RundfunkchorLounge "Spice Girls"

Begnadete Komponistinnen vom Mittelalter bis heute

Die Moderatorin beugt sich vor Lachen weit nach hinten, während der Dirigent neben ihr auf ein Notenpult verweist.
Ohne Spaß geht nichts bei Moderatorin Gayle Tufts und Chefdirigenten Gijs Leenaars. © Rundfunkchor Berlin / Laura Brichta
Moderation: Gayle Tufts |
Die RundfunkchorLounge lebt von der unkonventionellen Moderation von Gayle Tufts, die in diesem Programm kreative Komponistinnen zum Thema hat: Gender, Genie, Gerechtigkeit in der Gesellschaft.
Selbstbewusst sangen und zeigten sich die Spice Girls im Videoclip von "Wannabe". Lange träumten kreative Frauen in der Musikgeschichte von dieser Freiheit. Und trotz aller einengenden Umstände gab es immer schon Komponistinnen: Hildegard von Bingen schrieb schon im Mittelalter ihre Musik nieder.
Eine Bronzeskulptur der Heiligen von Karlheinz Oswald (1998) vor der Kirche.
Im Garten der Benediktinerinnenabtei oberhalb der Weinstadt Ruedesheim legte Hildegard von Bingen ihren Garten an und komponierte.© picture alliance / Rainer Oettel / dpa-Zentralbild / ZB
Barbara Strozzi erhielt Unterstützung von ihrer Familie im barocken Venedig. Clara Schumann, die durch ihre Wunderkindkarriere im 19. Jahrhundert Grenzen überschreiten konnte, die eine bürgerliche Frau für gewöhnlich daran hinderten, sich zu entfalten. Oder die Schwestern Boulanger, von denen die eine als begnadete Komponistin die Musikwelt in Erstaunen versetzte und die andere später ganze Musikergenerationen maßgeblich prägte.

Eingrenzung in der Bildung

Es sei "die Pflicht des Erziehers, das aufstrebende Genie des Mädchens zurückzudrücken und auf alle Weise zu verhindern, dass es selbst die Größe seiner Anlagen bemerke", formulierte allen Ernstes der Musiklehrer Karl Heinrich Heydenreich 1800 in Leipzig. Fanny Mendelssohn wurde nach genau diesem Prinzip hinter ihrem Bruder Felix einsortiert.
Die Zeiten haben sich geändert. Und wie sehen die Perspektiven aus, nachdem das Thema Gendergerechtigkeit nun endlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist? Diesen und weiteren Fragen ging die Lounge am 22. Januar im silent green Kulturquartier nach, Gesprächsgast war Bea Lundt, Historikerin mit den Schwerpunkten Mittelalter, Kolonialgeschichte und Transgender.

Doch sind die Frauen in der Musik heute wirklich gleichberechtigt? Die zweite RundfunkchorLounge der Saison wirft einen Blick in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Musikwelt. Zu Gast war Prof. Dr. Bea Lundt, Historikerin, Mediävistin und Genderforscherin. Und natürlich erklang an diesem Abend jede Menge Musik von Frauen, gesungen von den Solistinnen und Sängern des Rundfunkchores Berlin mit ihrem Chefdirigent Gijs Leenaars.
Blick in den voll besetzten achteckigen Kuppelraum mit seinen Rängen.
Im stillgelegten Krematorium silent green findet regelmäßig die RundfunkchorLounge statt.© Rundfunkchor / Lovis Ostenrik
Aufzeichnung des Konzertes vom 22. Januar 2020 im silent green Kulturquartier
Spice Girls
"If you wanna be my lover"
Petrus Abelard
"Planctus cigne" für Männerstimmen
Nadia Boulanger
Drei Stücke für Violoncello und Klavier
Kassia
Hymnen für Frauenstimmen
André Previn
"Four Songs after Toni Morrison" für Sopran, Klavier und Violoncello
Ethel Smythe
"March of women" für Chor und Klavier
Sulpitia Cesis
Motetti spirituali für Doppelchor und Continuo

Eva Friedrich, Sopran
Bianca Reim, Sopran
Heike Peetz, Sopran
Laura Murphy, Mezzosopran

Anna Carewe, Violoncello
Philip Mayers, Klavier
Bettina Pieck, Truhenorgel
Johannes Ragg, Kontrabass

Rundfunkchor Berlin
Leitung: Gijs LeenaarsModeration und Gesang: Gayle Tufts

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