Eine eigene Stimme für den Westen
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einen einheitlichen Sender für Nord- und Westdeutschland. Sehr zum Missfallen von Nordrhein-Westfalen, das sich nicht ausreichend repräsentiert fühlte. 1954 wurde deswegen das WDR-Gesetz verabschiedet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einen einheitlichen Sender für Nord- und Westdeutschland. Sehr zum Missfallen von Nordrhein-Westfalen, das sich nicht ausreichend repräsentiert fühlte. 1954 wurde deswegen der WDR geschaffen.
"Unter 1 hatten wir den Entwurf des Gesetzes über den Westdeutschen Rundfunk. Das Haus hat mit Mehrheit das Gesetz 16-02 über die Errichtung des Westdeutschen Rundfunk Köln, angenommen."
Nordrhein-Westfalens Landtagspräsident Josef Gockeln am 25. Mai 1954 im Düsseldorfer Landtag. Nach fast zehn Jahren fand die Vierländeranstalt Nordwestdeutscher Rundfunk - NWDR - mit der Ratifizierung des so genannten WDR-Gesetzes ihr vorläufiges Ende. Als Radio der britischen Besatzungszone war der NWDR nach dem Krieg für die Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen auf Sendung gegangen, nach dem Vorbild der staatlich unabhängigen BBC.
Doch seit Beginn der 50er Jahre wurden von Rhein und Ruhr Forderungen nach einer eigenen Landesrundfunkanstalt laut. Denn schon während der Weimarer Republik hatte in Köln mit der Westdeutschen Funkstunde ein eigenständiger Sender existiert. Vor allem Karl Arnold, Ministerpräsident in Düsseldorf, galt als treibende Kraft:
Doch seit Beginn der 50er Jahre wurden von Rhein und Ruhr Forderungen nach einer eigenen Landesrundfunkanstalt laut. Denn schon während der Weimarer Republik hatte in Köln mit der Westdeutschen Funkstunde ein eigenständiger Sender existiert. Vor allem Karl Arnold, Ministerpräsident in Düsseldorf, galt als treibende Kraft:
"Der Tag, an dem die Ansage "Hier ist der westdeutsche Rundfunk Köln" zum ersten Mal über die Sender gehen wird, rückt immer näher. Aber dieser Tag kommt nicht von selbst. Er braucht viel Arbeit und viel guten Willen."
Der konservative Westen wollte eine eigene Stimme
Das CDU-dominierte und katholisch geprägte Nordrhein-Westfalen fühlte sich vom SPD-regierten und protestantisch geprägten Norden in Themen und Sendungen nicht ausreichend berücksichtigt. Das Kölner Funkhaus besaß tatsächlich wenig Einfluss auf die Programmplanung. Selbst die SPD-Opposition im Düsseldorfer Landtag setzte sich für einen eigenen von Hamburg unabhängigen Sender ein und damit für die Zerschlagung des NWDR. Ihr damaliger Rundfunkpolitischer Sprecher Heinz Kühn:
"Wenn es ein Land gibt, das durch eine landesgesetzliche Regelung des Rundfunkwesens in Erscheinung treten kann, dies am ehesten Nordrhein-Westfalen für sich in Anspruch nehmen kann. Sowohl seiner gebietlichen Bedeutung nach, als seiner sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Bedeutung nach, kann hier am ehesten daran gedacht werden, mit einem Landesgesetz an die in guter Erinnerung gehaltene Tradition des Westdeutschen Rundfunks von vor 1933 anzuknüpfen."
Obwohl 1950 durch die Einführung zweier Ultrakurzwellenprogramme, UKW-Nord und UKW-West, eine Regionalisierung begonnen hatte, - das Hauptprogramm wurde noch über Mittelwelle aus Hamburg gesendet - war die Teilung des NWDR politisch nicht mehr aufzuhalten. Zu emotional und polemisch wurde auf beiden Seiten argumentiert. Während etwa "Die Ruhrnachrichten" kritisierten:
"Der sogenannte Nordwestdeutsche Rundfunk ist norddeutsch, aber nicht westdeutsch. Sein Sitz ist Hamburg. Köln ist gegenüber Hamburg und Hannover in vielerlei Hinsicht benachteiligt."
äußerte Hamburgs Bürgermeister Kurt Sieveking beispielsweise:
"Wir haben uns in den bisherigen Verhandlungen jeder Polemik enthalten und haben alles vermieden, um die Gegensätze - wahrscheinlich sind es zum größten Teil nur vermeintliche Gegensätze - zu verschärfen. Aber ich muss doch einmal sagen, dass Köln nun schließlich nicht der Nabel der deutschen Kultur ist."
Ein forscher Zeitplan für ein großes Unterfangen
Doch noch galt die britische Verordnung Nr. 118, die dem NWDR aufgrund des Besatzungsstatuts das alleinige Sendemonopol zusprach. Ohne diese Aufhebung des Monopols war das WDR-Gesetz reine Makulatur. Erst nachdem der britische Hohe Kommissar am 1. Februar 1955 mit der Verordnung Nr. 257 das Monopol aufhob, konnte Ministerpräsident Kurt Arnold die weiteren Schritte zur Einrichtung des neuen WDR unternehmen.
"Denn es ist ja nicht so, als ob man nur ein Firmenschild auszuwechseln hätte. ... Es müssen vielmehr Grundstücke, technische Anlagen, Einrichtungsgegenstände und Kapitalvermögen übertragen werden, und was noch weit wichtiger ist: Der Übergang soll die bisherigen Angestellten und Arbeiter des NWDR nach Möglichkeit nicht benachteiligen."
In einem forschen Zeitplan wählte einen Monat später der nordrhein-westfälische Landtag den Rundfunkrat. Im Mai 1955 dann wurde Hanns Hartmann, bisheriger Chef des Kölner NWDR-Funkhauses, zum neuen WDR-Intendanten gewählt. Am 1. Januar 1956 schließlich war es soweit:
"Hier meldet sich nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder der Westdeutsche Rundfunk."