Eröffnungsoper in der Industriekathedrale
Mehr als 5000 Menschen arbeiteten in den 50ern in der Zeche Lohberg in Dinslaken. Bis zu 1000 Meter fuhren sie von hier in die Tiefe. Nun wird das Zechenhalle Schauplatz der Eröffnungspremiere zur diesjährigen Ruhrtriennale. Ein Besuch.
Am Stadtrand von Dinslaken erstreckt sich ein mehrere Fußballfelder großes Areal. Ein riesiger, dreibeiniger Förderturm überragt das Gelände. Während der Einfahrtsbereich bereits teilweise renoviert wurde, erstreckt sich dahinter eine Baustelle – und eine Halle, in der einst Kohle gemischt wurde. Hier ging es gut einJahrhundert lang bis knapp 1000 Meter in die Tiefe. Das Ziel: Steinkohle. Bis zum Jahr 2005 aktiv und wie allerorts im Ruhrgebiet: Arbeitgeber der Superlative. Mehr als 5000 Menschen arbeiteten in den 50er-Jahren auf dem Gelände, sorgten für eine Jahreskohleförderung von rund drei Millionen Tonnen. Nun aber sieht es aus, wie auf einer Baustelle – und damit musste auch die Ruhrtriennale zurechtkommen:
Sechs Wochen hat der Umbau gedauert
"Es fing an, dass wir uns einen Stromanschluss der Stadtwerke Dinslaken legen mussten, wir haben Wasser über einen Hydranten, wir haben Toilettencontainer, wir haben 43 Container hier auf dem Gelände, mit Garderoben, mit Büros, mit Werkstätten, wir sind mit zwei Staplern, drei großen Hubgeräten hier."
Sechs Wochen lang hat Andreas Dittmann, der technische Produktionsleiter der Ruhrtriennale, mit seinem Team daran gearbeitet, dass heute in der Zechenhalle Oper gespielt werden kann. Dabei musste vor allem improvisiert werden:
"Man hat den Boden nicht so, wie man braucht, man muss noch eine Baustraße bauen lassen. Mit der Witterung muss man schauen. Es ist natürlich sehr staubig auf dem Gelände. Es ist alles hier Kies und Schotter beziehungsweise zum Teil auch noch Kohlenstaub. Das heißt, wir haben sehr viel Dreck, wir müssen sehr viel reinigen lassen."
Um die Zeche wurde eine Arbeitersiedlung errichtet
Das galt auch schon immer, früher wie heute, überall im Ruhrgebiet. Die Zeche Lohberg ist dennoch ein besonderer Standort: Zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Stahlleuten, den Thyssens, gegründet, wurde damals nicht nur das Zechengelände gekauft, sondern direkt eine größere Fläche drum herum, um Platz für eine Siedlung für die Belegschaft zu haben. Ein Zusammenspiel von Zeche und der Gartenstadt, das selbst das Ende des Kohleabbaus überdauert hat, sodass …
"… es einen Dreiklang gibt, zwischen dem alten Stadtteil, der eine richtig charmante Gartenstadt ist, der Schachtanlage selber und der Landschaft, diese künstliche Landschaft, die Naturlandschaft, die sich hier direkt anschließt",
Heute beheimatet sie Zeche unter anderem ein Tonstudio
erklärt Bernd Lohse von der RAG Montan Immobilien dem heutigen Eigentümer. Kreativ.Quartier, so heißt die Zeche heute ganz im Zeitgeistjargon, beheimatet unter anderem ein Tonstudio. Und eben – im Schatten des Förderturms – die riesige Kohlemischhalle. Eine Industriekathedrale: 200 Meter lang, 65 Meter breit, 34 Meter hoch, und mit einer Art Wellblechdach überzogen. Der Ort, wo einst ein gigantischer Rechen die Rohstoffe mischte, wurde heute Abend zum Theaterraum. Für Johan Simons Eröffnungspremiere der Ruhrtriennale: "Accattone", nach Pasolini.