Rosenmontag

Der "Konfetti-Krieg" in Halle

Müll liegt am 11.02.2013 nach dem Rosenmontagszug durch Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) auf dem Boden.
Nach dem Rosenmontagsumzug ist die Stadtreinigung am Zug. © picture alliance / dpa - Caroline Seidel
Von Christoph Richter |
Auch im Osten Deutschlands wird Karneval gefeiert - eine Hochburg ist Halle. Doch nun fällt ein Schatten auf die Karnevalsmetropole. Weil die Kosten der Straßenreinigung die Vereine überfordern, war gar von einem Konfetti-Verbot die Rede. Geht nicht, schimpften die Karnevalisten.
Mann: "Spaß muss sein und da gehört auch Konfetti dazu."
Frau: "Kann ich nicht verstehen, es wird so viel hin und her geschoben, da wird wohl ein bissel übrig bleiben. Gehört dazu ... "
Die Menschen in Halle sind sich einig: Ohne Konfetti macht Karneval keinen Spaß. Das Konfetti aber Streit, gar Debatten auslösen kann, haben viele für unmöglich gehalten. Denn dieses Jahr dürfen die Hallenser Narren am Rosenmontag nur echtes Konfetti verstreuen. Nicht erlaubt ist das sogenannte EDV-Konfetti, dass aus extrem kleinen und sehr leichten Computer-Papierresten besteht.
"Das ist billig. Wo es die Leute herhaben, ich weiß es manchmal nicht. Jedenfalls kam das immer mehr zum Einsatz. Und im letzten Jahr haben uns die Reinigungskosten so doll um die Ohren gehauen, dass wir das erstmal nicht zahlen konnten."
Es ging um exakt 7000 Euro Straßenreinigungskosten. Erzählt Volker Rosenau. Er ist der Hallenser Karnevalspräsident.
"Wir haben dann mit den Halleschen Stadtwerken eine Vereinbarung getroffen, dass wir das ein bisschen abstottern können. Und da haben wir gesagt, das können wir nicht jedes Jahr, das passt nicht."
Weshalb jetzt von einem Konfetti-Verbot gar die Rede war. Ein Gerücht, dass sich in Halle wie ein Lauffeuer verbreitete.
"Na klar war da Alarmstimmung. Das geht ja gar nicht, so ein Umzug ohne Konfetti."
Konfetti lässt sich nur schwer von den Straßen fegen
Denn: Wer es noch nicht wusste, das klitzekleine Computer-Konfetti lässt sich mit den Kehrmaschinen nur schwer von den Straßen fegen. Pressesprecherin Antje Prochnow von den Stadtwerken in Halle mit einer Lektion in Sachen Konfetti und Müllwagen:
"Die Kehrmaschine funktioniert mit Umluft. Und funktioniert so, dass der Straßenkehricht, der relativ schwer ist, in den Sammelbehälter nach unten fällt. Mit dem Konfetti ist das eben nicht so. Das ist sehr leicht. Und das wird schön durchgepustet und dann kommt es wieder raus aus der Kehrmaschine ..."
Und das so leichte Computer-Konfetti landet wieder auf der Straße. Weshalb man viele Straßenkehrer benötige, die ganz klassisch mit dem Besen unterwegs sind. Und das kostet. In allerletzter Sekunde hat man sich in Halle daher auf einen Deal geeinigt: Die Karnevalisten verwenden handelsübliches - also leichter zu kehrendes - Konfetti und bekommen im Gegenzug von den Stadtwerken die Zusicherung, dass die Reinigungs-Kosten nicht teurer als etwa 2000 Euro werden.
"Im Rheinland redet man nicht von 2000 Euro. Da ist jemand da, der sagt: Komm mach nicht so viel Brühe. Für uns ist das sehr viel Geld."
Seit 1977 ist Volker Rosenau Karnevalist. Er ist der Organisator des größten Rosenmontagsumzugs in Sachsen-Anhalt. Von 3000 Mitwirkenden, etwa 150 Wagen ist die Rede, Zehntausende Besucher werden erwartet. Dass man nun doch - neben den rund fünf Tonnen Süßigkeiten - eine deftige Konfetti-Rakete loslassen kann, macht Chef-Narr Volker Rosenau rundherum glücklich. Auch wenn man noch immer die tiefen Sorgenfalten sehen kann, die ihm die Kleinstadtposse um das Beinahe-Karnevals-Konfetti-Verbot beschert hat.
"Wir machen das nicht für uns, wir sind bestrebt Frohsinn rüberzubringen, das ist eigentlich unsere Aufgabe."
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