Zwischen Irrsinn und Italien
Hauptsache schräg, das könnte das Lebensmotto des Aktionskünstlers André Heller sein. In der Lesart hat er mit uns über Drogen, Musik und die vielen Wendungen in seiner Biografie gesprochen. Und über Literatur - denn nun hat er auch einen Roman geschrieben.
Der Österreicher André Heller, Jahrgang 1947, hat als Künstler viele Genres ausprobiert: Er hat Lieder geschrieben und Platten herausgebracht, den Zirkus Roncalli begründet, Opern inszeniert, Filme gedreht, eine Fülle von Spektakeln erfunden, die zu Welterfolgen wurden und außerdem Gärten und Parks geplant. Neuerdings ist er auch Romancier, "Das Buch vom Süden" heißt sein Debüt und in der Lesart haben wir mit ihm darüber gesprochen.
Der Süden sei für ihn mehr als nur eine Landschaft, sagt André Heller.
"Für mich ist der Süden ein Ort, wo ich bestimmte Handicaps, die ich mein Leben lang empfunden habe, nicht auf meinen Körper wahrnehmen kann und auch nicht in meinem Geist diesen Druck habe, diesen Kult der schlechten Laune."
Entsprechend erkennt auch sein Romanheld Julian, das er die Enge der österreichischen Heimat verlassen und Richtung Süden aufbrechen muss.
Doch nicht nur die Sehnsucht nach dem Süden feiert Heller in seinem Entwicklungsroman, sondern auch die schillernden Figuren des untergehenden, alten Wien. Er sei Zeuge von so vielen Verücktheiten, Verwerfungen und so viel Exzentrik gewesen. Im Laufe der Jahrzehnte
"habe ich hunderte Figuren und Vorgänge und - sagen wir mal - Abgründigkeiten in mir gespeichert und ich wollt' die eines Tages bannen aufs Papier bringen", so Heller.