Romantisches Traumpaar
Trotz des Heine-Jahres geizen die Verlage mit neuer Literatur über den Schriftsteller. Eine der wenigen Neuerscheinungen wirft einen Blick auf die Zeitgenossen Heine und Schumann. "Das letzte Wort der Kunst", ein Katalog zu einer Düsseldorfer Ausstellung, stellt das Werk beider Künstler in den Kontext der ästhetischen, gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen ihrer Zeit, der Romantik.
Zum Thema Heine und die Musik gibt es viel Literatur, unzählige Aufsätze und einige Bücher. Im Jubiläumsjahr Heines ist allerdings die Ausbeute auf dem Buchmarkt flau. Es scheint, als habe das Mozart-Jubiläum sämtliche Kapazitäten gebunden und alle anderen Themen in den Hintergrund gedrängt. Jedenfalls gibt es zu Heine nur eine nennenswerte Neuerscheinung, und auch das ist nicht eigentlich ein eigenständiges Buch, sondern der Katalog zu einer Ausstellung, die im März in der Düsseldorfer Kunsthalle eröffnet wird und Heine und Schumann in den Doppel-Blick nehmen will.
Heine und Schumann - beider 150. Todestag wird in diesem Jahr gedacht. Beide haben zumindest einen Teil ihres Lebens in Düsseldorf gelebt, beide spielten sowohl als Künstler wie auch als Publizisten eine maßgebliche Rolle in ihrer Zeit. Beide sahen sie die Kunst als Rettung aus politisch unrettbaren Zuständen.
Von allen Komponisten, die Heine vertont haben, ist Schumann wohl der bedeutendste. Und von allen Dichtern, die Schumann vertont hat, spielt Heine die wichtigste Rolle.
Heinrich Heine und Robert Schumann scheinen wie ein romantisches Traumpaar. Seine berühmtesten Lieder hat Schumann auf Gedichte von Heine geschrieben, darunter befindet sich der Zyklus "Dichterliebe", der zum Inbegriff des romantischen Lieds wurde. Weltschmerz, Sehnsucht, das tiefe Gefühl - in der "Dichterliebe" ist es sowohl in Worten als auch in der Musik zu fassen. Und sogar die Ironie, obwohl Schumann immer wieder (fälschlicherweise) vorgeworfen wurde, dass er Heines Ironie nicht verstanden und deshalb auch nicht vertont habe.
Begegnet sind sich Heine und Schumann nur ein einziges Mal, 1828 in München. Da war Schumann gerade 17 Jahre alt und, im Gegensatz zu Heine, noch nicht berühmt. Sie sprachen nicht nur über Kunst, sondern auch über Politik, zum Beispiel über Napoleon, von dem Schumann anschließend notiert, dass er begonnen habe, "unsern europäischen Augiasstall von dem obskuranten Pfaffen und Papstthum zu reinigen".
Sie haben sich danach nicht wieder getroffen, aber geschätzt, bis zum Bruch 1836, als sie sich über ein Werk von Giacomo Meyerbeer in die Haare gerieten. Heines Musikverständnis, so beschreibt es das vorliegende Buch, war "hauptsächlich politisch motiviert", während Schumann eher musikorientiert argumentierte und der Musik größere Autonomie zuwies. Es lag wohl an diesen Differenzen, die die beiden Journalisten öffentlich austrugen, dass Heine sich für die schönsten aller Vertonungen seiner Gedichte nie bei dessen Urheber bedankte.
Der Ausstellungskatalog zur Düsseldorfer Ausstellung stellt das Werk von Schumann und Heine in den Kontext der ästhetischen, gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen. Er entstand in Zusammenarbeit vieler Experten, was eine gewisse Polyphonie der Themen ergibt. Das kann man Perspektivenreichtum nennen oder auch mangelnde Stringenz.
Manchmal wirkt der Band eher wie eine Festschrift, in der unterschiedlichste Beiträge versammelt sind, die die Autoren schon immer mal schreiben wollten. Andererseits gibt es ausführliche Darstellungen zu "Romantik und Revolution", zur "Dichterliebe" und dem gewissermaßen komplementären Verhältnis des musikaffinen Heine zum literaturaffinen Schumann. Es gibt noch einige Erläuterungen zur Rezeptionsgeschichte von Schumanns Heine-Vertonungen. Und es gibt vortreffliches Bildmaterial, das diesen Band auch ohne Ausstellung zu einer sehr informativen Quelle zu Heine, Schumann, der Romantik und den gesellschaftlichen Zuständen jener Zeit macht.
Joseph A. Kruse (Hrsg.): Das letzte Wort der Kunst. Heinrich Heine und Robert Schumann zum 150. Todesjahr
Verlag J.B. Metzler, Stuttgart 2006
ca. 400 Seiten, ca. 24,95 Euro
Das Buch erscheint am 22. März 2006.
Service:
Die gleichnamige Ausstellung ist vom 12. März bis 11. Juni 2006 in der Kunsthalle Düsseldorf zu sehen.
Heine und Schumann - beider 150. Todestag wird in diesem Jahr gedacht. Beide haben zumindest einen Teil ihres Lebens in Düsseldorf gelebt, beide spielten sowohl als Künstler wie auch als Publizisten eine maßgebliche Rolle in ihrer Zeit. Beide sahen sie die Kunst als Rettung aus politisch unrettbaren Zuständen.
Von allen Komponisten, die Heine vertont haben, ist Schumann wohl der bedeutendste. Und von allen Dichtern, die Schumann vertont hat, spielt Heine die wichtigste Rolle.
Heinrich Heine und Robert Schumann scheinen wie ein romantisches Traumpaar. Seine berühmtesten Lieder hat Schumann auf Gedichte von Heine geschrieben, darunter befindet sich der Zyklus "Dichterliebe", der zum Inbegriff des romantischen Lieds wurde. Weltschmerz, Sehnsucht, das tiefe Gefühl - in der "Dichterliebe" ist es sowohl in Worten als auch in der Musik zu fassen. Und sogar die Ironie, obwohl Schumann immer wieder (fälschlicherweise) vorgeworfen wurde, dass er Heines Ironie nicht verstanden und deshalb auch nicht vertont habe.
Begegnet sind sich Heine und Schumann nur ein einziges Mal, 1828 in München. Da war Schumann gerade 17 Jahre alt und, im Gegensatz zu Heine, noch nicht berühmt. Sie sprachen nicht nur über Kunst, sondern auch über Politik, zum Beispiel über Napoleon, von dem Schumann anschließend notiert, dass er begonnen habe, "unsern europäischen Augiasstall von dem obskuranten Pfaffen und Papstthum zu reinigen".
Sie haben sich danach nicht wieder getroffen, aber geschätzt, bis zum Bruch 1836, als sie sich über ein Werk von Giacomo Meyerbeer in die Haare gerieten. Heines Musikverständnis, so beschreibt es das vorliegende Buch, war "hauptsächlich politisch motiviert", während Schumann eher musikorientiert argumentierte und der Musik größere Autonomie zuwies. Es lag wohl an diesen Differenzen, die die beiden Journalisten öffentlich austrugen, dass Heine sich für die schönsten aller Vertonungen seiner Gedichte nie bei dessen Urheber bedankte.
Der Ausstellungskatalog zur Düsseldorfer Ausstellung stellt das Werk von Schumann und Heine in den Kontext der ästhetischen, gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen. Er entstand in Zusammenarbeit vieler Experten, was eine gewisse Polyphonie der Themen ergibt. Das kann man Perspektivenreichtum nennen oder auch mangelnde Stringenz.
Manchmal wirkt der Band eher wie eine Festschrift, in der unterschiedlichste Beiträge versammelt sind, die die Autoren schon immer mal schreiben wollten. Andererseits gibt es ausführliche Darstellungen zu "Romantik und Revolution", zur "Dichterliebe" und dem gewissermaßen komplementären Verhältnis des musikaffinen Heine zum literaturaffinen Schumann. Es gibt noch einige Erläuterungen zur Rezeptionsgeschichte von Schumanns Heine-Vertonungen. Und es gibt vortreffliches Bildmaterial, das diesen Band auch ohne Ausstellung zu einer sehr informativen Quelle zu Heine, Schumann, der Romantik und den gesellschaftlichen Zuständen jener Zeit macht.
Joseph A. Kruse (Hrsg.): Das letzte Wort der Kunst. Heinrich Heine und Robert Schumann zum 150. Todesjahr
Verlag J.B. Metzler, Stuttgart 2006
ca. 400 Seiten, ca. 24,95 Euro
Das Buch erscheint am 22. März 2006.
Service:
Die gleichnamige Ausstellung ist vom 12. März bis 11. Juni 2006 in der Kunsthalle Düsseldorf zu sehen.