Verdis beste Oper
Ein besonders beliebtes Stück in den düsteren Novembertagen: Giuseppe Verdis "Requiem" ist Besinnungs- und Trauertheater vom Feinsten. Das Rundfunk-Sinfonierochester Berlin, der Rundfunkchor und hervorragende Solisten zelebrieren diese Form der "anderen" Oper unter dem scheidenden Chefdirigenten Marek Janowski.
Giuseppe Verdi ist vor allem als Opernkomponist bekannt - seine "Messa da Requiem" ist nicht für den liturgischen Gebrauch gedacht, sondern er hat sie gezielt für konzertante Aufführungen komponiert. Deswegen kursiert in der Musikwelt bis heute auch die ironische Beifügung, diese Totenmesse sei "Verdis beste Oper".
''Ich arbeite an meiner Messe, und zwar mit großer Freude. Mir scheint, ich sei ein ernster Mensch geworden, sei kein Bajazzo des Publikums mehr, der Tambour und große Trommel rührt und Herein, herein, hereinspaziert! schreit.'' So lautet eine Selbsteinschätzung, eine Eigenreflektion von Giuseppe Verdi.
Trotzdem – der Opernkönig wurde nach Komposition und Aufführung seiner "Messa da Requiem" immer wieder schief angeschaut – das hatte man nicht erwartet und fragte: Muss das nun sein? Wir sagen heute eindeutig: Ja! Denn gerade die Erfahrungen des Opernkomponisten Verdi verleihen dem geistlichen Werk Faktur und dramatische Geste. Diese menschlich-irdische Dimension gibt der Messa höchste Eindringlichkeit und gewaltige Strahlkraft – sie ist frei von einer falsch verstandenen Pietät. Der Mensch, seine Leidenschaften und seelischen Konflikte, sein Hoffen und auch Verzagen stehen hier im Interesse des künstlerischen Gestaltungswillens Verdis, wie auch in seinen eindeutig musikdramatischen Werken.
Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 4. November 2015
Giuseppe Verdi
"Messa da requiem" für vier Soli, gemischten Chor und Orchester
Hulkar Sabirova, Sopran
Marina Prudenskaja, Mezzosopran
Stefano Secco, Tenor
Günther Groissböck, Bass
Rundfunkchor Berlin
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Marek Janowski