Almudena Grandes: Inés und die Freude
Aus dem Spanischen von Roberto de Hollanda
Hanser Verlag, München 2014
672 Seiten, 18,99 Euro
Eine üppige Geschichte, traditionell erzählt
Inés, eine junge Frau aus faschistischem Hause, verliebt sich in Madrid in den jungen Kommunisten Pedro – in Spanien unter Franco. Almudena Grandes erzählt in ihrem Buch drei Geschichten auf einmal und stützt sich auf historisch interessanten, aber wenig bekannten Stoff. Mitunter gerät das aber ein wenig zu redundant und vorhersehbar.
Die spanische Erfolgsautorin Almudena Grandes hat sich vor einigen Jahren ein großes Projekt vorgenommen: Einen sechsteiligen historischen Romanzyklus mit dem Titel "Episoden eines endlosen Krieges". In Spanien sind drei Bände davon bereits erschienen. Auf Deutsch liegt nun deren preisgekrönter erster vor. Im Zentrum steht ein kaum bekanntes Ereignis im Oktober 1944: Damals überschritten spanische Kämpfer der Résistance vom befreiten Frankreich aus die Pyrenäengrenze, um im Arantal eine republikanische Enklave zu errichten. Unterstützung erhofften sie sich von der in Spanien damals noch aktiven antifranquistischen Guerilla. Dass mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs auch das Ende des spanischen Faschismus in greifbare Nähe gerückt sei, war, wie man weiß, eine irrige Hoffnung. Francos Truppen vertrieben die Invasoren in nur wenigen Tagen.
Schließt sich Freiheitskämpfern an
Almudena Grandes erzählt von diesen Ereignissen aus verschiedenen Perspektiven, doch ihre Heldin ist die junge Inés, Tochter aus eisern-katholischer kastilischer Großbürger-Familie. Während der Belagerung von Madrid stellt sie sich - aus Liebe, aus Langeweile und schließlich aus Überzeugung - gegen ihre Familie und auf die Seite der Republikaner. Ihr Bruder, ein führender Falangist, holt sie aus dem Gefängnis und sperrt sie in seinem Haus in einem Pyrenäendorf ein. Bei erster Gelegenheit schließt sie sich den Freiheitskämpfern an und - so ist das nun einmal in einem Roman von Almudena Grandes - verliebt sich in den Kommandanten Galán.
Drei Liebesgeschichten in einem Roman
Es ist nur eine von drei Liebesgeschichten in diesem Roman, aber die einzig fiktionale. Die beiden anderen sind historisch belegt: die innige Affäre der "Pasionaria", der verheirateten Chefin der spanischen Kommunisten, mit einem sehr viel jüngeren Genossen; und das Verhältnis des Funktionärs Jesús Monzón mit der jungen und unerfahrenen Carmen de Pedro, die mit ihrer Aufgabe, die Partei in Frankreich unter deutscher Besatzung zusammenzuhalten, völlig überfordert war. Monzón benutzte sie, um seine politischen Vorstellungen unabhängig von der Parteispitze im Moskauer Exil umzusetzen. Er war der Kopf hinter der Invasion, er hatte das Kommando über die spanischen Kommunisten der Résistance und stützte sich auf die antifranquistische Allianz UNE, an der auch rebellische Falangisten beteiligt waren und die er selbst geknüpft hatte.
Das alles ist hochinteressanter, zudem wenig bekannter historischer Stoff. Almudena Grandes hat daraus einen üppigen, sehr traditionell erzählten historischen Roman mit sehr durchschaubaren Figuren gemacht, der auch in der etwas gekürzten deutschen Fassung ein wenig zur Redundanz neigt.