Benjamin Quaderer: "Für immer die Alpen"
Luchterhand Verlag, München 2020
542 Seiten, 22 Euro
Die fiktive Geschichte eines realen Datendiebes
09:53 Minuten
Daten aus Liechtenstein brachten im Jahr 2008 den bis dahin größten Steuerhinterziehungsskandal der Bundesrepublik ans Licht. Jetzt gibt es einen Roman über den Informanten von damals – der Schriftsteller Benjamin Quaderer erzählt, warum.
Benjamin Quaderer ist Jahrgang 1989, in Liechtenstein aufgewachsen und hat in Wien und Hildesheim studiert. Mittlerweile lebt der Schriftsteller in Berlin. Sein Debütroman heißt "Für immer die Alpen" und erzählt die halsbrecherische Geschichte eines Datendiebes aus dem Fürstentum. Auf historischer Grundlage: Diesen Dieb hat es tatsächlich gegeben.
Nicht der erste Versuch mit einem Liechtenstein-Stoff
Seine Romanfigur basiere in gewissen Beziehungen auf der tatsächlich existierenden Person Heinrich Kieber, erzählt der Schriftsteller. Dieser habe Daten bei der dem Liechtensteiner Fürsten gehörenden Bank gestohlen und im Jahr 2008 dem Bundesnachrichtendienst verkauft. Das führte unter anderem zur Verhaftung des deutschen Postchefs Klaus Zumwinkel.
Schon während er Literarisches Schreiben studierte, wusste Benjamin Quaderer, dass er gern etwas über Liechtenstein schreiben würde, und habe auch verschiedene Versuche unternommen. Doch erst mit der Figur des Datendiebs sei der Moment gekommen, in dem er sicher war, auf der richtigen Spur zu sein.
"Ich glaube, ich wäre kein guter Sachbuchautor"
Dass "Für immer die Alpen" ein Roman und kein Sachbuch werden sollte, stand für Quaderer immer fest. Einerseits, weil es schon ein Sachbuch über Heinrich Kieber gebe, andererseits aber auch, weil es ihn interessiert habe, was man aus dieser Person als Typus herausarbeiten kann. Außerdem sei er einfach kein Sachbuchautor, sagt der Schriftsteller.
Beim Schreiben habe er sich immer vorgestellt, dass sein Protagonist im Zeugenschutzprogramm sitzt und an seiner Lebensgeschichte schreibt. Und zwar mit der Absicht, ein Sachbuch zu verfassen. Stattdessen aber produziert er immerzu Fiktion.
Nicht als Angriff auf das Fürstentum gedacht
Viele Details, die im Buch vorkommen, etwa die Tiefgarage, die direkt zum Finanzinstitut führt, seien aber real, erzählt Benjamin Quaderer. Und Vaduz, Hauptort Liechtensteins, sei tatsächlich mehr oder weniger untertunnelt.
Dass das Land in dem Roman nicht besonders positiv dargestellt wird, will der Schriftsteller nicht als Angriff verstanden wissen. Das habe viel mit seiner Hauptfigur zu tun, da habe einfach kein idyllischer Heimatroman entstehen können.