Gerhard Ziegenfuß, Helmut Rücker: Ein Schädel aus Namibia - Erhobenen Hauptes zurück nach Afrika
Anno-Verlag, Ahlen 2018
128 Seiten, 14,95 Euro
Die schwierige Aufarbeitung kolonialen Unrechts
09:35 Minuten
Der ehemalige Lehrer Gerhard Ziegenfuß war Jahrzehnte im Besitz eines Schädels aus Namibia. Er wollte ihn zurückgeben - doch das war gar nicht so einfach. Ein Gespräch darüber, wie schwierig es sein kann, dem kolonialen Unrecht gerecht zu werden.
So hatte sich die deutsche Seite die Sache sicher nicht vorgestellt: Heute will eine von der baden-württembergischen Wissenschaftsministerin Theresia Bauer angeführte Delegation die bisher im Stuttgarter Linden-Museum aufbewahrte Bibel und Peitsche des Stammesführers Hendrik Witbooi an Namibia zurückgeben. Doch in Namibia selbst ist Streit um die Rückgabe ausgebrochen: Denn die Witbooi-Nachkommen sehen sich als als rechtmäßige Besitzer der Gegenstände. Die Regierung des Landes wiederum sieht die Witbooi als "Nationalhelden" - und deren Erbe als öffentliches Eigentum.
Dass eine Restitution sehr schwierig sein kann, hat auch der pensionierte Lehrer Gerhard Ziegenfuß erlebt. Seine Familie war seit 1913 im Besitz eines Schädels aus Namibia - er gelangte in einer Seekiste nach Thüringen. Vermutlich hat der Großonkel von Ziegenfuß den Schädel nach Deutschland geschickt, denn der war Missionar in Afrika. 1960 nahm Gerhard Ziegenfuß den Schädel an sich, seit 1995 versuchte er dann, das Objekt privat zurückzugeben.
Welche Odyssee er dabei erlebte, schilderte Ziegenfuß ausführlich im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur. Beteiligte eines über 20 Jahre dauernden Prozesses: die namibische Botschaft, das Auswärtige Amt, die Charité in Berlin, die Forensik in Münster und natürlich Gerhard Ziegenfuß. Im August 2018 konnte der ehemalige Lehrer dann den Schädel endlich zurückgeben. Die Geschichte rund um das Objekt hat er auch in einem Buch geschildert.
(ahe)