Informationen zum Weihnachtskonzert am Montag, 21. Dezember 2015, ab 20.00 Uhr im Berliner Dom finden Sie unter www.rundfunkchor-berlin.de
Musikalische Völkerverständigung
Die Weihnachtskonzerte des Rundfunkchores Berlin sind schöne Tradition. In diesem Jahr präsentiert sich das Ensemble im Berliner Dom unter dem Motto der Völkerverständigung: "Fürchtet euch nicht. Ein lichter Abend in dunkler Zeit".
"Ich habe in Bosnien damals immer zweimal Weihnachten feiern dürfen mit Freunden und der Familie. Wir hatten einmal katholisch am 24. / 25. Wir hatten am 7. Januar noch mal orthodox. Das ist immer ein Fest von Freunden eigentlich."
Jasmina Hadziahmetovic ist verantwortlich für die Inszenierung des Weihnachtskonzertes vom Rundfunkchor Berlin. Sie hat ihre Kindheit in Sarajewo verbracht. Seit 1992 lebt sie in Deutschland. Die Flucht vor Krieg und Gewalt kennt sie aus eigenem Erleben.
Ist das Fremde wirklich fremd?
Jasmina Hadziahmetovic: "Mir ging's darum zu schauen, wie gehen wir mit dem Fremden um und mit den fremden Traditionen? Dass man nicht Angst hat, wenn jemand ankommt mit islamischer oder xyz-Tradition, dass man plötzlich Angst hat, eigene Werte zu verlieren."
Mit seinem Weihnachtskonzert geht der Rundfunkchor Berlin diesmal ungewöhnliche Wege. Im Mittelpunkt steht nicht nur die Besinnung auf die Geburt Jesu, sondern es geht darum, Fragen zu stellen: Wo komme ich her? Wie begegne ich dem vermeintlich Fremden? Oder gar: Ist das Fremde überhaupt wirklich fremd? Nicolas Fink ist der musikalische Leiter des Abends:
"Als wir begonnen haben, uns Gedanken zu machen über dieses Programm, sind wir erst mal von dieser Liturgie ausgegangen. Und das Thema, das uns interessiert hat, ist Ritual, also das Einschließen der Leute in eine Gemeinschaft – ein Wir bilden. Und wenn es ein Wir gibt, dann gibt es auch immer ein Die-da-Draußen. Und das Thema Ausgrenzung war vor einem Jahr ungefähr schon im Vordergrund. Dass uns jetzt die Aktualität so überrollt hat, konnten wir damals nicht ahnen."
Weihnachtskonzert im Zeichen des Lichts
Die Musik des Weihnachtskonzertes könnte heterogener kaum sein: die "Chrysostomos-Liturgie" von Sergej Rachmaninow, ein mystizistisches Werk in der russisch-orthodoxen Tradition. "The Fayrfax Carol" von Thomas Adès. Und alsdann ein neues Werk von Rainer Schnös, der Texte des syrischen Dichters Monzer Masri vertont hat: "Lass mein Volk leben". Zwischendurch Worte von Flüchtlingen in Deutschland, aus dem Evangelium und aus den Psalmen von Said. Jasmina Hadziahmetovic:
"Das ist aus Teheran ein persischer Dichter, der schreibt ausschließlich auf Deutsch, der hat fantastische Psalmen geschrieben, die sich immer an den Gott wenden, aber es ist deutlich zu spüren, dass es nicht aus christlichem Hintergrund ist, sondern dass es wirklich lyrisch ist und bezieht sich auf die Zeit jetzt – also: Wie würden die Psalmen klingen, wenn man sie jetzt schreibt? Wenn man Gott fragt: Warum haben wir keinen Dialog jetzt? Warum spricht er nach so vielen Sachen, die passiert sind, nicht mehr zu uns?"
"Die Luft trägt den Klang der Trommeln herbei.
Ebenso schlägt mein Herz.
Aus dem Rhythmus wird eine Stimme:
Ich weiß, dass du müde bist.
Aber komm! Hier ist der Weg!'"
Ebenso schlägt mein Herz.
Aus dem Rhythmus wird eine Stimme:
Ich weiß, dass du müde bist.
Aber komm! Hier ist der Weg!'"
Doch bei aller Ernsthaftigkeit der gestellten Fragen ist es doch ein Weihnachtskonzert im Zeichen des Lichts. Yalda heißt das persische Lichtfest, das im Grunde vieles gemeinsam hat mit unserem Weihnachtsfest.
Jasmina Hadziahmetovic: "Die kommt aus der vorislamischen Zeit in Persien. Da wird gefeiert die Geburt des Lichtes, die längste Nacht des Jahres wird verabschiedet, der Tag wird länger, und man feiert gemeinsam, liest aus dem Hafis und singt, isst Früchte – es bildet auch was Gemeinschaftliches. Und im Sinne, was wir jetzt wollen: einen Altar aus verschiedenen Traditionen bilden. Einen Altar des Lichts."
Das Konzert übertragen wir am Dienstag, den 22. Dezember 2015, ab 20.03 Uhr.