Gemeinschaftsschule Weil am Rhein

Der Traum vom Schulachter

06:04 Minuten
Ruderboot in Sochi
Schüler aus den sechsten bis zehnten Klassen nehmen an der Ruder AG teil. © dpa / picture alliance / Dmitry Feoktistov
Von Heinz Schindler |
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Oxford, Cambridge - und irgendwann Weil am Rhein: In der dortigen Gemeinschaftsschule sollen Träume verwirklicht und irgendwann mit einem Schulachter umgesetzt werden. Eine Ruder-AG ist bereits zu einem grenzüberschreitenden Projekt geworden.
Da trägt eine Stadt den Fluss, an dem sie liegt in ihrem Namen und dennoch findet auf ihm kein Schulsport statt. Als Sören Freisler nach Weil am Rhein im Dreiländereck mit der Schweiz und Frankreich kam, wollte der Sportlehrer und frühere Leistungsruderer das unbedingt ändern.

„Schon im Vorstellungsgespräch habe ich gesagt: Ich bin Ruderer. Der ehemalige Konrektor hat dann gemeint: Super, dann machen wir einen Schulachter auf. So ist das Ganze dann ins Laufen gekommen.“

Ruder-AG an der Gemeinschaftsschule seit 2022

Seit 2022 gibt es die Ruder-AG an der Gemeinschaftsschule in Weil am Rhein, deren etwa 550 Schülerinnen und Schüler in der Regel mit Sportarten wie Rudern nicht in Berührung kommen, so umschreibt es der Schulleiter Burkhard Keller:

Wir haben Schülerinnen und Schüler, die eher Hauptschul- und Realschulempfehlungen haben. Die haben auch immer mal wieder ein Päckchen mit sich herumzutragen und sind vielleicht mit Familiensituationen konfrontiert, die nicht so angenehm oder nicht so einfach sind. Wir haben Schülerinnen und Schüler, die durchaus auch unsere Fürsorge brauchen.

Schulleiter Burkhard Keller

Im Schnitt acht Schülerinnen und Schüler aus den sechsten bis zehnten Klassen nehmen an der AG teil. Beim Rudern sollen sie lernen, verantwortungsbewusst zu handeln, dazu Teamgeist und Leistungsbereitschaft zeigen, sich anstrengen wollen.
Im Sommerhalbjahr geht es einmal pro Woche für ungefähr 90 Minuten an und vor allem auf den Rhein. Vorher aber gilt es, sich individuell zu beweisen.
„Erst mal die Schwimmfähigkeit jedes Einzelnen und auch sonst muss man natürlich eine gewisse Auswahl treffen. Wir nehmen immerhin Material in die Hand, das zwischen 5.000 und 50.000 Euro kostet. So ein Pärchen Ruder oder Skulls kostet dann mal schnell 1.000 Euro. Das versucht man auch den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln und man einen pfleglichen Umgang damit pflegen sollte.“

Direkt hinter der Schweizer Grenze, die hier auch den Hafen von Basel begrenzt, steht das Bootshaus des Ruderclub Schleppi, mit dem die Schule zusammenarbeitet. So eine Kooperation zwischen Schule und Verein, die grenzüberschreitend ist, ist allerdings nicht förderfähig. Doch die Qualität im Miteinander wiegt das allemal wieder auf.

Ohne Trockenübungen an Land geht es mit den Schülerinnen und Schülern aufs Wasser. Ruderboote fahren auf dem Rhein bis zu einer Pegelhöhe von 6,50 Meter.

Bei Einsteigern ist der Lehrer im Boot dabei

Bei Neulingen sitzt der Lehrer mit im Boot, um gegebenenfalls seine Erfahrung aus 25 Jahren im Rudersport anwenden zu können. Es ist eine große Verantwortung, größer als beim regulären Sportunterricht in einer Halle.

„Man ist natürlich auf dem Wasser unterwegs. Man hat keinen direkten Zugriff, wenn man mehrere Boote betreut. Da ist schon eine gewisse Verantwortung und Vertrauen zu den Schülerinnen und Schülern aufzubringen.“
Etwa, wenn es darum geht, nach Anmeldung, aber im laufenden Betrieb sich in der Einfahrt des Baseler Hafens zu bewegen und später dann fernab der Fahrrinne am Rand des Flusses stromabwärts zu rudern.
„Stromaufwärts geht es nach Basel rein. Wir müssten erst mal die Hafeneinfahrt kreuzen. Oben kommen dann noch Rheinschwimmer dazu und Rheinfähren, die nur durch die Strömung betrieben sind. Deswegen fahren wir eigentlich tunlichst nicht Richtung Basel stromaufwärts, sondern immer stromabwärts.“

Auch Jannis Kamber kam unter der Anleitung von Sören Freisler das erste Mal auf den Rhein. Seit Frühjahr diesen Jahres ist der 18-Jährige und ehemalige Schüler der Gemeinschaftsschule der Präsident des Ruderclub Schleppi und hat zwei weitere frühere Mitschüler in seinem Vorstand.

Kooperation mit Ruderclub Schleppi

Gewählt wurde er am Abend seines Eintritts in den Verein, der ohnehin den Altersschnitt der Mitglieder senken will.

„Es war sehr spontan. Ich bin für eine normale Versammlung hierhergekommen. Bin dann in den Club aufgenommen worden und ganz spontan nach einer Diskussion habe ich mich dann freiwillig mit den anderen beiden Neumitgliedern gemeldet, dass wir dann den Vorstand übernehmen.

Und so haben beide Seiten - der Ruderclub Schleppi und die Gemeinschaftsschule Weil am Rhein - bislang von ihrer Kooperation profitiert. Und der Traum vom Schulachter ist ein klein wenig konkreter geworden.

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