Rostocker Volkstheater

Aufsichtsrat verteidigt Intendanten-Rauswurf

Mitglieder des Ensembles des Rostocker Volkstheaters bei der Premiere des Stücks "Beluga schweigt"
Mitglieder des Ensembles des Rostocker Volkstheaters - wie geht es dort weiter? © Deutschlandradio - Silke Hasselmann
Sybille Bachmann im Gespräch mit Vladimir Balzer |
War die fristlose Entlassung von Intendant Sewan Latchinian berechtigt? Sybille Bachmann, Aufsichtsratsvorsitzende des Rostocker Volkstheaters, hat die Entscheidung verteidigt: Es habe betriebsinterne Vorgänge gegeben, die so nicht hätten vorkommen dürfen.
Sybille Bachmann, Aufsichtsratsvorsitzende des Rostocker Volkstheaters, hat den Vorwurf des entlassenen Intendanten Sewan Latchinian, er sei "Opfer einer Intrige" geworden, zurückgewiesen. Selbstwahrnehmung und die Realität lägen sehr weit auseinander, sagte Bachmann im Deutschlandradio Kultur:
"Die Realität sind Zustände im Haus, sind verspätete Spielplangestaltung, sind zurück gehende Besucherzahlen, zurück gehende Erlöszahlen, sind aktuelle betriebsinterne Vorgänge, die nicht vorkommen dürften. "

"Von Kunst muss ich keine Ahnung haben"

Sie sehe keine schlechte Stimmung im Haus, sie sehe nur "Stimmungsmache", meinte Bachmann vor dem Hintergrund der so kurzfristigen Entlassung von Latchinian vor seiner Premiere am kommenden Freitag. Sie habe sich bereits vor der Entscheidung darum gekümmert, dass die Premiere stattfinden könne. Dazu brauche den Regisseur nicht. Es sei nur noch um die Generalprobe gegangen, betonte Bachmann:
"Von Kunst muss ich keine Ahnung haben. Aber wenn mir deutlich gesagt wird: 'Es ist nicht erforderlich. Und: Es könnte der Dramaturg, das könnte ein stellvertretender Regisseur übernehmen und dass das nicht unüblich ist' –, dann vertraue ich darauf."

Der Streit um das Vier-Sparten-Haus

Bachmann ging auch auf die Diskussion um den Erhalt des Rostocker Volkstheaters als Vier-Sparten-Haus ein. Auf die Frage, ob Latchinian vor zwei Jahren unter falschen Voraussetzungen nach Rostock gekommen sei, entgegnete Bachmann:
"Das ist das, was Herr Latchinian erzählt. Er hat aber bereits schriftlich gegeben, dass es Vorgespräche mit dem Oberbürgermeister gegeben hat. Und da hat er ganz deutlich bestätigt – und das ist damals auch durch alle Medien gelaufen -, dass schon zur Debatte stand, aus den vier Sparten eventuell zwei Sparten zu machen. Und dann muss ich irgendwann Lösungen finden."
Dafür habe sie allerdings keine Konzepte entdecken können, kritisierte Bachmann. Insofern habe sich dann der kaufmännische Direktor eingeschaltet und ein Modell aufgestellt, das dem Rostrocker Theater einen gewissen Schwerpunkt gebe:
"Der geht in Richtung: Stärkung Musiktheaters, Erhalt Orchester, Erhalt Tanz. Und die Umgestaltung der Schauspielsparte mit Schwerpunkt in Kinder und Jugend. Und mehr ein – Einkaufen von erwachsenem Schauspiel. Aber in der Perspektive war natürlich eine Erweiterung jederzeit möglich, damit ich in ein, zwei Jahren dort wieder aufbauen kann."
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