Rossinis Welt modern
Bereits zum 30. Mal widmet sich das Festival dem italienischen Komponisten Gioachina Rossini in seiner Geburtsstadt Pesaro. Seine Oper "La scala di seta" (Die seidene Leiter) aus dem 19. Jahrhundert um ein junges Paar wurde zeitgemäß ins Heute übersetzt.
Für den jungen Regisseur Damiano Michilietto und das engagierte Sängersextett war es ein Triumph und für das Publikum ein sehr vergnüglicher, intelligenter Theaterabend: Die Neuinszenierung der "farsa comica" "La scala di seta". Dreißig Jahre kontinuierliche Pflege und Erforschung der italienischen Oper aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert und die Rekonstruktion ihrer Aufführungspraxis tragen nun Früchte, die ausschließliche Konzentration auf das vielfältige Werk Gioachino Rossinis bleibt produktiv. Zwar gibt es in Pesaro schon einige Jahre keine Neueditionen mehr, aber nun wurden sogar junge italienische Regisseure gefunden, die Rossinis Theaterwelt durchaus ins 21. Jahrhundert übersetzen können.
Bei dem Genre "farsa", mit dem Rossini begann, liegt die Aktualisierung auch besonders nahe. Die Welt dieser schnell meist zwischen 1810 und 1820 für Venedig komponierten Opern mit Szenen aus dem Alltag, deren Wiederentdeckung in Pesaro gründlich betrieben wurde, hat in ihren Figuren und Handlungen viel mit dem Realismus von Vorabendserien, von Soap-Opern gemein. Auslöser der Handlung oder besser: der Situation ist ein Paar, das heimlich geheiratet hat (Guilia und Dovril). Der Mann verlässt durch einen Hintereingang mit Hilfe eines Vorhangstoffes, der seidenen Leiter, die gemeinsame Wohnung. Doch die Umgebung spekuliert: Ist die schöne Guilia noch zu haben? Selbst die männliche Haushaltshilfe Germano macht sich Hoffnungen.
Auf der Bühne des alten Logentheaters hat Paolo Fantin eine top-moderne Wohnung aufgebaut mit Bad, Schlafzimmer, Wohnraum, Abstellraum, Waschmaschine, Küche – wie aus einem Einrichtungshaus, was in Pesaro übrigens besonders nahe liegt. Pesaro ist nämlich ein Zentrum der italienischen Möbelindustrie. Nur die Wände fehlen in Guilia und Dovrils Wohnung, vor dem Publikum kann man sich also nicht in die Nebenräume zurückziehen und verstecken.
Jeden Takt von Rossinis Musik hat Michilietto in Alltagshandlungen umgesetzt, Orangen-Pressen, Training auf der Fitnessmatte, Bügeln, sich zum Abwasch zurückziehen. Ein Klavierspieler begleitet wie in einem Stummfilm bei den Rezitativen die einzelnen Gänge durch die Wohnung. Hoch motivierend die Spiel- und Sangesfreude der Sänger, insbesondere Olga Peretyatko als Guilia und Paolo Bordogna als Diener brillierten. Ein kleiner Wermutstropfen nur das Orchestra Haydn aus Bozen, das unter Claudio Scimone etwas akademisch musizierte.
Aber am Abend zuvor, bei der Eröffnung des 30. Rossini-Festivals, bei der großen "Fidelio"-nahen Oper "Zelmira" hatte auch das Orchester, das orchestra del teatro communale unter Roberto Abbado großen Eindruck gemacht. Auch dort neues italienisches Regietheater: Giorgio Barberio Corsetti. Pesaro scheint weiterhin als Bezugspunkt für die italienische Oper in der Epoche vor Verdi unangefochten.
Bei dem Genre "farsa", mit dem Rossini begann, liegt die Aktualisierung auch besonders nahe. Die Welt dieser schnell meist zwischen 1810 und 1820 für Venedig komponierten Opern mit Szenen aus dem Alltag, deren Wiederentdeckung in Pesaro gründlich betrieben wurde, hat in ihren Figuren und Handlungen viel mit dem Realismus von Vorabendserien, von Soap-Opern gemein. Auslöser der Handlung oder besser: der Situation ist ein Paar, das heimlich geheiratet hat (Guilia und Dovril). Der Mann verlässt durch einen Hintereingang mit Hilfe eines Vorhangstoffes, der seidenen Leiter, die gemeinsame Wohnung. Doch die Umgebung spekuliert: Ist die schöne Guilia noch zu haben? Selbst die männliche Haushaltshilfe Germano macht sich Hoffnungen.
Auf der Bühne des alten Logentheaters hat Paolo Fantin eine top-moderne Wohnung aufgebaut mit Bad, Schlafzimmer, Wohnraum, Abstellraum, Waschmaschine, Küche – wie aus einem Einrichtungshaus, was in Pesaro übrigens besonders nahe liegt. Pesaro ist nämlich ein Zentrum der italienischen Möbelindustrie. Nur die Wände fehlen in Guilia und Dovrils Wohnung, vor dem Publikum kann man sich also nicht in die Nebenräume zurückziehen und verstecken.
Jeden Takt von Rossinis Musik hat Michilietto in Alltagshandlungen umgesetzt, Orangen-Pressen, Training auf der Fitnessmatte, Bügeln, sich zum Abwasch zurückziehen. Ein Klavierspieler begleitet wie in einem Stummfilm bei den Rezitativen die einzelnen Gänge durch die Wohnung. Hoch motivierend die Spiel- und Sangesfreude der Sänger, insbesondere Olga Peretyatko als Guilia und Paolo Bordogna als Diener brillierten. Ein kleiner Wermutstropfen nur das Orchestra Haydn aus Bozen, das unter Claudio Scimone etwas akademisch musizierte.
Aber am Abend zuvor, bei der Eröffnung des 30. Rossini-Festivals, bei der großen "Fidelio"-nahen Oper "Zelmira" hatte auch das Orchester, das orchestra del teatro communale unter Roberto Abbado großen Eindruck gemacht. Auch dort neues italienisches Regietheater: Giorgio Barberio Corsetti. Pesaro scheint weiterhin als Bezugspunkt für die italienische Oper in der Epoche vor Verdi unangefochten.