Tausend Seiten Rache ohne Opfer
In seinem Roman "Die Stunde zwischen Frau und Gitarre" lässt Clemens J. Setz einen Stalker auf den Mann treffen, den er früher verfolgt hat und dessen Frau sich wegen der Nachstellungen des Stalkers umgebracht hat. In dem Roman mit dem bizarren Setting gehe es um eine "unendlich zerdehnte" Rache, sagt Setz.
Geschichten erzählen sei eine hohe Kunst, sagt Clemens J. Setz. Mit "Die Stunde zwischen Frau und Gitarre" hat sich der Schriftsteller nach eigenen Worten dennoch auf anderes Terrain begeben, wollte es dieses Mal anders machen.
Zwar gebe es eine "Story" vom Anfang bis zum Ende, er gehe aber zugleich "ganz tief in eine Figur rein", sagt Setz. Das werde nicht so oft gemacht - und habe zumeist längere Bücher zur Folge. Ergebnis in Setz' Fall: Ein Tausend Seiten langes Monumentalwerk.
Die Geschichte: In einem Wohnheim für behinderte Menschen wird die junge Natalie Betreuerin des Rollstuhlfahrers Alexander. Der bekommt ständig Besuch: von dem Mann, den Alexander als Stalker verfolgt hat, die Ehefrau des Mannes hat sich deswegen umgebracht.
Das Buch ist laut Kritikern "faszinierende Zumutung" und "lohnende Qual"
Die beiden Männer scheinen Freunde zu sein: Doch Natalie fällt auch die unverhohlene Abneigung auf, mit der der Besucher Alexander immer wieder begegnet.
Ein bizarres Setting. In dem Roman gehe es um eine "unendlich zerdehnte" Rache, sagt Setz. Im Grunde sei es eine "Rache ohne Opfer: Das ist das merkwürdige an dem Buch."
"Die Stunde zwischen Frau und Gitarre" ist auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2015. Die "Welt" befand, der "philosophische Psycho-Thriller" wolle den Leser wahnsinnig machen. Die FAZ schrieb von einer "lohnenden Qual", die taz von einer "faszinierenden Zumutung".
Clemens J. Setz: Die Stunde zwischen Frau und Gitarre
Suhrkamp Verlag, Berlin 2015
1021 Seiten, 29,90 Euro
Suhrkamp Verlag, Berlin 2015
1021 Seiten, 29,90 Euro