Spekulationen, Proteste und die Glamour-Frage
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Rowohlt stellt sich an der Spitze neu auf, Florian Illies soll den Verlag in die Zukunft führen. Barbara Laugwitz, die momentan noch auf dem Chefinnen-Sessel sitzt, muss gehen. Warum? An Erfolglosigkeit lag es nicht. Was bleibt, sind Spekulationen.
Die Nachricht kam überraschend: Der Bestseller-Autor Florian Illies ("Generation Golf", "1913") soll ab Anfang 2019 als verlegerischer Geschäftsführer die Geschicke des traditionsreichen Rowohlt Verlags bestimmen. Barbara Laugwitz, die das Amt derzeit noch innehat, wurde bei der Verkündung der Personalie seitens der Holtzbrinck Buchverlage etwas hölzern für ihr unermüdliches Engagement gedankt. "Unterschiedliche Vorstellungen über den weiteren Weg haben uns am Ende zu dem Schritt einer Veränderung in der verlegerischen Leitung bewogen", hieß es.
Nun hat der Rauswurf von Laugwitz ein Nachspiel, denn immer mehr Rowohlt-Autoren sind über ihre Ablösung offenbar entsetzt. Laut "FAZ" kam die Kündigung für die Mitarbeiter des Hauses und die Autoren völlig überraschend. Das Blatt zitiert nun Jonathan Frantzen, Siri Hustvedt und Elfriede Jelinek, die sich klar hinter Laugwitz stellen und den Umgang mit ihr scharf kritisieren. Jelinek: "Jetzt ist schon wieder eine Frau rausgekippt worden wie Abfall."
Fehlende Strahlkraft? Kann nicht sein
Gerüchten zufolge soll die Entscheidung für Illies und gegen Laugwitz mit fehlender Strahlkraft zu tun haben. Was unser Experte für das deutsche Verlagswesen, Hans von Trotha, allerdings nicht stehen lassen will. Als Verleger oder Verlegerin brauche man ein starkes Gespür für Menschen, Stoffe und den Markt, sagte er im Deutschandfunk Kultur. Alle drei Qualitäten rechnet er Laugwitz zu: "Als Persönlichkeit schien sie mir einen guten Job zu machen."
Grundsätzlich brauche man großes Selbstbewusstsein und zugleich die Fähigkeit, zuhören zu können, um ein erfolgreicher Verleger zu sein, sagte von Trotha. Man müsse derjenige sein, zu dem die Autoren und Lektoren gehen wollten. Die richtige Person an der Spitze eines Verlags sei dessen Erfolgsgeheimnis. Dass nun eine Frau eine verlegerische Spitzenposition verlässt, bedauerte von Trotha ausdrücklich. In den Verlagen arbeiteten viele Frauen - doch je weiter es die Karriereleiter nach oben gehe, desto weniger würden es: "Das muss sich unbedingt ändern." (ahe)