Rundum vernetzt im Alltag
Noch bis Mittwoch präsentiert sich die Internationale Funkausstellung in Berlin. Auf der TechWatch, dem Forschungsableger der IFA, präsentieren Industrie und Hochschulen ihre Entwicklungen. Das große Thema in diesem Jahr: Der elektronisch komplett vernetzte Alltag.
Die TechWatch präsentiert sich 2012 großzügiger als in den vergangenen Jahren: Neben kleinen Ständen von Hochschulen und Forschungsinstituten dominieren große Ausstellungsflächen der Industrie. Auf einer von ihnen kann der Besucher das E-Haus erkunden: Ein elektronisch komplett vernetztes Eigenheim. Küche, Wohn- und Schlafzimmer laden zu einer Stippvisite ein. Im Wohnzimmer etwa lässt sich alles bequem fernsteuern, sagt Informatiker Stefan Petri.
"Wir arbeiten hier mit dem iPad als Fernbedienung. Wir sitzen im Moment auf der Couch in unserem E-Haus. Wir können in unserem Haus hier, in unserem Wohnzimmer, alles bedienen, angefangen von der Beleuchtung. Das heißt, ich habe einen vollgrafischen Grundriss, und in diesem Grundriss finde ich meine Lampe in der Mitte und ich klicke einfach nur drauf und entsprechend: sie schaltet aus. Genauso kann ich verfahren mit den Jalousien, ich klicke einfach nur auf das entsprechende Symbol, und die Jalousie fährt sofort."
Bewegung wird so fast zum Tabu: Bequem ist es – aber ob es wirklich das Wohlbefinden steigert? Der Hausgrundriss auf dem Tablet-Computer, der für die Fernsteuerung nötig ist, fördert das eher nicht: Er sieht sehr technisch aus. Der Nutzer muss sich dabei auf einer Art Gebäudeskizze orientieren, um Lampen und Jalousie anzusteuern. Ganz passiv geht es dagegen im Raum nebenan zu.
"Wir befinden uns jetzt hier im Schlafzimmer des E-Hauses. Hauptthema ist hier unterstütztes Leben im Alter. Und eine Variante, mit der wir das Thema aufgreifen, ist eine so genannte Sensormatte. Das heißt, ich laufe auf die Sensormatte und sie erkennt die Schritte, die ich auf der Matte mache durch einfache Drucksensoren. Ein Anwendungsbereich ist, Stürze zu erkennen. Das heißt, wenn eine Person stürzt, erkennt die Matte die Lage der Person auf dem Boden und löst Alarm aus."
Die Pfleger in Altenheimen etwa könnten dann bei einem Unfall sofort zu Hilfe eilen. Angeschlossen wird die Matte an eine Steckdose, ihre Signale sendet sie über Funk aus – und über Funkverbindungen funktionieren ja auch Lampen und Jalousien. Das E-Haus ist damit so etwas wie ein großer, internetfähiger Computer, der sich bewohnen lässt: Voll automatisch und vernetzt. In diese Umgebung würde auch gut eine Entwicklung passen, die am Stand der Technische Hochschule Wildau zu sehen ist. Es ist eine lernende Heizung, sagt Professorin Birgit Wilkes.
"Das System, was wir hier vorstellen, ist ein Heizungsregelungssystem, das selbst lernt, wann welcher Raum genutzt wird und wann nicht. Damit das System selbst die Temperatur absenken kann, wenn der Raum ungenutzt ist, denn dann merkt es ja eh keiner. Und wenn ich den Raum nutze, dann ist es auch schon wieder schön warm. Das heißt im Idealfall merkt der Nutzer eigentlich überhaupt nicht, dass er zwischendurch Energie spart."
Kleine Lichtsensoren registrieren dabei, wie sich die Bewohner bewegen, in welchem Raum sie umherlaufen und in welchem Zimmer gerade niemand ist. Über Funk senden sie das Ergebnis an den Heizkörper, der dann entsprechend warm oder kalt wird. Und: Auch wenn man sehr ruhig am Schreibtisch arbeitet oder im Wohnzimmer faulenzt, registrieren die Sensoren das.
"Wenn sie auf dem Sofa sitzen, dann sind sie nie völlig regungslos, sondern sie bewegen sich immer ein bisschen. Selbst dieses bisschen reicht, damit der Sensor weiß, dass dort jemand im Raum ist und eben dass ins Profil mit einbezieht."
Und damit nicht auch nachts im Schlafzimmer die Heizung anspringt, wenn man sich im Bett umherwälzt, reagiert der Bewegungssensor nur in Kombination mit Licht. Ist es also dunkel in der Wohnung, bleibt die Heizung kalt. Sinnvoll könnte so ein System sein, um automatisch Wärmeenergie zu sparen. Der Praxistest steht allerdings noch aus.
"Wir gehen jetzt, zu dieser Wintersaison, mit 1000 Systemen in den Feldtest. Werden dann sehen, wie das Ganze funktioniert, ob wir vielleicht noch mal ein bisschen nachjustieren müssen. Und das System soll im nächsten Jahr auf den Markt kommen."
Etwas früher wird das vollautomatische Kommunikationssystem Sync erhältlich sein, präsentiert vom Autobauer Ford. Um Sync auszuprobieren, steigt der Besucher in der Mitte der TechWatch-Halle in einen parkenden Wagen ein – und lässt den Messelärm so kurze Zeit hinter sich. Sync verbindet elektronische Geräte wie Handy oder Musikplayer mit dem Boardcomputer im Auto, erklärt Informatiker Thomas Michel.
"Ja, also ich kann mein iPad, mein iPod oder auch jeden anderen Musikplayer ins Auto bringen, den per USB anschließen, und kann dann per Sprache auf meine Musik zugreifen. Das heißt, wenn ich jetzt zum Beispiel U2 hören möchte, kann ich das dem System per Sprache mitteilen."
Jetzt noch auf den Startknopf am Lenkrad gedrückt – und los geht’s. Und genau so lassen sich andere Musiktitel und Alben aufrufen. Auch das Handy kann angeschlossen werden. Erhält man etwa eine SMS, liest sie einem das System vor. Der Nutzer kann außerdem per Sprache auf das Telefonbuch zugreifen und Leute anrufen. Für die Sicherheit ein Vorteil, sagt Thomas Michel.
"Wir haben halt bestimmte Funktionen wo wir wissen, das macht der Fahrer halt einfach bei der Fahrt. Das heißt, es kommen Textnachrichten rein, er macht anrufe, er spielt Musik ab. Das können wir nicht verhindern, dass er diese Aufgaben macht, aber was wir machen können ist, wir können diese Ablenkung reduzieren während der Fahrt. Und wenn man sich jetzt mal Studien anguckt, die halt die Benutzung eines MP3-Players oder eines Handys während der Fahrt vergleichen mit einer Sprachsteuerung, ist dort die Ablenkung massiv reduziert."
Die TechWatch lässt es erahnen: Elektronische Geräte werden zunehmend miteinander vernetzt, viele Handlungen werden uns abgenommen. Passend zu dieser Entwicklung abschließend ein Blick auf die Tankstelle im E-Haus: Es ist eine Art überdimensionale Steckdose in der Garage – über die das E-Auto automatisch aufgeladen wird, wenn der Strom günstig ist. Eine Zukunftsvision – die sich technisch gut umsetzen ließe.
Weitere Infos im Web:
Internationale Funkausstellung Berlin
Internationale Funkausstellung - TechWatch
"Wir arbeiten hier mit dem iPad als Fernbedienung. Wir sitzen im Moment auf der Couch in unserem E-Haus. Wir können in unserem Haus hier, in unserem Wohnzimmer, alles bedienen, angefangen von der Beleuchtung. Das heißt, ich habe einen vollgrafischen Grundriss, und in diesem Grundriss finde ich meine Lampe in der Mitte und ich klicke einfach nur drauf und entsprechend: sie schaltet aus. Genauso kann ich verfahren mit den Jalousien, ich klicke einfach nur auf das entsprechende Symbol, und die Jalousie fährt sofort."
Bewegung wird so fast zum Tabu: Bequem ist es – aber ob es wirklich das Wohlbefinden steigert? Der Hausgrundriss auf dem Tablet-Computer, der für die Fernsteuerung nötig ist, fördert das eher nicht: Er sieht sehr technisch aus. Der Nutzer muss sich dabei auf einer Art Gebäudeskizze orientieren, um Lampen und Jalousie anzusteuern. Ganz passiv geht es dagegen im Raum nebenan zu.
"Wir befinden uns jetzt hier im Schlafzimmer des E-Hauses. Hauptthema ist hier unterstütztes Leben im Alter. Und eine Variante, mit der wir das Thema aufgreifen, ist eine so genannte Sensormatte. Das heißt, ich laufe auf die Sensormatte und sie erkennt die Schritte, die ich auf der Matte mache durch einfache Drucksensoren. Ein Anwendungsbereich ist, Stürze zu erkennen. Das heißt, wenn eine Person stürzt, erkennt die Matte die Lage der Person auf dem Boden und löst Alarm aus."
Die Pfleger in Altenheimen etwa könnten dann bei einem Unfall sofort zu Hilfe eilen. Angeschlossen wird die Matte an eine Steckdose, ihre Signale sendet sie über Funk aus – und über Funkverbindungen funktionieren ja auch Lampen und Jalousien. Das E-Haus ist damit so etwas wie ein großer, internetfähiger Computer, der sich bewohnen lässt: Voll automatisch und vernetzt. In diese Umgebung würde auch gut eine Entwicklung passen, die am Stand der Technische Hochschule Wildau zu sehen ist. Es ist eine lernende Heizung, sagt Professorin Birgit Wilkes.
"Das System, was wir hier vorstellen, ist ein Heizungsregelungssystem, das selbst lernt, wann welcher Raum genutzt wird und wann nicht. Damit das System selbst die Temperatur absenken kann, wenn der Raum ungenutzt ist, denn dann merkt es ja eh keiner. Und wenn ich den Raum nutze, dann ist es auch schon wieder schön warm. Das heißt im Idealfall merkt der Nutzer eigentlich überhaupt nicht, dass er zwischendurch Energie spart."
Kleine Lichtsensoren registrieren dabei, wie sich die Bewohner bewegen, in welchem Raum sie umherlaufen und in welchem Zimmer gerade niemand ist. Über Funk senden sie das Ergebnis an den Heizkörper, der dann entsprechend warm oder kalt wird. Und: Auch wenn man sehr ruhig am Schreibtisch arbeitet oder im Wohnzimmer faulenzt, registrieren die Sensoren das.
"Wenn sie auf dem Sofa sitzen, dann sind sie nie völlig regungslos, sondern sie bewegen sich immer ein bisschen. Selbst dieses bisschen reicht, damit der Sensor weiß, dass dort jemand im Raum ist und eben dass ins Profil mit einbezieht."
Und damit nicht auch nachts im Schlafzimmer die Heizung anspringt, wenn man sich im Bett umherwälzt, reagiert der Bewegungssensor nur in Kombination mit Licht. Ist es also dunkel in der Wohnung, bleibt die Heizung kalt. Sinnvoll könnte so ein System sein, um automatisch Wärmeenergie zu sparen. Der Praxistest steht allerdings noch aus.
"Wir gehen jetzt, zu dieser Wintersaison, mit 1000 Systemen in den Feldtest. Werden dann sehen, wie das Ganze funktioniert, ob wir vielleicht noch mal ein bisschen nachjustieren müssen. Und das System soll im nächsten Jahr auf den Markt kommen."
Etwas früher wird das vollautomatische Kommunikationssystem Sync erhältlich sein, präsentiert vom Autobauer Ford. Um Sync auszuprobieren, steigt der Besucher in der Mitte der TechWatch-Halle in einen parkenden Wagen ein – und lässt den Messelärm so kurze Zeit hinter sich. Sync verbindet elektronische Geräte wie Handy oder Musikplayer mit dem Boardcomputer im Auto, erklärt Informatiker Thomas Michel.
"Ja, also ich kann mein iPad, mein iPod oder auch jeden anderen Musikplayer ins Auto bringen, den per USB anschließen, und kann dann per Sprache auf meine Musik zugreifen. Das heißt, wenn ich jetzt zum Beispiel U2 hören möchte, kann ich das dem System per Sprache mitteilen."
Jetzt noch auf den Startknopf am Lenkrad gedrückt – und los geht’s. Und genau so lassen sich andere Musiktitel und Alben aufrufen. Auch das Handy kann angeschlossen werden. Erhält man etwa eine SMS, liest sie einem das System vor. Der Nutzer kann außerdem per Sprache auf das Telefonbuch zugreifen und Leute anrufen. Für die Sicherheit ein Vorteil, sagt Thomas Michel.
"Wir haben halt bestimmte Funktionen wo wir wissen, das macht der Fahrer halt einfach bei der Fahrt. Das heißt, es kommen Textnachrichten rein, er macht anrufe, er spielt Musik ab. Das können wir nicht verhindern, dass er diese Aufgaben macht, aber was wir machen können ist, wir können diese Ablenkung reduzieren während der Fahrt. Und wenn man sich jetzt mal Studien anguckt, die halt die Benutzung eines MP3-Players oder eines Handys während der Fahrt vergleichen mit einer Sprachsteuerung, ist dort die Ablenkung massiv reduziert."
Die TechWatch lässt es erahnen: Elektronische Geräte werden zunehmend miteinander vernetzt, viele Handlungen werden uns abgenommen. Passend zu dieser Entwicklung abschließend ein Blick auf die Tankstelle im E-Haus: Es ist eine Art überdimensionale Steckdose in der Garage – über die das E-Auto automatisch aufgeladen wird, wenn der Strom günstig ist. Eine Zukunftsvision – die sich technisch gut umsetzen ließe.
Weitere Infos im Web:
Internationale Funkausstellung Berlin
Internationale Funkausstellung - TechWatch