Ron-Arad-Schau im Vitra-Design-Museum

Rolle der Designer in der industrialisierten Welt

Ron Arads Kommentare über den ersten Prototyp des Well Tempered Chairs
Ron Arads Kommentare über den ersten Prototyp des Well Tempered Chairs © Ron Arad Associates
Heng Zhi im Gespräch mit Max Oppel |
Das Vitra Design Museum widmet dem Stardesigner, Architekten und Künstler Ron Arad eine Schau. Kuratorin Heng Zhi sagt, der gelernte Industrieschweißer sei auch ein Meister darin, die Frage zu vernachlässigen, was Design und was Kunst ist.
Das Vitra Design Museum in Weil am Rhein widmet dem britischen Industriedesigner und Architekten Ron Arad eine eigene Schau. Der gelernte Industrieschweißer arbeitete anfangs nur mit Blech, Nieten und allen Arten von Altmetall, später kam Kunststoff dazu. Kuratorin Heng Zhi sagt zu dem Projekt:
"Im Vitra Schaudepot, an diesem Ort, wo wir vor allem Möbelgeschichte zeigen, widmen wir die Ausstellung vor allem seinen früheren Arbeiten, aus den 80er- und 90er-Jahren, wo er noch nicht wirklich angefangen hat, intensiv mit der Möbelindustrie zu arbeiten und noch sehr experimentell und künstlerisch unterwegs war."

Was ist Kunst, was ist Design

Arad sei einer der ersten Designer gewesen, der die Frage aufgebracht habe: Was ist Kunst, was ist Design? Man müsse aber auch sagen, dass Arad auch ein Pionier darin sei, diese Frage absichtlich zu vernachlässigen.
"Für ihn spielt es überhaupt keine Rolle, diese Grenze zwischen verschiedenen Disziplinen. Auf der anderen Seite gibt es Hinweise darauf, dass er, besonders in den früheren Jahren, die Arbeiten nicht unbedingt der Kunstszene widmen wollte. Deswegen hat er, sehr gewollt, glaube ich, angefangen mit der Möbelherstellung: Vitra oder Cartell oder Moroso später."
In der Ausstellung sei auch eines der ersten Möbelstücke von Arad zu sehen, der Rover Chair, aus dem Jahr 1981, bestehend aus einem recycelten alten Rover-Autositz und Rohrverbindung aus Gusseisen.
"Das ist auch ein Stück, das er auch explizit in Verbindung zu Duchamp und Picassos Readymades gebaut hat."
Bekannt sind auch sein geschwungenes Bookworm-Regal, das Arad zuerst in Metall gebaut hat, und der Well Tempered Chair aus Edelstahl.

Metallobjekte komprimieren

Arads sechs Meter lange und zweieinhalb Meter hohe Metallpressmaschine "Sticks and Stones" besteht aus einem Förderband und einer hydraulischen Presse: Metallobjekte werden auf dem Förderband in die Höhe gefahren und in der Presse zu Würfeln gedrückt.
Ist das Konsumkritik?
Das habe etwas von einem Autoverschrottungsprozess, sagt Heng Zhi:
"Durch das Förderband erinnert die Maschine eben auch an eine Fließbandproduktion. Nur hier ist es ein umgekehrter Prozess. Hier werden keine Stühle oder Objekte hergestellt, sondern fertige Objekte verschrottet. Und damit kann man auch sagen, dass Arad die Rolle der Designer in der industrialisierten Welt hinterfragt."
(mf)
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