RTL und ProSieben

We love to inform you

06:24 Minuten
Aufnahme von Linda Zervakis.
Eigentlich lautet der Slogan von ProSieben "We love to entertain you". Mit dem Engagement von Linda Zervakis soll der Bereich Information gestärkt werden. © picture alliance
Vera Linß im Gespräch mit Jochen Dreier und Max von Malotki |
Audio herunterladen
Linda Zervakis arbeitet jetzt für ProSieben, auch der ehemalige Tagesschau-Sprecher Jan Hofer ist zum Privatfernsehen gewechselt. Kein Zufall: Zur Bundestagswahl starten die Privaten eine neue Nachrichtenoffensive.
Mit einer Informationsoffensive möchte sich ProSieben ganz neu aufstellen. Wie man Politik und Zuschauer:innen allerdings zusammenbringen will, davon habe der Privatsender "ganz eigene ästhetische Vorstellungen".
Um das Thema – Massen an das eigene Programm binden – ging es der Senderfamilie ProSiebenSAT1, RTL und der ARD auch am Donnerstag auf der Media Convention, die schon seit Jahren ein Teil der re:publica ist. Wie im letzten Jahr fand die Internetkonferenz erneut digital statt. Wir haben mit unserer Autorin Vera Linß über die neuen Strategien der Sender gesprochen.


Ein Teil der Informationsoffensive von ProSieben ist im Vorfeld der Bundestagswahl alle Kanzlerkandidaten zu interviewen und das möglichst vor den öffentlich-rechtlichen Sendern. Auch wollen sie dabei viel unkonventioneller vorgehen. Ein Erfolgserlebnis hat man auch schon verbuchen können, als Annalena Baerbock nach ihrer Nominierung zur Bundeskanzlerkandidatin für die Grünen bei ProSieben zu Gast war und nicht bei ARD und ZDF.

Der Kampf um Zuschauer und Zuschauerinnen

RTL hat sich diesem Wettbewerb "Wer ist der erste?" angeschlossen und hat bereits stolz das erste "Triell" der Kanzlerkandidaten für den 29. August angekündigt. Auch bei diesem TV-Event hat es zunächst so ausgesehen, als würden die Öffentlich-Rechtlichen wieder das Nachsehen haben. Doch noch während der Media Convention hat der ARD-Spartenkanal tagesschau24 recht überraschend ein eigenes "Triell" der Kanzlerkandidaten live gestreamt. Der Kampf um Zuschauer und Zuschauerinnen ist auf dem Feld der Information also völlig neu entbrannt. Die Privatsender wollen damit Relevanz herstellen und bis jetzt profitieren auch ganz klar die Zuschauer:innen davon.
Aus Sicht von ProSieben und RTL ist diese Medienoffensive der "neue alte" Mainstream. So haben sowohl Daniel Rosemann von ProSieben als auch Stephan Schmitter von RTL auf der Media Convention im Einzelinterview betont, dass sie Information schon lange für wichtig empfinden. Man will das Segment jetzt noch verstärken. Information gilt als ein Zugpferd "zumindest für die nähere Zukunft".

Nachrichtenoffensive mit Hofer und Zervakis

RTL will seine Aktivitäten ausbauen und auch ProSieben will eine 60 Personen starke Nachrichtenredaktion schaffen, die den gesamten Konzern beliefern soll. Das ist eine Ansage und man will es "anders machen" als die Öffentlich-Rechtlichen: näher an den Menschen ran. Außerdem hat man festgestellt, dass der Wunsch nach Einordnung von Informationen bei den Menschen während der Coronapandemie größer geworden ist.
Dass die Sender es durchaus ernst meinen, zeigen auch die Personaleinkäufe. So soll Jan Hofer, Ex-Tagesschau-Sprecher, eine werktägliche Nachrichtensendung auf RTL bekommen. Linda Zervakis, ebenfalls von der Tagesschau, ist bereits aktiv auf ProSieben, und soll ab Herbst wöchentlich eine Sendung moderieren. Ob das alles langfristig von Erfolg gekrönt sein wird, ist allerdings eine sekundäre Frage, da die Privatsender rechtzeitig umsteuern werden, wenn der Erfolg ausbleibt.

(jde)
Mehr zum Thema