Ferda Ataman ist Politikwissenschaftlerin und Journalistin und lebt in Berlin. Sie ist Sprecherin der "Neuen Deutschen Organisationen" und Mitbegründerin der Initiative "Neue deutsche Medienmacher".
Schwierige Solidarisierung
Der Fußballer Mesut Özil habe eine wichtige Rassismus-Debatte angestoßen, sagt unser Studiogast, die Journalistin Ferda Ataman. Andererseits sei es ärgerlich, dass die Erdoğan-Regierung gerade damit Pluspunkte sammele.
Dass sich in der heiß diskutierten Stellungnahme des Fußballers Mesut Özil kein Wort der Selbstkritik findet, hat unseren Studiogast, die Journalistin Ferda Ataman, wenig überrascht. "Wenn er Selbstkritik hätte üben wollen, hätte er das viel früher gemacht", sagte Ataman im Deutschlandfunk Kultur. Dann hätte sich Özil einen Teil des Ärgers erspart. Außerdem sei ihr bewusst gewesen, dass der Fußballer ein konservativerer Deutsch-Türke sei.
Aber der Fußballer habe eine sehr wichtige Rassismus-Debatte angestoßen. "Aber es fällt schwer, sich gerade hinter ihn zu stellen für viele Menschen, weil man dadurch gleich Erdoğan verharmlost, die AKP verharmlost, die türkische Regierungspolitik − und die ist natürlich problematisch", sagte die Journalistin. Ärgerlich findet Ataman Reaktionen aus der Türkei, wie den Satz von Justizminister Abdülhamit Gül, der Özil zum Rücktritt aus der deutschen Nationalelf gratulierte und vom schönsten Tor gegen den "faschistischen Virus" sprach.
Erdogan-Regierung benutzt den Vorfall
Es sei nicht gut, dass die türkische Regierung den Vorfall jetzt missbrauche und mit dem Finger auf Deutschland zeige. Schließlich säßen sie da im Glashaus und hätten ebenfalls Minderheiten. Die Erdoğan-Regierung profitiere von der Debatte. "Was jetzt passiert, ist ja wirklich der worst case", sagte Ataman. "In Deutschland fühlen sich gerade ganz viele Menschen darin bestätigt, dass sie abgelehnt werden, einfach nur wegen ihrer Herkunft." Sie hätten das Gefühl, sie gehörten nicht mehr dazu, wenn sie einen Fehler machten. (gem)