Das Jazzjahr 2015
Vincent Peirani, Mathew Halsall oder Sokratis Sinopolous – sie alle zeigten in diesem Jahr mit ihrem europäisch geprägten Jazz wie international diese Musiksprache ist. Die beste Einspielung war wiederum für viele der US-amerikanische Pianist Vijay Iyer mit seinem Trio.
"Bei meiner neue CD ‘Break Stuff’ geht es um das, was in den Pausen passiert. Um die kleinen Zwischenräume, um das, was zwischen einer rhythmischen Figur, einer Basslinie und einer harmonischen Wendung vor sich geht. Das ist für mich Jazz, es ist nicht viel anders als das, was auch schon Thelonius Monk gemacht hat. Das Tonmaterial wird durch Brüche erst interessant. Das ist unser Ansatz."
Das jüngste Trio Album "Break Stuff" des US-amerikanischen Pianisten mit den indischen Wurzeln, Vijay Iyer, ist für Viele eine der besten Einspielungen des Jahres 2015, die CD hat gerade auch den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik erhalten. Das Besondere an der Einspielung ist, dass hier die vielleicht klassischste aller Jazzformationen in einer Art und Weise agiert, die man zuweilen eher mit Techno oder Minimal Music verbindet. Das Piano Trio eignet sich offenbar besonders gut, um das Jazzvokabular immer noch zu erweitern – oder man holt gleich zum ganz großen Schlag aus, wie der Saxofonist Kamasi Washington aus Los Angeles, der mit seiner drei CD-Box "The Epic" mal eben alle Genregrenzen sprengt. Der Tenorist arbeitet mit seiner zwölfköpfigen Band plus Chor und Orchester und lässt einen dabei das spirituelle Anliegen eines John Coltrane oder Sun Ra jederzeit spüren.
Matthew Halsall mit seinem Gondwana Orchestra
Einen durchaus vergleichbaren Ansatz wie Washington verfolgt der britische Trompeter Matthew Halsall mit seinem Gondwana Orchestra: nämlich mit einer ungewöhnlich besetzten JazzFormation in spirituelle Dimensionen vorzudringen. Halsall macht dies auf seiner jüngsten CD "into forever" allerdings auf leisen Sohlen und dort, wo sich Kamasi Washington hörbar auf die Jazztradition beruft, da öffnet Halsall auch den Blick für exotische Musikkulturen.
Dass sich Jazz durch die folkloristischen Traditionen verschiedener Ländern bereichert, ist nicht neu. Aber es ist immer wieder verblüffend, wenn die Kombination glückt. In diesem Jahr ist das auch dem griechischen Lyraspieler Sokratis Sinopoulos mit seiner Einspielung "Eight Winds" gelungen.
Dass Sokratis Sinopoulous auch in dem jüngsten Projekt "Wild Man Dance" des bekannten US – Saxofonisten Charles Lloyd zu hören ist, zeigt, welche Wertschätzung europäischer Jazz zuweilen auch in Amerika genießt. Selbstredend, dass "Jazz made in Europe" genauso weitläufig und vielgestaltig ist, wie die musikalischen Traditionen dieses Kontinents: Dort, wo man Sinopoulos seine griechischen Wurzeln fast jederzeit anhört, da entlockt der französische Senkrechtstarter Vincent Peirani seinem Akkordeon allerdings weit mehr als nur musettehafte Klänge. Seine Einspielung "Living Being" verbindet auf virtuose Weise moderne Klangelemente mit der Freiheit der Klanggestaltung.
Dass Sokratis Sinopoulous auch in dem jüngsten Projekt "Wild Man Dance" des bekannten US – Saxofonisten Charles Lloyd zu hören ist, zeigt, welche Wertschätzung europäischer Jazz zuweilen auch in Amerika genießt. Selbstredend, dass "Jazz made in Europe" genauso weitläufig und vielgestaltig ist, wie die musikalischen Traditionen dieses Kontinents: Dort, wo man Sinopoulos seine griechischen Wurzeln fast jederzeit anhört, da entlockt der französische Senkrechtstarter Vincent Peirani seinem Akkordeon allerdings weit mehr als nur musettehafte Klänge. Seine Einspielung "Living Being" verbindet auf virtuose Weise moderne Klangelemente mit der Freiheit der Klanggestaltung.
Hayden Chisholm und John Taylor
Vincent Peirani, Mathew Halsall oder Sokratis Sinopolous – sie alle zeigen mit ihren ganz unterschiedlichen Formen eines europäisch geprägten Jazz wie international diese Musiksprache ist. Ein Phänomen, das sich übrigens auch an der deutschen Szene ablesen lässt. Wenn der neuseeländische Saxofonist Hayden Chisholm mit dem britischen Pianisten John Taylor, der übrigens im Sommer dieses Jahres verstorben ist, eine gemeinsame CD vorlegt, dann ist das doch auch "Jazz Made in Germany". In Deutschland haben sich die beiden Musiker vor vielen Jahren kennen gelernt.
"John war Prof für Klavier in Köln, ich hatte zu der Zeit wenig direkten Kontakt, aber ich habe ihn gehört und geschätzt und heimlich mir gewünscht, eines Tages mit ihn zu spielen. Das hat sehr lange gedauert. Unser erstes Studioalbum kommt jetzt erst raus. Dazwischen waren viele Jahre und die haben auch gut getan… man hört niemals auf ein Schüler zu sein, in meinem Bereich jedenfalls, improv und jazz, man lernt immer weiter, auch, wenn man selber Lehrer ist, das ist ganz klar, ganz wichtig."
"John war Prof für Klavier in Köln, ich hatte zu der Zeit wenig direkten Kontakt, aber ich habe ihn gehört und geschätzt und heimlich mir gewünscht, eines Tages mit ihn zu spielen. Das hat sehr lange gedauert. Unser erstes Studioalbum kommt jetzt erst raus. Dazwischen waren viele Jahre und die haben auch gut getan… man hört niemals auf ein Schüler zu sein, in meinem Bereich jedenfalls, improv und jazz, man lernt immer weiter, auch, wenn man selber Lehrer ist, das ist ganz klar, ganz wichtig."
Immer weiter lernen – bei dieser Einstellung des Saxofonisten Hayden Chisholm, der in diesem Jahr gemeinsam mit John Taylor und dem Bassisten Matt Penman eine einfühlsame, ruhige Trio CD vorgelegt hat, braucht man sich um die Zukunft des Jazz keine Sorgen zu machen. Und noch etwas kann man feststellen: die stete Öffnung zur Popmusik, die nachlassende Haltung, Jazz sei besonders Elitär. Es sind junge Festivals wie X Jazz in Berlin oder Überjazz in Hamburg, die dieser Musik ein neues Publikum erschließen und zeigen, dass Jazz, wie etwa im Falle der australischen Band Hiatus Kaiyote, vielleicht sogar die spannendere Popmusik ist.