Rücktritt von Jacinda Ardern
Als Begründung für ihren Rücktritt nennt Neuseelands Ministerpräsidentin Jacinda Ardern unumwunden: "Ich habe nicht mehr genug im Tank" Und: Es brauche Kraft für das Amt, und die habe sie nach gut fünf Jahren nicht mehr. Ein starker Auftritt findet unser Studiogast Alena Buyx. © picture alliance / ROPI / EUC
Eine Pionierin mit hoher Strahlkraft
13:22 Minuten
Mit 37 Jahren wurde Jacinda Ardern Regierungschefin in Neuseeland und bekam während ihrer Amtszeit ein Kind. Nun ist sie zurückgetreten. Die Autorin Jagoda Marinić bewundert ihre "Demut vor den eigenen Grenzen".
Jacinda Ardern hat in den sechs Jahren, in denen sie der neuseeländischen Regierung vorstand, eine neue politische Kultur geprägt. Ein Land zu führen, so sagte sie nun bei ihrem Rücktritt, sei eine der privilegiertesten Aufgaben, die es gebe. Man könne diese aber nur ausüben, wenn "der Tank voll" sei "und man auch noch ein bisschen Reserve für besondere Herausforderungen hat". Jetzt freut sie sich auf Zeit mit ihrer Familie, auf den Schulanfang ihrer Tochter und darauf, ihren Partner endlich zu heiraten.
Die Autorin Jagoda Marinić hat Jacinda Ardern für ihre Stärke und Klarheit während ihrer Amtszeit bewundert. Ardern habe sexistische Gedankenmuster offengelegt, betont sie. So sei sie als eine der ersten Frauen in einem hohen Amt schwanger geworden und dann von Reportern direkt danach gefragt worden. Woraufhin sie die Frage als "sehr unangemessen" zurückgewiesen habe. Journalisten wollten außerdem wissen, ob sich Ardern und die finnische Premierministerin Sanna Marin nur wegen ihres ähnlichen Alters getroffen hätten.
Für Marinić verkörpert Ardern "weibliche Führung, wie man sie sich träumt". "Bei ihr hatte ich oft den Eindruck, Frauen könnten tatsächlich einen Funken besser sein als Männer, weil sie etwas Neues ausprobieren können." Als Politikerin habe Ardern gezeigt, "dass sich Emotionen und Kompetenz" nicht ausschließen. Das habe die neuseeländische Premierministerin vor allem 2019 nach dem rechtsextremen Anschlag auf eine Moschee in Christchurch deutlich gemacht.
Eine andere Form von Führung
Jacinda Ardern und Sanna Marin sind für Marinić Pionierinnen: "Sie schufen Vertrauen durch Willensstärke, durch Vitalität, durch die Lust, Mensch und Staatschefin zu sein." Bilder der beiden zeigten: "Wir sind Staatschefinnen, aber wir wollen leben, wir wollen lieben."
Dass Ardern jetzt einräume, ihr Tank sei leer, bringe eine menschliche Dimension in die Politik, sagt die Autorin: "Wir erwarten ja von Führungskräften, dass sie wie Merkel 16 Jahre immer fit durchregieren." Ardern hingegen zeige "Demut vor den eigenen Grenzen".
Viele Feministinnen wünschten sich, dass Frauen eine erneuernde Kraft sein können: "Das hat Jacinda Ardern extrem verkörpert", so Marinić. "Frauen können vielleicht wirklich eine andere Zukunft von Führung in unsere Welt bringen. Und in Zeiten, wo sich autoritäre, mächtige Männer ihre Herrschaft sichern wollen, war sie ein Hoffnungsschimmer." Ihr Rücktritt sei "ein Schlag".