner zu übersetzen, als Zwölfjähriger ging er bereits in die Sprechstunde eines lokalen Politikers, um sich gegen Abschiebungen einzusetzen. Den Rassismus der Mehrheitsgesellschaft hat er als Kind durchaus mitbekommen.

„Mein Vater hat mir relativ am Anfang schon klargemacht: Sag am besten, du bist Grieche, Albaner, Türke, was auch immer, aber nicht Roma.“

Theaterluft in Freiburg und Berlin

Eine positive Wahrnehmung der Roma-Kultur begegnete Bytyçi schließlich im Theater: Im Stadttheater Freiburg sah er eine Inszenierung der „Bluthochzeit“ des Pralipe-Theaters, eines Roma-Theaters.
„Ich glaube, dass dieser Applaus für die Menschen auf der Bühne ein Gefühl von Anerkennung war“, sagt er. „Als die sich verbeugten, habe ich gemerkt, das ist ein Beruf, die kriegen dafür Geld und die können sich jeden Tag neu verwandeln – ich glaube, ich will genau das.“
Nach der Schule geht er zur Schauspielschule. Auf der Bühne konnte man ihn zum Beispiel im Berliner Maxim Gorki Theater sehen. 

Minderheiten in die Politik

Jenseits der konkreten Kulturarbeit ist Bytyçi auch noch in der Politik aktiv. Dass Berlin demnächst einen offiziellen Beauftragten gegen Antiziganismus bekommt, ist vielleicht auch ihm zu verdanken. Aber: „Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“
Auch seine Partei Die Linke sei noch immer zu 95 Prozent weiß. „Es ist existentiell für uns, dass wir Menschen mit Migrationsgeschichte in die Parteien reingehen und dann auch unsere Themen und unsere Bedürfnisse mit einbringen, sonst funktioniert das nicht.“
(mah)

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