Royale Hochzeit – Meghan und Harry

„Liebe besiegt alles“

Der britische Prinz Harry und die ehemalige US-Schauspielerin Meghan Markle stehen bei ihrer Hochzeit in der Kapelle von Windsor Castle.
Prinz Harry und Meghan Markle bei der Eheschließung in der Kapelle von Schloss Windsor. © dpa-Bildfunk / AP / Dominic Lipinski
Monika Wienfort im Gespräch mit Ute Welty |
Die Berliner Historikerin Monika Wienfort erwartet von der Hochzeit von Meghan und Harry einige zeitgeistige Akzente. Das britische Königshaus habe sich an die heutige Zeit glänzend angepasst. Auch dass Schauspielerinnen und Fitnesstrainer einheiraten, sei kein Problem mehr.
Kurz vor der großen Zeremonie gab Königin Elizabeth II. die künftigen Titel für ihren Enkel und seine Braut bekannt: Prinz Henry von Wales, wie Harrys offizieller Titel lautet, ist künftig auch Herzog von Sussex, Graf von Dumbarton und Baron Kilkeel. Meghan schmückt künftig der Titel „Ihre königliche Hoheit, die Herzogin von Sussex“.
Der Erzbischof Justin Welby erklärte das Paar in der St.-Georgs-Kapelle von Schloss Windsor zu Mann und Frau. Die 36-jährige Markle trug für ihre Trauung mit Prinz Harry ein weißes, elegantes Kleid mit Schleier und Tiara, die ihr von Queen Elizabeth II. geliehen wurde. Das Kleid wurde entworfen von der britischen Designerin Clare Waight Keller. Ihre Haare waren hochgesteckt. Ihr Bräutigam trug ebenso wie dessen Trauzeuge und älterer Bruder Prinz William eine dunkle Militäruniform. Die Braut wurde von Harrys Vater Prinz Charles zum Altar gebracht.

Hype um das Brautkleid

Die Berliner Historikerin Monika Wienfort beschäftigt sich mit der Geschichte des Adels und beobachtet die britische Königshochzeit aufmerksam. Sie erinnerte daran, dass erstmals Queen Victoria zu ihrer Hochzeit 1840 ein weißes Brautkleid wählte.
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Harry und Meghan in der Hochzeitskutsche © Stephen Lock/imago stock&people
„Für den britischen Hype kommt noch hinzu, dass dieses weiße Brautkleid eigentlich in Großbritannien erfunden worden ist“, sagte Wienfort im Deutschlandfunk Kultur. „Es war nämlich Queen Victoria im 19. Jahrhundert, die als Erste so ein weißes Brautkleid populär gemacht hat.“

Die Braut im Mittelpunkt

Früher hätten die meisten Menschen in schwarzer Festkleidung oder in Tracht geheiratet. Erst seit dem 19. Jahrhundert sei es ein weißes Brautkleid und die Braut stehe seither im Mittelpunkt der Hochzeit. Das sei auch bei der heutigen Hochzeit der Fall: „Es ist zwar ein Fest des Paares, aber in der Visualisierung, im Anschauen steht die Braut im Mittelpunkt.“ (gem)

Das Interview im Wortlaut:

Ute Welty: Seit Wochen wird darüber spekuliert, und um kurz vor eins deutscher Zeit werden wir dann endlich wissen, wie das Kleid aussieht, das Meghan Markle trägt, wenn sie Prinz Harry heiratet. Menschen und vor allem Frauen meiner Generation können sich noch ziemlich genau daran erinnern, wie das damals war, als Lady Diana mit ihrem Brautkleid für Furore sorgte, ein Kleid, das stilprägend werden sollte für die 80er und auch genauso aussah.
Solche Adelshochzeiten beobachtet die Professorin Monika Wienfort mit mehr als privatem Interesse, als Historikerin an der Humboldt-Universität in Berlin hat sie sich intensiv mit der Geschichte des Adels beschäftigt. Guten Morgen, Frau Wienfort!
Monika Wienfort: Guten Morgen, Frau Welty!
Welty: Wie gespannt sind Sie auf das Kleid?
Wienfort: Ich bin persönlich nicht so sehr gespannt, weil ich mich nicht so sehr für Mode interessiere wie andere Frauen.
Welty: Wie ich zum Beispiel.
Wienfort: Ich bin natürlich als Historikerin gespannt, wie diese Geschichte des weißen Kleides in der Monarchie weitergesponnen wird.
Welty: Warum ist das so wichtig, dieses Kleid, und warum richten sich so viele Augen darauf?
Wienfort: Ich glaube zunächst mal, dass das ein allgemeiner Trend ist, dass gerade dieses weiße Kleid als Symbol für eine glanzvolle Hochzeit an Bedeutung gewonnen hat. Für den britischen Hype kommt noch hinzu, dass dieses weiße Brautkleid eigentlich in Großbritannien erfunden worden ist. Es war nämlich Queen Victoria im 19. Jahrhundert, die als Erste so ein weißes Brautkleid populär gemacht hat.
Früher haben die meisten Menschen in schwarzer Festkleidung oder in Tracht, soweit das infrage kam, geheiratet, und erst seit dem 19. Jahrhundert denkt man, ein weißes Brautkleid soll natürlich im Sinne der Oberschichten Unschuld symbolisieren, soll das Frische und das Neue symbolisieren, und es soll – das ist auch wichtig – die Braut in den Mittelpunkt stellen. Und das ist ja in gewisser Weise das, was wir heute beobachten. Es ist zwar ein Fest des Paares, aber in der Visualisierung, im Anschauen steht die Braut im Mittelpunkt.
Die britische Königin Victoria (1819 - 1901) auf einer undatierten Schwarz-Weiß-Aufnahme
Die britische Königin Victoria (1819 – 1901) auf einer undatierten Aufnahme© picture-alliance / dpa

Victoria wollte im Mittelpunkt stehen

Welty: War das auch der Grund, warum Queen Victoria sich damals für dieses weiße Kleid entschieden hat, weil sie im Mittelpunkt stehen wollte?
Wienfort: Das war mit ihr Grund, weil sie war die Monarchin. Es war anders als sonst im 19. Jahrhundert üblich, wo in den meisten europäischen Ländern ja Frauen selbst nicht auf den Thron kommen konnten, in Großbritannien allerdings war die Ausnahme, eine Frau sitzt auf dem Thron. Und für sie war es in besonderer Weise angemessen, diese neue Mode oder diesen neuen Stil aufzunehmen und dann eben mit diesem weißen Kleid auch ihre besondere Rolle in dieser Eheschließung hervorzuheben. Aber nebenbei bemerkt: Da wurde noch relativ zurückhaltend auch in der St George's Cathedral geheiratet, aber in kleinem Kreis.
Welty: Ja, heute sind 600 Gäste zur Zeremonie eingeladen, weltweit dürften Milliarden zuschauen. Woher kommt dieses riesige Interesse?
Wienfort: Ich glaube, es ist so eine Art perfekte Mischung. Es ist Unterhaltung, es ist Mode, es ist Romanze, und es ist Geschichte, es ist Tradition. Man sieht, ja, wir könnten sagen, vertraute Medienstars – die Queen kennen alle schon seit Jahrzehnten, und es kommen immer neue und interessante Personen dazu. Also es bietet eine Mischung in einer Medienwelt, die eigentlich besser nicht sein könnte.
Welty: Inwieweit lässt uns diese Hochzeit auch von einer besseren Welt träumen und dass am Ende alles gut wird, weil die Liebe obsiegt?
Die amerikanische Schauspielerin Meghan Markle auf dem Weg zu ihrer Trauung mit dem britischen Prinzen Harry. 
Die amerikanische Schauspielerin Meghan Markle ist jetzt Mitglied der britischen Königsfamilie © AFP / Rick Findler
Wienfort: Also, ob wir glauben, nur weil wir eine Hochzeit sehen, dass es sich um ein Bild einer besseren Welt handelt, habe ich meine Zweifel. Im Gegenteil würde ich sagen, auch die Tatsache, dass ja in diesen Königshäusern und bei den Royals nicht alles immer ruhig und friedlich bleibt – also denken Sie an Dianas Geschichte –, zeigt, dass diese Königshäuser heute eben auch in die ganz gewöhnliche Welt gehören, und man könnte umgekehrt sagen, das ist auch wieder beruhigend. Die leben nicht in einer vollkommen anderen Welt, sondern haben genau dieselben Probleme und Schwierigkeiten, jedenfalls in ihrem Familienleben, wie die gewöhnlichen Menschen auch.

Harry wird zum Herzog

Welty: Die Braut ist eine bekannte Schauspielerin, die eben jetzt in den Adelstand erhoben wird. Sie war prominent und sie wird durch diese Hochzeit noch prominenter werden, wahrscheinlich als Herzogin. Warum bedeutet ein solcher Titel noch mehr Glanz und noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit?
Wienfort: Ob der Titel an sich, also der Herzogstitel an sich jetzt mehr Aufmerksamkeit bringt, da bin ich mir gar nicht so sicher. Es würde schon reichen, denke ich, die Ehefrau von Prinz Harry zu sein. Außerhalb Großbritanniens, wo man sich nicht so sehr mit dem englischen Adel und mit ihren Titeln und mit ihren Gewohnheiten beschäftigt, bleibt das, glaube ich, relativ im Hintergrund oder relativ unwichtig, aber generell ist das natürlich eine Form von Status. Und es ist ja auch interessant, dass dieser Status bei der Eheschließung zugewiesen wird.
Harry ist erst mal ein Prinz der königlichen Familie, aber anlässlich seiner Eheschließung wird er zum Herzog und damit ja auch nur seine Frau zur Herzogin – das ist ja er, der diese Position bekommt. Und man sieht eben auch da, das ist Tradition. Das haben die britischen Monarchen schon seit Jahrhunderten so gemacht, dass sie ihre Söhne im Regelfall – also da gibt es noch einen starken Geschlechterunterschied – bei der Eheschließung, das ist dann der Weg ins Erwachsenenleben, das ist ein Übergangsritus, da wird er halt zum Herzog und damit zur eigenständigen Adelsperson erhoben.

Zeitgeistige Akzente

Welty: Erwarten Sie eigentlich eine eher traditionelle Hochzeit oder eine, die durchaus moderne und zeitgeistige Akzente setzt.
Wienfort: Ich erwarte ganz bestimmt, dass sie zeitgeistige Akzente setzt, denn ich glaube, die wesentliche Leistung gerade des britischen Königshauses, aber natürlich auch der anderen europäischen Monarchenfamilien ist, dass sie sich glänzend angepasst haben an die Veränderungen des 20. und 21. Jahrhunderts. Denken Sie nur daran, dass eben jetzt bürgerlich geheiratet wird.
Also in traditionellen Adelsfamilien in Europa, ich glaube, da schaudert es denen heute immer noch, wenn gesehen wird, dass Schauspielerinnen und Fitnesstrainer geheiratet werden.
Welty: Und dann auch noch aus Liebe.
Wienfort: Ja, aber das ist ja wiederum das, was das allgemeine Publikum fasziniert, also wie stark doch Liebe die traditionellen sozialen Kriterien, wonach man ja doch idealerweise vielleicht einen Ehepartner für ein Königskind aussuchen würde, wie stark diese Regeln außer Kraft gesetzt werden. Liebe besiegt alles, das ist eine faszinierende Geschichte.
Queen Elizabeth II bei der Einweihung des neuen BBC-Hauptsitzes in London
Die 92jährige Queen Elizabeth II wird von vielen wegen ihres Pflichtbewusstseins bewundert © Picture Alliance / EPA / Facundo Arrizabalagi

Elizabeths Pflichtbewusstein

Welty: Adel verpflichtet, sagt der Volksmund, aber wozu verpflichtet Adel im 21. Jahrhundert?
Wienfort: Ich glaube, dass man an den Monarchien die Tradition generell sieht und dass die Familien die Geschichte ihrer Länder verkörpern. Beim britischen Königshaus könnte man vielleicht noch hinzufügen, wenn man nach Verpflichtungen fragt, dass gerade die Königin, also gerade Elizabeth, ja sehr stark mit einem deutlich entwickelten Pflichtbewusstsein verbunden wird. Also wir stellen die uns vor, jemand lange, lange nach dem Pensionsalter, das ist so in unserem normalen Leben doch eigentlich gar nicht vorstellbar.
Trotzdem macht sie noch diesen Job und leitet diese Firma, wie ja auch das britische Königshaus sich selbst angeblich immer bezeichnet. Sie machen ihre Aufgabe zur Lebensaufgabe und nehmen das ernst, und sogar bis in Alterssphären, in denen alle anderen nur noch auf dem Sofa sitzen würden. Das ist auch ein Punkt der Faszination, dass das Pflichtbewusstsein so stark ist, dass es bis in ein Alter reicht, in dem das anderswo kaum auffindbar wäre.
Welty: Und natürlich ist die Queen mit ihren 92 Jahren mit dabei, bei der Hochzeit des Jahres …
Wienfort: Das ist richtig.
Welty: Das ist die von Meghan und Harry heute, fachkundig beobachtet von Historikerin Monika Wienfort. Haben Sie ganz herzlichen Dank für dieses „Studio 9“-Gespräch!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandfunk Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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