Aufgeräumt und geputzt
Ruanda bewältigt nur langsam das Trauma nach dem Völkermord 1994. Wer heute allerdings in die Hauptstadt Kigali kommt, erlebt die wohl sauberste Stadt Afrikas. Kein Müll auf den Straßen und geordneter Verkehr.
Langschläfer haben es in Ruanda an jedem letzten Samstag im Monat schwer. Früh am Morgen ziehen Männer und Frauen mit Lautsprechern durch die Straßen und rufen alle zum Mitmachen auf. Großreinemachen im ganzen Land. Die Aktion heißt Umuganda.
"Das bedeutet auf Kinyarwanda zusammenhalten, sich gegenseitig helfen, erklärt ein junger Mann mit einem Spaten. Gemeinsam räumen wir auf."
In einem Teil der Hauptstadt Kigali werden heute die Abwasserkanäle gereinigt. Dann sollen auch noch Blumen gepflanzt werden.
"Wir setzen uns immer neue Ziele, sagt der Vorsteher des Viertels. In Ruanda gehört es zur Kultur, dass man gemeinsam an etwas arbeitet."
Straßen sehen aus wie geleckt
Sollte irgendwo Müll rumliegen, wird er eingesammelt und entsorgt. Doch das ist kaum der Fall. Kigali gilt als die sauberste Stadt Afrikas. Sie wurde deswegen schon von den Vereinten Nationen ausgezeichnet. Die Straßen sehen aus wie geleckt. Anders als in anderen Großstädten des Kontinents sind keine weggeschmissenen Plastiktüten zu finden. Denn die sind in Ruanda seit rund fünf Jahren nicht mehr erlaubt. Es war nicht einfach, das Verbot durchzusetzen, erinnert sich die Vorsitzende der Umweltschutzbehörde, Rose Mukankomeje.
"Jeder hat gesagt: Soll das ein Witz sein? Wie willst du denn gegen Plastiktüten ankämpfen? Schließlich nutzen alle auf der ganzen Welt Plastik."
Vor allem mussten Alternativen gefunden werden. In den Geschäften bekamen die Kunden Papiertüten, um ihre Einkäufe zu verstauen. Außerdem galt das Motto "Baumwolle statt Plastik“.
"Wir haben angefangen, mit Frauengruppen zusammenzuarbeiten. Sie haben Taschen aus Baumwollstoff genäht. Diese Beutel haben sie dann auch an den Flughäfen verkauft. Das funktioniert inzwischen gut."
Eingesammelt und weggeschmissen
Wer nach Ruanda einreist, muss sich auf genaue Gepäckkontrollen gefasst machen. Alle Plastiktüten werden direkt eingesammelt und weggeschmissen. Das mag bei den Besuchern erst Irritationen auslösen, meint Rose Mukankomeje. Aber letztendlich würden sie sich über die saubere Umwelt freuen – genauso wie die Bevölkerung.
"Wir haben Aufklärungskampagnen in Schulen und über das Radio gestartet. Wir haben den Menschen deutlich gemacht, was an Plastiktüten schlecht ist. Auch die Privatwirtschaft haben wir ins Boot geholt. So haben wir es geschafft, den Gebrauch von Plastiktüten ganz zu unterbinden."
Andere ostafrikanische Länder nehmen sich Ruanda inzwischen zum Vorbild und haben ähnliche Gesetze erlassen. Bei der Umsetzung hapert es beispielsweise in Kenia und Tansania aber noch. Ruanda ist in puncto Umweltschutz weiter eine Nasenlänge vorn.
Am Aufräumtag stöhnen in Kigali zwar viele über die Arbeit. Aber letztendlich überwiegt die Freude darüber, dass anschließend alles tipptop aussieht.
"In Kigali werden inzwischen große Konferenzen abgehalten. Viele kommen hierher statt nach Nairobi oder in andere ostafrikanische Städte, weil es hier so sauber ist. Wir sind sehr stolz auf das, was wir erreicht haben."