Rückrufaktionen

Was tun gegen den Pfusch bei Volkswagen, Toyota und Co.?

Das Toyota Modell Prius
Nach Volkswagen auch Toyota: 6,5 Millionen Fahrzeuge hat der japanische Autokonzern wegen defekter Fensterheber, die Brände auslösen könnten, zurückrufen müssen. © Kimimasa Mayama/dpa
Moderation: Marianne Allweiss und André Hatting |
Erst Volkswagen, jetzt Toyota: Immer wieder machen Autohersteller mit Rückrufaktionen Schlagzeilen - meistens selbstverschuldet. Soll sich daran etwas ändern, braucht es eine starke Öffentlichkeit, die klare Grenzen setzt, sagt der Automobilexperte Stefan Bratzel.
Eigentlich klingt es wie eine Milchmädchenrechnung und es verwundert, dass viele Autokonzerne dennoch unbeirrt an dieser Strategie festhalten: Möglichst billig produzieren und mit faulen Tricks passend machen, was noch nicht ganz passt, um sich gegen die Konkurrenz zu behaupten und zugleich der Forderung der Verbraucher nach preisgünstigen Autos entgegenzukommen.
Im Fall der Konzerne Volkswagen - manipulierte Abgastests - und Toyota - defekte Fensterheber - führte diese Taktik zu Fahrzeug-Rückrufaktionen, die viele Millionen Euro kosten und Imageschäden verursachen werden, die nicht zu beziffern sind. Toyota und Volkswagen seien die derzeit wirtschaftlich erfolgreichsten Autokonzerne. Doch dies werde durch Pfusch und Pannen verspielt.
Sparen rechnet sich im Fall von VW und Toyota nicht
Der Automobilexperte Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach, konstatiert "kulturelle Defizite" bei vielen Automobilherstellern. Deren Strategie lohne sich natürlich nicht bei massenhaften Rückrufen. "Die Hersteller müssen so eine Art Balance finden zwischen dem Kostensparen und auf der anderen Seite müssen sie natürlich schauen, dass sie die Qualität der Fahrzeuge hochhalten. Denn das ist auch kaufrelevant."
In diesem Dilemma befänden sich die meisten Hersteller - "und dann kommt es eben ein Stück weit darauf an, ob man eher eine kurzfristige Gewinnmaximierungssicht hat oder eher langfristiges, nachhaltiges Wachstum als kulturelle Grundlage des Unternehmens hat. Wenn man letzteres hat, dann spielt sicherlich das Thema Qualität und Qualitätssicherung eine wichtigere Rolle."
Trifft es einen, trifft es viele
Ein großes Problem sei, dass viele Autohersteller, um billiger zu produzieren, mit den selben Baukästen und auf den selben Plattformen ihre Fahrzeuge bauten - das führe zu vielen gleichen Bauteilen, erklärte Bratzel. Gebe es dann Mängel an einem Bauteil, habe das sofort Auswirkungen auf sehr viele Fahrzeuge.
Aus sich selbst heraus werde es bei den Konzernen aber kaum einen Kulturwandel geben: "Ich glaube, es braucht auf der anderen Seite auch eine sehr starke Öffentlichkeit, Medien, aber auch staatliche Akteure, die klare Grenzen setzen." Das könnten zum Beispiel strengere Richtlinien sein. Im Fall von Volkswagen habe man sehr gut sehen können, dass die Kontrollen versagt hätten.
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