Britische Reality-TV-Show
Austausch in der BBC-Sendung "The Repair Shop" über eine Uhr: Prince Charles war noch vor dem Tod von Königin Elizabeth Gast der Sendung. Nun wurde die Folge ausgestrahlt. © picture alliance / empics | Ian West
König Charles zu Besuch im "Repair Shop" der BBC
08:20 Minuten
In der britischen Politik geht es drunter und drüber: drei Regierungschefs in zwei Monaten. Die Monarchie und die BBC stehen derweil für Stabilität – und König Charles hat Spaß in der Sendung „The Repair Shop“, in der alter Krempel fit gemacht wird.
König Charles III. ist in einer Sendung der BBC aufgetreten, der man wohl im deutschen Fernsehen am ehesten eine gewisse Ähnlichkeit mit der ZDF-Sendung "Bares für Rares" attestieren würde. Üblicherweise kommen sozusagen Otto-Normalverbraucher aus dem Königreich in "The Repair Shop", die Sendung vom Mittwoch war dagegen aufgrund des royalen Gastes alles andere als normal.
In der Sendung schaut in einer Werkstatt ein Team superprofessioneller Handwerker, ob bei dem, was mitgebracht wird, noch was zu machen ist – und repariert es dann auch. Moderiert wird die Sendung von Jay Blades, der den Werkstattmeister gibt und viele etwas nerdige Handwerker – absolute Spezialistinnen und Spezialisten – koordiniert, erklärt Kulturjournalist Robert Rotifer. An dem fiktiven Werkstatt-Setting sei hervorzuheben, so Rotifer, dass Blades ein Man of Colour ist. "Die Serie vermittelt ein diverses Bild, wo die nicht-weiße Person Chef einer ansonsten weißen Crew ist – das ist alles hochsymbolisch."
Inszenierung von Britishness
Für die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der BBC trat also der heutige König, der allerdings bei seinem Besuch noch Prince of Wales war, in der Show auf. Dass die Sendung noch vor dessen Aufstieg zum König und zu Lebzeiten seiner Mutter Elizabeth gedreht wurde, werde dadurch deutlich, dass Jay Blades den König mit "Your Royal Highness" und nicht "Your Majesty" anspricht, hebt Rotifer hervor. Damit sei klar, dass der Auftritt keine PR-Aktion für ihn als neuer König war.
Die Sendung ist eine Show von Britishness in Reinform. Man hört etwa, wie Blades das Mitglied der königlichen Familie am Landschloss Dumfries House nach seinen "Tools" fragt, die er mit sich rumträgt. "Das sind so kleine Gartenscheren – und Charles, ansonsten in Hemd und Krawatte und in einer sicher nicht zum Niederknien gedachten Hose gekleidet, behauptet, er trage diese Gartenscheren immer bei sich", amüsiert sich Rotifer mit großer Wertschätzung für die Inszenierung. Charles gebe vor: "Falls irgendwo ein Blättchen überhängt, dann zwackt er es gleich ab, statt nach dem Gärtner zu rufen".
Nostalgisch und wertkonservativ
Das gesamte Format sei hochgradig nostalgisch und wertkonservativ: Meistens sind die Dinge, die die Leute vorbeibringen, Erbstücke. "Es gibt fast immer eine Back-Story über verstorbene Verwandte, und nicht selten kommt dabei heraus, dass die natürlich heldenhaft im Weltkrieg gedient haben", hebt Rotifer ein Charakteristikum der Sendung hervor, die seit knapp sechs Jahren läuft.
Das Setting passe aber auch deshalb gut zum jetzigen König, weil dessen Stiftung selbst in Dumfries House eine Werkstatt betreibt, in der einfache Leute in alten Handwerken ausgebildet werden.
Reparierte Uhr für den König unter Schottendecke
Charles hat eine alte Sturzuhr aus dem frühen 18. Jahrhundert mitgebracht, die nicht mehr getickt und nicht mehr geläutet hat, und eine dekorative Vase, die 1897 zu Ehren seiner Ururgroßmutter Victoria hergestellt wurde. "Beides wurde natürlich perfekt restauriert", stellt Rotifer fest.
Als Charles die reparierten Gegenstände abholt, sind die mit Schottendecken bedeckt. Er bekommt natürlich auch sofort seine Tasse Tee serviert.
Am Tag nach der Ausstrahlung wurde der Tee in der Flaggschiff-News-Sendung "Today" auf BBC Radio 4 im Interview mit Jay Blades thematisiert. "Der Moderator muss sich dafür rechtfertigen, dass er dem König Earl Grey mit einem Tröpfchen Milch serviert hat, was ja gar nicht gehe!" Den mit Bergamotte aromatisierten Tee trinkt man eigentlich pur.