Roskilde Festival in Dänemark

"Weniger Rock 'n' Roll, dafür mehr Einfluss"

Publikum beim Roskilde Festival in Dänemark, hier beim Auftritt der kolumbianischen Band Bomba Estereo am 30. Juni 2016
Publikum beim Roskilde Festival in Dänemark © picture alliance / dpa
Von Steen Lorenzen |
Auf deutschen Musikfestivals wird selten über Politik, Nachhaltigkeit und gesellschaftliches Zusammenleben nachgedacht. In Roskilde ist das anders: Kaum ein Festival verzahnt Popmusik und Zukunftsplanung so eng wie das dänische Großereignis.
Das Festival in der dänischen Stadt Roskilde, das derzeit stattfindet, lässt die Einwohnerzahl der Stadt von 50.000 auf 150.000 ansteigen. Es ist das größte Festival Nordeuropas. Zugleich ist das Roskilde Festival nicht nur regelmäßig prominent besetzt, es hat auch tiefgreifenden Einfluss auf die Entwicklung der Stadt.
Das Festival hat einen eigenen Bahnhof und betreibt eine eigene Hochschule. Außerdem entsteht seit einigen Jahren am Rande des Festivalgeländes ein eigener Stadtteil namens "Musicon", in dem ein Rockmuseum, Kreativunternehmen und Wohnhäuser angesiedelt sind.
Der Stadtteil entsteht nach und nach, und - ganz im Sinne des Festivals - ökologisch und gemeinsam mit den Bewohnern und Nutzern.

Cafés, eine kleine Brauerei, ein Konzerthaus

"Weniger Rock 'n' Roll auf allen Ebenen – dafür mehr Einfluss, um Freiräume und Strukturen für neue Lebensentwürfe und Jugendkultur zu schaffen", so fasst Musikjournalist Steen Lorenzen die Entwicklung des Festivals, das 1972 gegründet wurde, zusammen:
"Die Stadt hat das Know-how des Festivals angezapft, um eine Industriebrache Schritt für Schritt umzubauen. Statt einen Gesamtplan zu entwerfen, ist man dabei so vorgegangen, wie es das Festival auch jedes Jahr macht: immer wieder justieren, schauen, welche Bedürfnisse es gibt. So sind dann verschiedene Bausteine entstanden: Wohnraum, große Skater-Flächen und Proberäume für Musiker und eine sehr originell gestaltete Containersiedlung, in der Cafés, eine kleine Brauerei, ein Konzerthaus und verschiedene soziale Einrichtungen eingezogen sind."
Die Hochschule, die jetzt außerdem entstehe, sei eine Internat für junge Leute, die gerade ihren Schulabschluss gemacht haben und sich kreativ ausprobieren möchten. 80 Plätze stehen zur Verfügung. Das Bildungsangebot umfasst Literatur, Sprachen, Sport, Musik, aber auch Philosophie und Politik. Dem Selbstverständnis nach wolle man dort Köpfe ausbilden, die sich auch gesellscvhaftspolitisch engagieren, berichtet Steen Lorenzen aus Roskilde
(huc)
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