Rüsselhackbraten im Kochtopf
In Zimbabwe wird heftig diskuiert, ob der karge Speiseplan in den Gefängnissen des Landes mit Elefantenfleisch aufgebessert werden soll. Auch im Thüringer Wald wurden früher einmal Elefantenbabys gejagt - und verspeist.
In Afrika, genauer gesagt in Zimbabwe, tobt derzeit ein heftiger Streit ums rechte Essen. Das Justizministerium will nämlich die Verpflegung der Gefangenen aufbessern. Die Kost ist miserabel, da gibt’s tagein, tagaus Sadza, eine Maispampe - abwechselnd mit Bohnen oder Kohl. Nun schlug das Ministerium vor, in die vegane Hungerkost endlich ein paar Happen Fleisch zu geben. Genauer gesagt Elefantenfleisch. Was die Regierung in Zimbabwe als Akt der Menschlichkeit, ja als Zeichen des Respekts vor den Menschenrechten ansieht, soll zugleich helfen, auch etwas für die Menschen außerhalb der Gefängnismauern zu tun.
Für die Bürger sind die Elefanten ein Angstgegner, schließlich suchen viele Rüsseltiere ihr Futter in den Pflanzungen – denn auch ihr Lebensraum schwindet überall dort, wo hungrige Menschen den Wald roden. Elefanten brauchen als Vegetarier gewaltige Mengen Futter, egal ob sie die Maisfelder mittelloser Subsistenzbauern abernten oder durch Kaffeeplantagen trampeln, um Kaffeekirschen zu pflücken. Dann plündern sie auch noch die Vorräte in den Dörfern und verwüsten die Wohnstätten. Der Schaden ist meist enorm, die Tiere sind gefährlich und kaum aufzuhalten. Immer wieder kommt es bei Angriffen zu Todesfällen. Auch deshalb sind die Elefanten verhasst und werden von der Bevölkerung gejagt. An ihrem Fleisch hält man sich schadlos – um den Hunger zu stillen.
Die Naturschützer protestieren pflichtgemäß gegen das Ansinnen des Ministers und verweisen auf die Bedeutung der Dickhäuter für den Tourismus. Ökotouristen wollen schließlich Tiere in freier Wildbahn sehen – und je mehr es davon gibt, desto größere Ströme an zahlungskräftigen Besuchern können das Großwild in ihrem natürlichen Lebensraum bestaunen.
Dazu gehören auch die Großkatzen, um deren tägliche Fleischration sich die Naturschützer mit Engagement kümmern. In einem Teil eines Nationalparks werden die Zebras eingefangen, auf Lastwägen verladen und in dem Gelände da wo auch die Safarigesellschaften auf die Löwen warten, wieder freigelassen. So haben die Raubtiere auch was Appetitliches zu reißen und zu beißen. Das ist echte Wildnis, Natur pur, ganz unverfälscht. Da können die Reisenden noch lange bei marinierten Lammspießchen ihren Freunden von berichten.
Und weil auch die Menschen vor Ort gerne ein wenig Frischfleisch hätten, jagen sie wieder auf eigene Faust – egal ob verboten oder nicht. Denn längst ist es nicht mehr das Elfenbein, das die Wilderer motiviert, sondern das Fleisch. Dessen Marktwert liegt heute weit über dem der Stoßzähne. Der erlegte Elefant wird geräuchert oder getrocknet – und kommt dann als Biltong auf den Markt.
Der Elefant war und ist bis heute ein Speisetier des Menschen, so wie Schwein, Rind oder Huhn. Die Dickhäuter werden nicht nur in Asien und Afrika geschätzt und verzehrt, sondern waren auch in Europa beliebt. Steinzeitliche Funde förderten Elefantenknochen ans Licht, die mit Werkzeugen bearbeitet waren – in Spanien, in Frankreich und auch in Deutschland - beispielsweise im Thüringer Wald. Dort haben die Einwohner früher zarte, junge Elefantenbabys gejagt und wohl mit Behagen verspeist.
Mag sein, dass das schon lange her ist. Aber die Sachsen wollten den Thüringern nicht nachstehen: Als bei einem bekannten Zirkus einmal ein Elefant notgeschlachtet werden musste, kaufte ihn der Wirt der Dresdner Bärenschenke. Alsbald gab es auf der Speisekarte "gesülzten Elefantenfuß in feiner Kräutertunke". Oder wie wär's mit einem "Jumbo-Schwanz-Ragout mit Kartoffeln"? Man schrieb damals das Jahr 1917. Es war der furchtbare Kohlrübenwinter. Die Menschen hungerten. Da war auch bei uns ein Rüsselhackbraten das höchste Glück auf Erden. Mahlzeit!
Literatur:
- Zhangazha W: Elephant meat für hungry prisoners. The Independent 20. April 2011
- Anderson T: Shoot an elephant, save a community. Defining Ideas 6. Jumi 2011
- Wille M: Dresdner Gastlichkeit von den Anfängen bis zur Gegenwart. Adam, Dresden 2008
- Yravedra J et al: Cut marks on the middle pleistocene elephant carcass of Aridos 2 (Madrid, Spain). Journal of Archaeological Science 2010; 37: 2469-2478
- Das SK, Chattopadhyay S: Human fatalities from wild elephant attacks – a study of fourteen cases. Journal of Forensic and Legal Medicine 2011; 18: 154-157
- Bal P et al: Elephants also like coffee: trends and drivers of human-elephant conflicts in Western ghats, India. Evironmental Management 2011; 47: 789-801
- Madhusudan MD: Living amidst large wildlife: livestock and crop depredation by large mammals interior billages of Bhadra Tiger Reserve, South India. Evironmental Management
- Mania D: Die Urmenschen von Thüringen. Spektrum der Wissenschaft 200.....
- Roy SD: The sad status of elephants in southern Assam, India. Gajah 1993; 11: 53-54
- Kulke U: Warum Elefanten tausende Inder töten. Welt Online vom 14. Juni 2011
Für die Bürger sind die Elefanten ein Angstgegner, schließlich suchen viele Rüsseltiere ihr Futter in den Pflanzungen – denn auch ihr Lebensraum schwindet überall dort, wo hungrige Menschen den Wald roden. Elefanten brauchen als Vegetarier gewaltige Mengen Futter, egal ob sie die Maisfelder mittelloser Subsistenzbauern abernten oder durch Kaffeeplantagen trampeln, um Kaffeekirschen zu pflücken. Dann plündern sie auch noch die Vorräte in den Dörfern und verwüsten die Wohnstätten. Der Schaden ist meist enorm, die Tiere sind gefährlich und kaum aufzuhalten. Immer wieder kommt es bei Angriffen zu Todesfällen. Auch deshalb sind die Elefanten verhasst und werden von der Bevölkerung gejagt. An ihrem Fleisch hält man sich schadlos – um den Hunger zu stillen.
Die Naturschützer protestieren pflichtgemäß gegen das Ansinnen des Ministers und verweisen auf die Bedeutung der Dickhäuter für den Tourismus. Ökotouristen wollen schließlich Tiere in freier Wildbahn sehen – und je mehr es davon gibt, desto größere Ströme an zahlungskräftigen Besuchern können das Großwild in ihrem natürlichen Lebensraum bestaunen.
Dazu gehören auch die Großkatzen, um deren tägliche Fleischration sich die Naturschützer mit Engagement kümmern. In einem Teil eines Nationalparks werden die Zebras eingefangen, auf Lastwägen verladen und in dem Gelände da wo auch die Safarigesellschaften auf die Löwen warten, wieder freigelassen. So haben die Raubtiere auch was Appetitliches zu reißen und zu beißen. Das ist echte Wildnis, Natur pur, ganz unverfälscht. Da können die Reisenden noch lange bei marinierten Lammspießchen ihren Freunden von berichten.
Und weil auch die Menschen vor Ort gerne ein wenig Frischfleisch hätten, jagen sie wieder auf eigene Faust – egal ob verboten oder nicht. Denn längst ist es nicht mehr das Elfenbein, das die Wilderer motiviert, sondern das Fleisch. Dessen Marktwert liegt heute weit über dem der Stoßzähne. Der erlegte Elefant wird geräuchert oder getrocknet – und kommt dann als Biltong auf den Markt.
Der Elefant war und ist bis heute ein Speisetier des Menschen, so wie Schwein, Rind oder Huhn. Die Dickhäuter werden nicht nur in Asien und Afrika geschätzt und verzehrt, sondern waren auch in Europa beliebt. Steinzeitliche Funde förderten Elefantenknochen ans Licht, die mit Werkzeugen bearbeitet waren – in Spanien, in Frankreich und auch in Deutschland - beispielsweise im Thüringer Wald. Dort haben die Einwohner früher zarte, junge Elefantenbabys gejagt und wohl mit Behagen verspeist.
Mag sein, dass das schon lange her ist. Aber die Sachsen wollten den Thüringern nicht nachstehen: Als bei einem bekannten Zirkus einmal ein Elefant notgeschlachtet werden musste, kaufte ihn der Wirt der Dresdner Bärenschenke. Alsbald gab es auf der Speisekarte "gesülzten Elefantenfuß in feiner Kräutertunke". Oder wie wär's mit einem "Jumbo-Schwanz-Ragout mit Kartoffeln"? Man schrieb damals das Jahr 1917. Es war der furchtbare Kohlrübenwinter. Die Menschen hungerten. Da war auch bei uns ein Rüsselhackbraten das höchste Glück auf Erden. Mahlzeit!
Literatur:
- Zhangazha W: Elephant meat für hungry prisoners. The Independent 20. April 2011
- Anderson T: Shoot an elephant, save a community. Defining Ideas 6. Jumi 2011
- Wille M: Dresdner Gastlichkeit von den Anfängen bis zur Gegenwart. Adam, Dresden 2008
- Yravedra J et al: Cut marks on the middle pleistocene elephant carcass of Aridos 2 (Madrid, Spain). Journal of Archaeological Science 2010; 37: 2469-2478
- Das SK, Chattopadhyay S: Human fatalities from wild elephant attacks – a study of fourteen cases. Journal of Forensic and Legal Medicine 2011; 18: 154-157
- Bal P et al: Elephants also like coffee: trends and drivers of human-elephant conflicts in Western ghats, India. Evironmental Management 2011; 47: 789-801
- Madhusudan MD: Living amidst large wildlife: livestock and crop depredation by large mammals interior billages of Bhadra Tiger Reserve, South India. Evironmental Management
- Mania D: Die Urmenschen von Thüringen. Spektrum der Wissenschaft 200.....
- Roy SD: The sad status of elephants in southern Assam, India. Gajah 1993; 11: 53-54
- Kulke U: Warum Elefanten tausende Inder töten. Welt Online vom 14. Juni 2011