"Rückgrat der amerikanischen Literatur"
Der amerikanische Literaturnobelpreisträger Saul Bellow ist tot. Bellows Romane waren von beißender Ironie geprägt und lieferten gleichzeitig ein Bild der amerikanisch-jüdischen Intellektuellen in den Großstädten. Der Schriftsteller Phillip Roth nannte Bellow zusammen mit Faulkner "das Rückgrat der amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts".
Geadelt mit dem Literaturnobelpreis, mit dem Pulitzerpreis und mit vielen anderen renommierten Literaturpreisen gehört Saul Bellow zu den prägenden Figuren der amerikanischen Nachkriegs-Literaturgeschichte. Aufgewachsen als Kind jüdischer Einwanderer in Chicago hat der Romancier diese Erfahrungen der Großstadt und der ostjüdischen Intellektualität in seinen literarischen Figuren festgehalten und im Gegensatz zu Philipp Roth oder dem "Stadtneurotiker Woody Allen" die jüdische Herkunft zu einer Quelle der Selbstfindung werden lassen.
Nachdem er bereits 1944 mit "Der Mann in der Schwebe" – über einen jungen Mann, der in der Endphase des II. Weltkrieges auf seine Einberufung zur Armee wartet – sein Debüt gegeben hatte, begann Ende der 50er Jahre nachdrücklich die literarische Karriere des Universitätsprofessors.
Romane wie "Die Abenteuer des Augie March", ein ereignis- und personenreicher Entwicklungsroman über einen Jungen aus den Chicagoer Slums, oder der Schelmenroman "Der Regenkönig", in dem es seine Hauptfigur Hendersen aus der amerikanischen Großstadt in ein imaginäres Afrika verschlägt, begründeten Bellows erzählerischen Ruhm. Die Leichtigkeit und Verspieltheit paart sich mit philosophischen Grundfragen menschlicher Existenz.
Den größten Publikums-Erfolg brachte Mitte der 60er Jahre der Roman "Herzog" über einen introvertierten Intellektuellen.
Immer wieder sind es Intellektuelle wie Moses Herzog, denen Saul Bellow in seinen Romanen eine Stimme gibt: So auch in "Humboldts Vermächtnis" oder in "Mr. Sammlers’ Planet" aus dem Jahre 1970. Anekdotenreich, mit Elementen der Kolportage formuliert er Zweifel an der materialistisch ausgerichteten Welt und ihrer Sinnleere, beschreibt er in einem ironisch-distanzierten Rückblick eines jüdischen Intellektuellen, der die Leichenberge von Auschwitz überlebt hat, über die selbstzerstörerischen Tendenzen der westlichen Zivilisation.
Der ehemalige Literaturprofessor, der sich selbst als Optimisten sah, zog gegen jene Gespreiztheit zu Felde, die er allzu häufig unter seinen Kollegen und Kritikern ausmachte.
Ausführliche philosophische Debatten als essayistische Einschübe, die sich der Romancier immer wieder gestattete, haben immer auch seine Kritiker herausgefordert.
In den letzten Jahren konnte Bellow nicht mehr an die großen Prosaerfolge anknüpfen. Sein 2000 erschienener Roman "Ravelstein" über die Freundschaft zu seinem Freund und Kollegen Allan Bloom, dessen konservative Positionen bei vielen Intellektuellen umstritten waren, blieb auch erzählerisch hinter seinen gefeierten Werken zurück.
Dennoch verbinden sich mit seinem Namen starke literarische Figuren, einsame, seelisch verkrampfte, bisweilen komische Helden, die man nicht vergisst. Mehr noch mit Bernhard Malamud und Philipp Roth hat Saul Bellow einen Durchbruch für die jüdisch-amerikanische Literatur, für diese spezifische Sinnsuche in der amerikanischen Gesellschaft erschrieben.
Nachdem er bereits 1944 mit "Der Mann in der Schwebe" – über einen jungen Mann, der in der Endphase des II. Weltkrieges auf seine Einberufung zur Armee wartet – sein Debüt gegeben hatte, begann Ende der 50er Jahre nachdrücklich die literarische Karriere des Universitätsprofessors.
Romane wie "Die Abenteuer des Augie March", ein ereignis- und personenreicher Entwicklungsroman über einen Jungen aus den Chicagoer Slums, oder der Schelmenroman "Der Regenkönig", in dem es seine Hauptfigur Hendersen aus der amerikanischen Großstadt in ein imaginäres Afrika verschlägt, begründeten Bellows erzählerischen Ruhm. Die Leichtigkeit und Verspieltheit paart sich mit philosophischen Grundfragen menschlicher Existenz.
Den größten Publikums-Erfolg brachte Mitte der 60er Jahre der Roman "Herzog" über einen introvertierten Intellektuellen.
Immer wieder sind es Intellektuelle wie Moses Herzog, denen Saul Bellow in seinen Romanen eine Stimme gibt: So auch in "Humboldts Vermächtnis" oder in "Mr. Sammlers’ Planet" aus dem Jahre 1970. Anekdotenreich, mit Elementen der Kolportage formuliert er Zweifel an der materialistisch ausgerichteten Welt und ihrer Sinnleere, beschreibt er in einem ironisch-distanzierten Rückblick eines jüdischen Intellektuellen, der die Leichenberge von Auschwitz überlebt hat, über die selbstzerstörerischen Tendenzen der westlichen Zivilisation.
Der ehemalige Literaturprofessor, der sich selbst als Optimisten sah, zog gegen jene Gespreiztheit zu Felde, die er allzu häufig unter seinen Kollegen und Kritikern ausmachte.
Ausführliche philosophische Debatten als essayistische Einschübe, die sich der Romancier immer wieder gestattete, haben immer auch seine Kritiker herausgefordert.
In den letzten Jahren konnte Bellow nicht mehr an die großen Prosaerfolge anknüpfen. Sein 2000 erschienener Roman "Ravelstein" über die Freundschaft zu seinem Freund und Kollegen Allan Bloom, dessen konservative Positionen bei vielen Intellektuellen umstritten waren, blieb auch erzählerisch hinter seinen gefeierten Werken zurück.
Dennoch verbinden sich mit seinem Namen starke literarische Figuren, einsame, seelisch verkrampfte, bisweilen komische Helden, die man nicht vergisst. Mehr noch mit Bernhard Malamud und Philipp Roth hat Saul Bellow einen Durchbruch für die jüdisch-amerikanische Literatur, für diese spezifische Sinnsuche in der amerikanischen Gesellschaft erschrieben.