Rückblick auf den Wahlkampf im Netz

"AfD hat 30 Prozent des Social-Media-Traffics ausgemacht"

Unter einem ausgeschnittenen Facebook-Logo liegt ein Wahlschein
Social Bots haben im deutschen Wahlkampf kaum eine Rolle gespielt, sagt Lisa-Maria Neudert. © dpa
Lisa-Maria Neudert im Gespräch mit Thorsten Jabs |
Im Vergleich zur Alternative für Deutschland waren andere Parteien im Online-Wahlkampf "weit abgeschlagen", sagt die Wissenschaftlerin Lisa-Maria Neudert. Grund dafür waren nicht Fake Accounts oder Social Bots, sondern echte Nutzer, die die Rechtspopulisten im Netz unterstützten.
Social Bots sind Programme, die in sozialen Netzwerken menschliche Verhaltensmuster simulieren und als falsche Nutzeraccounts auftauchen. Sie wurden entwickelt, um eine menschliche Präsenz im Web vorzutäuschen und somit andere User zu blenden.
Im deutschen Wahlkampf spielten sie allerdings nur eine geringe Rolle, sagte Lisa-Maria Neudert im Deutschlandfunk Kultur. Die die IT- und Kommunikationswissenschaftlerin am Oxford Internet Institute war Teil eines Forschungsprojekts, das sich mit so genannter automatisierter Propaganda befasst hat.
"In Deutschland haben wir gefunden, dass 7,4 Prozent des gesamten Social Media Traffics von solchen Robotern war – also keinen echten Usern -, die dann vor allem im rechten Spektrum aktiv waren und vor allem da versucht haben Meinung zu machen", sagte Neudert.

Deutschland war "früh aufgeklärt"

Das liege zum einen daran, dass Twitter als soziales Medium in Deutschland eine geringere Rolle spiele als in den USA oder Großbritannien. Zum anderen sei Deutschkand "früh aufgeklärt" gewesen. Alle Parteien hätten daher gesagt, dass sie auf Bots im Wahlkampf verzichten wollen.
Dass dennoch insbesondere die AfD in Online-Wahlkampf so präsent gewesen ist, habe einen anderen Grund, sagte Neudert:
"In Bezug auf die AfD haben wir eigentlich etwas anderes viel, viel Besorgniserregenderes gefunden, nämlich dass tatsächlich echte User sehr viel über die AfD twittern und die AfD sehr zentral auf Social Media ist. Die AfD hat nämlich 30 Prozent des gesamten Traffics auf Social Media ausgemacht. (…) Die anderen Parteien waren tatsächlich abgeschlagen."
Die AfD mache online und in den sozialen Medien "strategisch vieles richtig" und sie habe viele Anhänger, die sich vorgenommen hätten die Partei online zu stützen.
Zu erwähnen sei hier die Gruppe Reconquista Germania. Dass sei eine ultra-rechte Gruppe, die sich speziel dazu verabredet hätte, die AfD so gut wie möglich zu verstärken, um sie in den Bundestag zu bekommen.
"Die AfD hat einfach auch Unterstützer, die sie größer erscheinen lassen als sie ist", resümierte Neudert.

(huc)
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