Rüttgers und die Volksmusik
"Rettet das deutsche Volkslied", verkündete NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers in der Zeitung. Seit Walter Scheel "Hoch auf dem gelben Wagen" trällerte, dienen derartige Kampagnen als probates Mittel zur Aufmerksamkeitserzeugung.
Musik: "Hoch auf dem gelben Wagen
Sitz' ich bei'm Schwager vorn."
Es ist zwar schon 36 Jahre her, aber trotzdem: Es sei jedem Politiker empfohlen, der plant, sich auf das schunkelige Terrain "Volksmusik" vorzuwagen, sich doch nochmal mit dem Fall "Walter Scheel" zu beschäftigen: Er, der im Jahr 1974 als schillernde Figur im höchsten Amt der Bundesrepublik begann, er war der Erste und Einzige, der zunächst sowohl Bundeskanzler als auch Präsident in Personalunion war - der aber dann vom neuen Kanzler Helmut Schmidt politisch kaltgestellt wurde - dem Herrn Scheel fiel damals auch nichts besseres zur Aufmerksamkeitserzeugung ein, als den Volksmusik-Kasper zu geben- die Folgen sind bekannt: wer heute "Walter Scheel" hört, denkt automatisch: gelber Wagen!
Musik: "... vorwärts die Rosse, sie traben ... lustig schmettert das Horn ..."
Aber vielleicht hat Herr Rüttgers auf der Suche nach der größten Wählergruppe aber auch nur mal auf CD-Verkaufszahlen geschaut und gedacht: Kein Mensch kauft mehr Negermusik-CDs, aber wenn Silbereisen, Randfichten oder Herzbuben draufsteht, gehen die Verkaufszahlen durch die Decke! - nur, Herr Rüttgers: Das muss nicht zwangsläufig heißen, dass die Mutantenstadl-Fans in der Überzahl sind, sondern nur, dass die Volkstümel-Kundschaft den Begriff "Download" vielleicht immer noch für eine Extremsportart hält, bei der man mit einem Geländerad Berghänge herunterbrettert.
Musik: "Herrliche Berge, schwindelnde Höhen - Bergvagabunden sind wir …"
Und ja: Volksmusik ist und bleibt ideologisch verdächtig! - sicher nicht zu Unrecht, und auch Walter Scheels Postkutschen-Nummer ist ja eigentlich durch den virilen Bass des Düsseldorfers Heinz Georg Kramm, besser bekannt als "Heino", populär gemacht worden - der nicht lange davor mit einem Lied reüssierte, das sich durchaus als verdeckte Koalitionsempfehlung an Parteien im rechten Spektrum interpretieren ließe, kennen sie sicher:
Musik: "Schwarz-braun ist die Haselnuss, schwarz-braun bin auch ich, bin auch ich, schwarz-braun muss mein Mädel sein, gerade so wie ich ..."
Unvergessen auch Günter Oettingers Volkslied-Debakel im letzten Jahr, als unter seiner Ägide eine Fibel herausgegeben wurde, in der auf Seite 86 das bei der Wehrmacht so beliebte Panzerlied zu finden war.
Musik: "Bestaubt sind die Gesichter, doch froh ist unser Sinn ..."
Aber, wie sagte Jürgen Rüttgers in einem Interview mit den Dortmunder "Ruhr-Nachrichten":
"Wer nicht weiß, woher er kommt, der weiß auch nicht, wohin er geht!"
Recht hat er! Aber heißt das nicht auch, dass gar keine Phase der deutschen Volksmusik-Geschichte übergangen werden dürfte? Auch nicht solche Lieder, die einst im Ostteil des geteilten Deutschlands durchaus verbreitet waren, dann aber plötzlich aus dem Kanon verschwunden sind? Wobei: Mit dem einen oder anderen Titel könnte sich auch heute sicher noch mancher Politiker - und sicher auch des bürgerlichen Lagers - durchaus identifizieren, wenn es etwa heißt:
Musik: "Die Partei, die Partei, die hat immer recht!"
Aber: Wie auch immer man über Herrn Rüttgers Vorstoß urteilen mag, in einem kann man ihm sicher zustimmen, wenn er nämlich fordert:
"Wir müssen unseren kulturellen Reichtum bewahren!"
Allerdings: Vielleicht müssen wir diesen Reichtum erstmal wieder entdecken? In den 80ern wurde das schon mal versucht, Bands wie Ougenweide, Zupfgeigenhansel oder Liederjan haben da schon Großes geleistet. Und es ist beeindruckend, wie viele von den uralten Gesängen bis heute an Relevanz nichts verloren haben - dabei lässt sich singend ja doch vieles leichter bewältigen - zum Beispiel: Thema Schuldenhaushalt - ein Lied zwo, drei:
Musik: "Ich bin ein Lump fiteri - fitera - sauf nur auf Pump! - fiteri-fitera, ich bin ein Lump- sauf nur auf Pump ..."
... oder - ganz aktuell - Thema Zölibat:
Musik: "Ein Mönch kam in ein Nonnenkloster - hei - juchei - mit seinem langen Paternoster ..."
Und wenn´s trotz Volksmusik-Kampagne am 9. Mai danebengehen sollte - selbst dafür gäb´s einen passenden Soundtrack:
Musik: "Wem ham´se de Krone jeklaut, wem ham´se de Krone jeklaut - dem Wilhelm, dem doofen, dem Oberganoven, dem ha´m se de Krone jeklaut!"
Links zum Thema:
"Ruhr-Nachrichten": Rüttgers-Vorstoß - Singen ist wichtiger als Rettung des deutschen Liedes
Sitz' ich bei'm Schwager vorn."
Es ist zwar schon 36 Jahre her, aber trotzdem: Es sei jedem Politiker empfohlen, der plant, sich auf das schunkelige Terrain "Volksmusik" vorzuwagen, sich doch nochmal mit dem Fall "Walter Scheel" zu beschäftigen: Er, der im Jahr 1974 als schillernde Figur im höchsten Amt der Bundesrepublik begann, er war der Erste und Einzige, der zunächst sowohl Bundeskanzler als auch Präsident in Personalunion war - der aber dann vom neuen Kanzler Helmut Schmidt politisch kaltgestellt wurde - dem Herrn Scheel fiel damals auch nichts besseres zur Aufmerksamkeitserzeugung ein, als den Volksmusik-Kasper zu geben- die Folgen sind bekannt: wer heute "Walter Scheel" hört, denkt automatisch: gelber Wagen!
Musik: "... vorwärts die Rosse, sie traben ... lustig schmettert das Horn ..."
Aber vielleicht hat Herr Rüttgers auf der Suche nach der größten Wählergruppe aber auch nur mal auf CD-Verkaufszahlen geschaut und gedacht: Kein Mensch kauft mehr Negermusik-CDs, aber wenn Silbereisen, Randfichten oder Herzbuben draufsteht, gehen die Verkaufszahlen durch die Decke! - nur, Herr Rüttgers: Das muss nicht zwangsläufig heißen, dass die Mutantenstadl-Fans in der Überzahl sind, sondern nur, dass die Volkstümel-Kundschaft den Begriff "Download" vielleicht immer noch für eine Extremsportart hält, bei der man mit einem Geländerad Berghänge herunterbrettert.
Musik: "Herrliche Berge, schwindelnde Höhen - Bergvagabunden sind wir …"
Und ja: Volksmusik ist und bleibt ideologisch verdächtig! - sicher nicht zu Unrecht, und auch Walter Scheels Postkutschen-Nummer ist ja eigentlich durch den virilen Bass des Düsseldorfers Heinz Georg Kramm, besser bekannt als "Heino", populär gemacht worden - der nicht lange davor mit einem Lied reüssierte, das sich durchaus als verdeckte Koalitionsempfehlung an Parteien im rechten Spektrum interpretieren ließe, kennen sie sicher:
Musik: "Schwarz-braun ist die Haselnuss, schwarz-braun bin auch ich, bin auch ich, schwarz-braun muss mein Mädel sein, gerade so wie ich ..."
Unvergessen auch Günter Oettingers Volkslied-Debakel im letzten Jahr, als unter seiner Ägide eine Fibel herausgegeben wurde, in der auf Seite 86 das bei der Wehrmacht so beliebte Panzerlied zu finden war.
Musik: "Bestaubt sind die Gesichter, doch froh ist unser Sinn ..."
Aber, wie sagte Jürgen Rüttgers in einem Interview mit den Dortmunder "Ruhr-Nachrichten":
"Wer nicht weiß, woher er kommt, der weiß auch nicht, wohin er geht!"
Recht hat er! Aber heißt das nicht auch, dass gar keine Phase der deutschen Volksmusik-Geschichte übergangen werden dürfte? Auch nicht solche Lieder, die einst im Ostteil des geteilten Deutschlands durchaus verbreitet waren, dann aber plötzlich aus dem Kanon verschwunden sind? Wobei: Mit dem einen oder anderen Titel könnte sich auch heute sicher noch mancher Politiker - und sicher auch des bürgerlichen Lagers - durchaus identifizieren, wenn es etwa heißt:
Musik: "Die Partei, die Partei, die hat immer recht!"
Aber: Wie auch immer man über Herrn Rüttgers Vorstoß urteilen mag, in einem kann man ihm sicher zustimmen, wenn er nämlich fordert:
"Wir müssen unseren kulturellen Reichtum bewahren!"
Allerdings: Vielleicht müssen wir diesen Reichtum erstmal wieder entdecken? In den 80ern wurde das schon mal versucht, Bands wie Ougenweide, Zupfgeigenhansel oder Liederjan haben da schon Großes geleistet. Und es ist beeindruckend, wie viele von den uralten Gesängen bis heute an Relevanz nichts verloren haben - dabei lässt sich singend ja doch vieles leichter bewältigen - zum Beispiel: Thema Schuldenhaushalt - ein Lied zwo, drei:
Musik: "Ich bin ein Lump fiteri - fitera - sauf nur auf Pump! - fiteri-fitera, ich bin ein Lump- sauf nur auf Pump ..."
... oder - ganz aktuell - Thema Zölibat:
Musik: "Ein Mönch kam in ein Nonnenkloster - hei - juchei - mit seinem langen Paternoster ..."
Und wenn´s trotz Volksmusik-Kampagne am 9. Mai danebengehen sollte - selbst dafür gäb´s einen passenden Soundtrack:
Musik: "Wem ham´se de Krone jeklaut, wem ham´se de Krone jeklaut - dem Wilhelm, dem doofen, dem Oberganoven, dem ha´m se de Krone jeklaut!"
Links zum Thema:
"Ruhr-Nachrichten": Rüttgers-Vorstoß - Singen ist wichtiger als Rettung des deutschen Liedes