Rückkehr an alte Wirkungsstätte

    René Pollesch übernimmt die Berliner Volksbühne

    Regisseur René Pollesch während einer Kostümprobe zu "Cavalcade or being a holy motor" am Akademie Theater in Wien zu, aufgenommen 2013.
    Rene Pollesch kehrt an den Rosa-Luxemburg-Platz zurück. © picture alliance / dpa / APA / Georg Hochmuth
    René Pollesch wird neuer Intendant der Berliner Volksbühne. In der Ära von Frank Castorf feierte der Regisseur dort bereits große Erfolge.
    Der Regisseur René Pollesch wird neuer Intendant der Berliner Volksbühne. Der 56-Jährige soll das Haus zur Spielzeit 2021/2022 übernehmen. Das teilte Berlins Kultursenator Klaus Lederer mit.
    Nach Einschätzung von Deutschlandfunk Kultur-Redakteurin Susanne Burkhardt passt Pollesch sehr gut auf den Posten. Inmitten der Querelen um Chris Dercon hätten sich ja schon manche gefragt, warum der Regisseur und Autor die Aufgabe nicht übernehme. Viele hätten sich Pollesch schon offen als Intendanten des Hauses gewünscht: "Er hat ja dort eine ganz eigene Form des Theaters erfunden und zur Perfektion getrieben - dieses Diskurstheater mit Boulevardelementen."

    Prägende Figur der Castorf-Ära

    Pollesch war eine der prägenden Figuren an der Volksbühne während der Intendanz von Frank Castorf, die nach 25 Jahren im Sommer 2017 endete. Dessen Vertrag war nicht verlängert worden und der Belgier Chris Dercon - zuvor Direktor am Londoner Kunstzentrum Tate Modern – übernahm das Amt. An der Volksbühne scheiterte Dercon allerdings. Noch vor dem Ende seiner ersten Spielzeit musste er das Haus am Rosa-Luxemburg-Platz wieder verlassen.
    Fabian Hinrichs in einer Probe von "Kill Your Darlings - Streets of Berladelphia" von René Pollesch, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz; Bühne und Kostüme: Bert Neumann, Premiere am 18.01.2012. 
    Fabian Hinrichs in "Kill Your Darlings - Streets of Berladelphia" von René Pollesch. © imago stock&people/drama-berlin.de/Bresadola
    René Pollesch studierte in Gießen Angewandte Theaterwissenschaft, das Institut an der dortigen Justus-Liebig-Universität prägt mit seinen Absolventen die gesamte deutsche Theaterlandschaft. Nach Engagements unter anderem in Frankfurt, Luzern und Hamburg 2001 kam Pollesch an die Volksbühne.
    Seine Prater-Trilogie "Stadt als Beute", "Insourcing des Zuhauses - Menschen in Scheißhotels" und "Sex" von 2001 gilt als bahnbrechend und wurde zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Von 2001 bis 2007 leitete Pollesch die Spielstätte der Volksbühne im Stadtteil Prenzlauer Berg.
    Die Schauspieler Bernhard Schütz, Astrid Meyerfeldt und Fabian Hinrichs (von links nach rechts) bei der Probe zum Stück "Stadt als Beute" nach einem Sachbuch von spaceLab in der Regie von René Pollesch, das am 26.09.2001 im Volksbühnen-Theater im Prater, Prenzlauer Berg, Premiere hat.
    Bernhard Schütz, Astrid Meyerfeldt und Fabian Hinrichs (von links nach rechts) in "Stadt als Beute" von René Pollesch im Volksbühnen-Prater.© picture alliance/Zentralbild/Philipp von Bruchhausen
    Weitere bekannte Pollesch-Stücke an der Volksbühne waren "Kill Your Darlings! Streets of Berladelphia", das auch zum Theatertreffen eingeladen wurde, und "Von einem der auszog, der sich die Miete nicht mehr leisten konnte", zu dem "Tocotronic"-Sänger Dirk von Lowtzow die Musik schrieb und arrangierte. 2017 verabschiedete sich der Autor mit der Inszenierung "Dark Star" von der Volksbühne.
    Zuvor hatte er sich gegen die Übergabe der Volksbühne an Chris Dercon gewandt. Pollesch ist seit 2012 Mitglied der Sektion Darstellende Kunst der Berliner Akademie der Künste.
    (mfu)
    Mehr zum Thema