Jan Koneffke: Sonntagskind, Kiepenheuer&Witsch, 24,99 Euro
Die zwei Gesichter des eigenen Vaters
Nach dem Tod seines linksintellektuellen Vaters las der Schriftsteller Jan Koneffke einen Brief aus dessen Wehrmachtszeit. Er begegnete darin einem völlig fremden, jungen Menschen und hat diese Erfahrung in seinem neuen Roman "Sonntagskind" verarbeitet.
"Das, was ich dort las, von meinem Vater als 18-Jährigem geschrieben, konnte ich nicht in Einklang bringen mit dem Menschen, den ich gekannt hatte", sagte der Schriftsteller Jan Koneffke im Deutschlandradio Kultur über seinen Fund, der ihm zu seinem jüngsten Buch "Sonntagskind" animierte.
Sein Vater hatte einen 30-seitigen Brief hinterlassen, verfasst 1945 zum Kriegsende. Nach der Lektüre dieses Schreibens verarbeitete der Sohn und Autor das authentische Material mit sehr viel Fiktion und setzt mit diesem neuen Roman eine Trilogie fort.
"Dieses jugendliche Draufgängertum, diese soldatischen Werte, das war mir alles sehr fremd", sagte Koneffke über diesen Brief. Den sanften Pazifisten und kluge Linken, als den er seinen Vater kannte und dieser junge Soldat - das sei ihm wie zwei verschiedene Welten erschienen.
Mit 17 Jahren an der Front
Es sei ihm darum gegangen, das Schicksal solcher jungen Männer zu erforschen, die schon mit 17 Jahren an die Front des Zweiten Weltkrieges gerieten, betonte der Schriftsteller. Für diese jungen Leute seien oftmals die soldatischen Tugenden viel wichtiger gewesen als die NS-Ideologie.
"Das ist eine andere Generation", sagte Koneffke. "Die war sechs, als die Nazis an die Macht kamen in Deutschland, und die Frage stellt sich anders, als bei Erwachsenen, die mit 30 oder 35 Offiziere waren und mitgemacht haben." Auffallend sei bei seinem Vater gewesen, dass er über diese Zeit nie habe sprechen können.
Jan Koneffke: Die sieben Leben des Felix Kannenmacher, Dumont Verlag, 19,99 Euro.
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