Arglos schöne Harmonien
Am Tag vor Heiligabend präsentierte das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Leitung von Marek Janowski zwei große Werke der Spätromantik - die d-Moll-Sinfonie von César Franck und Johannes Brahms' 2. Klavierkonzert mit Marc-André Hamelin.
Ästhetische Grabenkämpfe zwischen Sinfonikern und "Rhapsodikern", zwischen Programmatikern und Anhängern des Absoluten haben die Feuilletons des 19. Jahrhunderts lange Zeit bestimmt – dem belgisch-französischen Komponisten César Franck waren sie egal, auch die Abgrenzungen zwischen den deutschen und französischen Traditionen (familiär war er ohnehin zwischen beiden Kulturen angesiedelt). Seine Ansichten sind uns heute im Grunde selbstverständlich geworden.
Seine großartige d-Moll-Sinfonie ist ein Werk zwischen allen Stühlen und Stilen. Sie markiert damit auch einen Wendepunkt in der Musikgeschichte. César Franck hat das Stück mit einer unverstellten Grundhaltung komponiert, die Claude Debussy so beschrieben hat: "....er war ein Mensch ohne Arg, dem es genügte, eine schöne Harmonie gefunden zu haben, um einen ganzen Tag lang glücklich zu sein!" Diese Charakterisierung bringt das bewundernd und gleichfalls spöttisch auf den Punkt.
Seine "Sinfonie mit obligatem Klavier" dürfte Johannes Brahms noch unter ganz anderen Vorsätzen und Anstrengungen komponiert haben – dieser Hamburger in Wien hat jahrzehntelang mit sich gerungen, bevor er derartige "Sachen auf Leben und Tod" wie ein Klavierkonzert in Angriff nahm, geschweige denn zu Ende brachte. Diese Mühe hört man seiner Musik allerdings heute nicht mehr an.
Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 23. Dezember 2015
César Franck
Sinfonie d-Moll
Johannes Brahms
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur op. 83
Marc-André Hamelin, Klavier
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Marek Janowski