Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger verleiht heute Abend den "Deutschen Preis für politische Fotografie und Karikatur". Der Fotograf und Ausbilder Rolf Nobel sieht den Wettbewerb kritisch, denn politische Fotografie sei sehr viel mehr als ein Politikerfoto. Aus seiner Sicht handelt es sich bei den meisten der im "Rückblende-Wettbewerb" in den letzten Jahren ausgestellten politischen Fotografien eher um "Fotografie von Politik", sagte Nobel im Deutschlandfunk Kultur.

Die Fotos zeigten Staatsbesuche, politische Anlässe, Demonstrationen oder Wahlkämpfe. "Aber politische Fotografie ist etwas ganz anderes", sagte Nobel, der bis vergangenen Herbst 16 Jahre lang an der Hochschule Hannover Fotojournalismus lehrte. Er unterrichtet inzwischen unter anderem Volontäre der Nachrichtenagentur DPA in Berlin. "Politische Fotografie ist eine Fotografie, mit der der Urheber dieser Fotografie aktiv in gesellschaftliches Geschehen eingreifen will."

Das bedeute, dass der Fotograf eine bestimmte politische Grundhaltung habe, bei der er für oder gegen etwas sei, sich über ein Unrecht ärgere, das man öffentlich machen wolle. Erst dann beginne ein Prozess, in dem diesem mit fotografischen Mitteln Ausdruck verliehen werde. "Bei der Rückblende geht es in erster Linie um Abbildung des üblichen politischen Zirkusses, um wenig mehr." Nobel lobte besonders das Foto des Fotografen Jonathan Bachmann, das 2017 als eines der besten Pressefotos der Welt ausgezeichnet wurde. Das Bild der New Yorker Krankenschwester Jeshia Evans, die sich im US-Bundesstaat Louisiana den Polizisten entgegenstelle, sei ein Sinnbild für Zivilcourage und Mut.