Juli Zeh zum Roman "The Circle"
Seit Tagen wird über die Schrecken einer total überwachten Gesellschaft diskutiert, wie sie Dave Eggers in "The Circle" beschreibt. Die Schriftstellerin Juli Zeh findet: Wir müssen froh sein, dass es das Buch gibt.
Die Schriftstellerin Juli Zeh sieht in Dave Eggers' Roman "The Circle" über die totale Überwachung einen "großen, wichtigen Beitrag" zu einer gesellschaftlichen Debatte. Im Deutschlandradio Kultur sagte sie: "Wir müssen uns davor verbeugen und froh sein, dass es das Buch gibt. Jeder muss es lesen." Kritik an der literarischen Qualität nannte sie "ein bisschen Pinscher-Gekläff vor der Dogge". Eggers habe schließlich einen Thriller schreiben wollen, kein "Vorzeigewerk der hohen Belletristik."
"Auf einmal verstehen wir das Problem"
Was der Autor des über 500 Seiten dicken Buches beschreibe, sei "nur" eine Steigerung dessen, was wir heute kennen, so Zeh: "Wir fühlen mit den Figuren und wir leben in der Welt, die er uns zeigt - und auf einmal verstehen wir vielleicht das Problem. Das ist ein ganz großer aufklärerischer Akt." Der spannendste Aspekt sei die Politik im Roman gewesen: "Politik wird nicht mehr stattfinden, so wie wir sie heute kennen, weil sie abgelöst wird durch Votings." Politiker würden "super-transparente Ausführer eines absoluten Volkswillens."
Keine Entscheidungen an den Schwarm delegieren
Nach Meinung Zehs stammt das zumindest aus der "Ideen-Kiste" der Liquid Democracy, wie sie auch die Piratenpartei fordert. Sie bezweifelt jedoch, dass dies noch eine Form der Demokratie sei. Vielmehr werde aus einem mündigen Bürger ein "manipulierter Digitalkonsument". Gleichwohl sollte nach Meinung Zehs auch die repräsentative Demokratie die neuen technologischen Möglichkeiten nutzen - etwa um frühzeitig Mitwirkung zu ermöglichen: "Das muss aber nicht heißen, dass man Entscheidungen wirklich an den Schwarm delegiert."